Vyleta, Dan
fragte sich, ob er sie wieder in den Arm nehmen würde. Auf
seinem Weg nach Hause war Zeit genug, den Samen eines Traums zu nähren, in dem
er sie aus ihrem Unglück und ihrem lasterhaften Leben rettete. Aber kaum, dass
ihm das bewusst wurde, rügte er sich dafür. Die Kälte machte ihn leichtsinnig.
In seinem
Haus angekommen, ging Pavel gleich zu Sonja, ohne erst die eigene Wohnung zu
betreten. Er klopfte voller Ungeduld und sah bereits ihr Gesicht vor sich.
Sonja reagierte nicht gleich. Er wollte schon ein zweites Mal klopfen, als sie
den Riegel zurückschob.
»Herr
Richter«, sagte sie. »Pavel. Wie schön, dass Sie mich besuchen kommen.«
Er wusste
sofort, dass sie nicht allein war. Wut erfüllte ihn und vertrieb alle
Besonnenheit.
»Wo ist
er?«, fragte er.
»Wer?«
Er ging an
ihr vorbei und stieß die Küchentür, dann die Schlafzimmertür auf. Da, auf dem
Bettrand, saß der Colonel und streichelte den Affen auf seinen Knien. Er war
so fett, dass der Bauch bis halb über die Schenkel reichte. Der Affe klammerte
sich daran fest wie ein säugendes Baby.
»Ah,
Pavel. Freut mich, Sie zu sehen.«
Pavel
stand mit geballten Fäusten auf der Schwelle und wusste nicht, was er tun
sollte.
»Ein
Gläschen Cognac vielleicht? Sie sehen ja völlig verfroren aus. Sonja, ein Glas
für unseren Gast, und zwar schnell.«
Fosko
erhob sich und setzte den Affen auf dem Boden ab. Wieder einmal wunderte sich
Pavel, wie mühelos der Colonel sich bewegte.
»Aber wir
sollten ins Wohnzimmer gehen. Das Boudoir einer Dame ist kein Ort für ein
Gespräch zwischen Männern. Nicht umgeben von zerwühltem Bettzeug.« Er machte
eine achtlose Geste zu Sonjas Negligé hinüber, das unter einem Kissen hervorsah.
»Ich habe das Gefühl, Sie haben mir etwas Wichtiges mitzuteilen.«
Sie gingen
zurück in den Salon. Der Colonel hielt Pavel am Ellbogen gefasst, und Pavel
ließ es sich gefallen. Sonja stellte zwei Gläser nebeneinander und goss aus der
halb leeren Flasche ein. Ernst hoben sie den Cognac vor sich in die Höhe, Auge
in Auge wie zwei Duellanten, und tranken. Pavels Linke war, wie er feststellte,
immer noch geballt.
»Waren Sie
in Geschäften unterwegs?«, fragte Fosko und tat unschuldig.
»Das
wissen Sie doch.«
»Dann war
es vielleicht unklug, zu gehen. Sogar ungesund. Für Sie und Ihre Partner.«
»Das
würden Sie nicht wagen.«
Belustigung
flackerte auf dem Gesicht des Colonels auf. Er verzog den Mund zu einem
Lächeln.
»Das ist
kein Satz, den Sie lieb gewinnen sollten.«
Er winkte
Sonja zu, damit sie ihnen nachschenkte. Pavel wusste nicht, wie betrunken Fosko
schon war.
»Ich
sollte jetzt gehen«, murmelte er und dachte, dass er zurück zu den Jungen
laufen und sie warnen müsse.
»Im
Gegenteil, Sie sollten noch eine Weile bleiben. Ich bin derjenige, der gehen
muss. Die Pflicht ruft.«
Foskos
Augen wanderten über Sonjas Körper, ohne ihrem Gesicht die geringste
Aufmerksamkeit zu schenken.
»Sie ist
schon eine tolle Frau, meinen Sie nicht, Pavel? Hat gute Beine, und dann die
heisere Stimme. Olala. Und ihre Titten sind ein Traum. Natürlich ist sie
moralisch verdorben, aber ich weiß schon, was Sie sagen werden. Die Welt hat
ihr böse mitgespielt. Jaja, mein Freund, das hat sie.«
»Wagen Sie
es nicht ...«
»Mein
Fehler, vergeben Sie mir. Ich habe ganz vergessen, dass Sie so zart besaitet
sind, obwohl sich da doch irgendwo ein Schwanz in Ihrer Hose verstecken wird.
Aber wie auch immer, wo ist mein Mantel? Ich muss mich um verschiedene Dinge
kümmern.«
Schon war
er in seinen Nerzmantel geschlüpft und zog ihn vor dem Leib zusammen. An der
Tür hielt er noch einmal inne wie jemand, der seinen Schirm vergessen hat.
»Lassen
Sie es sich gut gehen. Mein Haus ist Ihr Haus. Wir werden schon eine
Möglichkeit finden, um weiterzureden, später.«
Die ganze
Zeit über konnte Pavel nichts anderes tun, als dastehen und ihn anstarren. Die
einzige Alternative wäre gewesen, sich auf den Mann zu stürzen und ihn mit
bloßen Händen zu erwürgen. Es schickte sich nicht, an so etwas zu denken.
Kaum hatte
Fosko die Tür hinter sich geschlossen, rannte Sonja an Pavel vorbei ins
Schlafzimmer. Pavel verstand ihre Eile nicht, bis er den Urinstrahl in ihren
Nachttopf trommeln hörte. Sich für sie schämend, zog er sich auf die andere
Seite des Salons zurück und wandte sich ab. Eine Minute später kam sie wieder
herein und rieb sich die Hände mit einem Stück Eis.
»Die Nerven«,
sagte sie, und er lächelte, um ihr zu
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