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Vyleta, Dan

Vyleta, Dan

Titel: Vyleta, Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pavel und Ich
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rieb sich den Hinterkopf.
    »Ich kann
wieder auf dem Sofa schlafen.«
    Sonja
schüttelte den Kopf. »Schlaf mit im Bett. Der Colonel will ... Einzelheiten.«
    »Sagen Sie
ihm ... Sag ihm, ich sei zu krank gewesen. Sag ihm, ich hätte gewollt, dass du
mich hältst. Das wird ihm gefallen.«
    Sonja
musste lächeln. Gemeinsam beseitigten sie den Affendreck, und als sie damit
fertig waren, überredete sie ihn, tatsächlich mit in ihrem Bett zu schlafen.
Es war groß genug für zwei, und eine zweite Nacht auf dem Sofa würde seinem
Rücken nicht bekommen.
    Sie zog
sich im Schlafzimmer das Nachthemd an und rief ihn dann herein. »Zieh den hier
an«, sagte sie und gab ihm den Flanellschlafanzug, den Fosko ihr aus England
bestellt hatte. »Du wirst nicht frieren, ich habe ein gutes Federbett.«
    Er ging
zurück ins Wohnzimmer, wo er sich ungestört umziehen konnte. Als er zurückkam,
schlüpften sie zusammen ins Bett, und beide drehten sich um, um ihre Kissen
zurechtzulegen.
    »Bist du so weit?«, fragte er,
bevor er das Licht ausknipste.
    »Ja, alles in Ordnung«, sagte sie.
    Es war für sie die lächerlichste
aller Fragen.
    Sie lagen
nebeneinander in dem großen Ehebett und achteten darauf, einander nicht zu
berühren. Im Dunkeln konnte Sonja den Affen herumklettern hören, er beobachtete
sie. Der Raum stank nach ihm. Pavels Körper strömte so gut wie keine Wärme aus,
und sie war versucht, die Hand auszustrecken, um sich zu versichern, dass er
wirklich da war. Sein Atem ging langsam und regelmäßig, und nach ein paar
Minuten hörte sie, wie er sich vorsichtig kratzte und dabei die Bettdecke
leicht zur Seite zog. Sie lag still da, die Hände auf dem Bauch, und fragte sich,
ob er wirklich so naiv war wie er auf sie wirkte.
    »Sag mir,
Sonja«, sagte er, als sie bereits halb eingenickt war. »Hast du den Jungen
heute gesehen? Anders?«
    »Ja. Er ist wütend, weil du vor
Fosko geweint hast.«
    »Ich bin
froh, dass ich das getan habe. Kannst du das verstehen?«
    »Nein«, sagte sie, »und der Junge
auch nicht.« Sie hörte noch, wie er sich auf den Bauch drehte. Dann schlief sie
ein.
     
    Irgendwann in der Nacht wachte
Sonja auf und spürte Pavels Atem, nur wenige Zentimeter von ihrem Mund entfernt.
Sie reckte sich vor und legte die Lippen auf seine. Als sie am Morgen
aufwachte, sagte sie sich, dass es nur ein Traum gewesen sei.
     
    24. Dezember 1946
     
    P avel
wachte als Erster auf. Um ihn herum herrschte Dunkelheit. Noch eine Stunde,
bis es zu dämmern beginnen würde. Lange Minuten lag er schuldbewusst da und
genoss ihren Geruch: Frühlingsblumen mit etwas Honig. Er nahm an, dass es ihr
Haar war. Sie musste es tags zuvor gewaschen haben.
    Er
schlüpfte unter der Bettdecke hervor und hätte beinahe laut aufgeschrien, als
seine Füße den eiskalten Boden berührten. Er brauchte mehrere Minuten, um
aufzustehen. Immer wieder berührte er den Boden mit den Füßen und zog sie
gleich wieder zurück. Arbeitete mit Zehen und Fußgelenken, um den Kreislauf in
Gang zu bringen. Als er sich endlich aufrichtete, bewegte er sich mit den
behutsamen Schritten eines Rheumakranken. Er trat nur mit den äußeren
Fußrändern auf und suchte leise nach einem Teppich. Es war so dunkel im Zimmer,
dass er weder das Bett sehen konnte, das er gerade verlassen hatte, noch die
Wände, die ihn umgaben. Es verlieh ihm ein wunderbares Gefühl von
Raumlosigkeit. Wäre es nicht so kalt gewesen, wäre er vielleicht noch eine
Weile dort stehen geblieben, aus der Welt gefallen und doch gleichzeitig in ihrem
Zentrum.
    Pavel
lokalisierte die Schlafzimmertür aus dem Gedächtnis heraus, trat hindurch und
machte sie leise hinter sich zu, bevor er nach dem Lichtschalter tastete. Seine
Finger fanden ihn, aber nichts geschah. Offenbar war der Strom wieder abgestellt.
In der Finsternis konnte er das schwere, rhythmische Atmen des Tieres irgendwo
zu seiner Rechten hören. Es kam ihm vor wie das Gekeuche bei einer Kopulation.
Er wandte sich nach links, weg von dem Geräusch, stolperte schmerzhaft über ein
niedriges Möbelstück, eine Fußbank?, ein Kaffeetischchen?, und fing sein Gewicht
auf den gebleckten Zähnen des Flügels auf. Der Missklang entlockte der
Affenkehle ein Kreischen, das unangenehm nah klang. Desorientiert setzte sich
Pavel neben dem Flügel auf den Boden und versuchte, sich zu erinnern, wo er
Jacke und Hose gelassen hatte. Die Nieren schmerzten bereits von der Kälte. Zu
seiner Erleichterung reagierte Sonja nicht auf den Lärm. Er war noch nicht

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