Vulkans Hammer
Herkunft; Barris erkannte die gedehnte Sprechweise von Taubmanns Territorium der Südstaaten am Rande von Südamerika.
»Ersparen Sie mir Ihre volkstümlichen Metaphern«, sagte Barris.
Fields lachte.
»Sie irren sich, Herr Direktor.«
»Es war ein Gleichnis«, pflichtete ihm Rachel ausdruckslos bei.
Barris spürte, wie er rot wurde; sie nahmen ihn hoch, diese Leute, und er fiel darauf herein.
»Ich bin erstaunt über Ihre Macht, Anhänger anzuziehen«, sagte er zu dem Mann im Bademantel. »Sie bringen die Ermordung des Mannes dieser Frau zuwege, und nachdem sie Ihnen begegnet ist, schließt sie sich Ihrer Bewegung an. Das ist beeindruckend.«
Fields schwieg lange Zeit. Schließlich legte er die Lampenfassung weg. »Muß hundert Jahre alt sein«, meinte er. »In den Vereinigten Staaten gibt es so etwas nicht mehr, seit ich geboren wurde. Und sie nennen diese Gegend modern.« Er zupfte und zerrte an seiner Unterlippe. »Ich schätze Ihre moralische Empörung. Jemand hat den Schädel dieses armen Mannes eingeschlagen; daran besteht kein Zweifel.«
»Sie waren auch da«, sagte Barris.
»Oh, ja«, sagte Fields. Er musterte Barris durchdringend – die harten, dunklen Augen schienen größer und noch zorniger zu werden. »Ich lasse mich manchmal hinreißen«, sagte er. »Wenn ich den hübschen Anzug sehe, den ihr tragt, den grauen Anzug und das weiße Hemd, die glänzenden schwarzen Schuhe.« Sein Blick wanderte an Barris hinauf und hinunter. »Und vor allem bringt mich das Ding in Rage, das ihr alle in euren Taschen tragt. Dieser Stiftstrahler.«
»Vater Fields ist einmal von einem Steuereintreiber gebrannt worden«, sagte Rachel.
»Ja«, bestätigte Fields. »Sie wissen, daß die Eintracht-Steuereintreiber juristisch immun sind. Kein Bürger kann gesetzlich gegen sie vorgehen. Ist das nicht schön?« Er hob den Arm und streifte den rechten Ärmel zurück; Barris sah, daß das Fleisch vom Handgelenk bis zum Ellbogen eine wuchernde Masse aus Narbengewebe war. »Zeigen Sie uns Ihre moralische Empörung darüber«, sagte er zu Barris.
»Die habe ich«, erwiderte Barris. »Ich habe die üblichen Steuereintreibungsmethoden nie gutgeheißen. In meinem Bezirk werden Sie sie nicht finden.«
»Das stimmt«, gab Fields zu. Seine Stimme verlor etwas von ihrer Wut. »Das muß man Ihnen lassen. Verglichen mit den anderen Direktoren sind Sie gar nicht so schlimm. Wir haben ein paar Leute in Ihren Büros. Wir wissen ziemlich viel über Sie. Sie sind in Genf, weil Sie feststellen wollen, weshalb Vulkan 3 kein Dogma über uns Heiler verkündet hat. Es peinigt Ihr innerstes Denken, daß Jason Dill Ihre Anfrageformulare einfach zurückgeben kann, ohne daß Sie etwas dagegen tun können. Es ist sehr sonderbar, daß Ihre Maschine über uns nichts gesagt hat.«
Barris entgegnete nichts darauf.
»Das gibt uns eine Art Vorteil«, fuhr Fields fort. »Ihr Burschen habt keinen Plan, keine Handlungsvorgaben, ihr müßt auf Zeit spielen, bis die Maschine spricht. Denn es käme euch nie in den Sinn, eine eigene menschengemachte Politik zu entwickeln.«
»In meinem Bereich habe ich eine Politik«, sagte Barris. »Ich lasse jeden Heiler, der erwischt wird, ohne weitere Umstände ins Gefängnis werfen.«
»Weshalb?« fragte Rachel.
»Fragen Sie Ihren toten Mann«, erwiderte Barris verärgert und aufgebracht. »Ich kann Sie nicht verstehen. Ihr Mann ging seiner Arbeit nach und diese Leute ...«
»Direktor«, unterbrach ihn Fields, »Sie sind nie von den Psychologen in Atlanta bearbeitet worden.« Er sprach mit leiser Stimme. »Diese Frau ja. Und ich, bis zu einem gewissen Grad. Zu einem sehr geringen Grad. Nicht wie sie. Bei ihr hatten sie es eilig.«
Eine Zeitlang sagte niemand etwas.
Es gibt nicht viel, was ich sagen kann, wurde Barris klar. Er
trat an den Kartentisch, griff nach einer der Broschüren und las den Titel, der in großen, schwarzen Lettern prangte:
KÖNNEN SIE IHREN LEBENSWEG SELBST
BESTIMMEN? WANN HABEN SIE DAS LETZTE MAL
GEWÄHLT?
»Es hat seit zwanzig Jahren keine öffentliche Wahl mehr gegeben«, erklärte Fields. »Lehrt man das die Kinder in euren Schulen?«
»Man sollte es tun«, meinte Barris.
»Mr. Barris ...«, sagte Fields, seine Stimme klang angespannt und heiser. »Was halten Sie davon, der erste Direktor zu sein, der zu uns überläuft?« Einen Augenblick entdeckte Barris einen bittenden Unterton, dann war er verschwunden. Stimme und Miene des Mannes wurden hart. »In den zukünftigen
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