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Vyleta, Dan

Vyleta, Dan

Titel: Vyleta, Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pavel und Ich
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gegenüber?
Hatte er sie umworben, ihr Blumen gebracht? War er in der Hochzeitsnacht
schüchtern gewesen, ein zwanzigjähriger Junge, der im Licht einer rötlich
schimmernden Kerze kleinlaut ihr Nachthemd angehoben hatte? Sie stellte sich
sein Erstaunen vor, als die jungfräuliche Braut mit wissenden Händen nach
seiner Männlichkeit griff. Sonja verbat sich den Gedanken. Sie kannte die Frau
nicht und machte doch ein Flittchen aus ihr.
    Als er
fertig war, schickte er sie weg, damit sie sich säuberte. Er selbst trank noch
einen Cognac. Während sie im Bad war, klingelte das Telefon. Fosko nahm ab,
und sie konnte seine übellaunige Reaktion auf das hören, was er da erfuhr.
Dann wurde seine Stimme weicher und nahm eine besondere Süße an.
    »Wohin ist
er gegangen?«, hörte sie ihn fragen. »Er muss verkaufen wollen. Lassen Sie
keinen von ihnen entkommen. Keinen Einzigen, hören Sie?«
    »Genau.
Ich will Peterson dahaben, mit einem Dutzend Männer.«
    »Ja, ich
weiß, was morgen für ein Tag ist. Ist das ein Problem für Sie?«
    »Mein guter
Freund, ich habe Sie gefragt, ob das ein Problem für Sie ist.«
    »Ah, das
habe ich mir auch gedacht. Lassen Sie mich wissen, wie die Sache ausgeht.«
    »Auch
Ihnen ganz besonders frohe Weihnachten.«
    Mit
grimmiger Miene legte er den Hörer auf die Gabel, drehte sich um und sah zu
ihr, die in der Tür zum Schlafzimmer stand, hinüber.
    »Weihnachten«,
sagte er mit gespielter Erschöpfung. »Gold, Weihrauch und Myrrhe, und plötzlich
wollen alle einen verdammten Tag Urlaub.«
    Er
schenkte sich noch einen Cognac ein und trank ihn in einem Zug leer. Sie
fragte sich, ob der Augenblick gekommen war, da Pavel endgültig sein Glück
verließ.
    Eine halbe
Stunde später klingelte das Telefon zum zweiten Mal. Sonja wollte schon
abnehmen, aber ein rascher Blick von Fosko verbannte sie in die Küche und hieß
sie, die Tür zu schließen. Sie drückte das Ohr ans Holz, konnte aber nur
quälende Gesprächsfetzen auffangen. Fosko senkte die Stimme, wann immer er
sichergehen wollte, nicht gehört zu werden. »Sie haben wen?«
    »Ah, den Jungen. Prächtig. Er ist was?«
    »Wie?«
    »Egal. Machen Sie Folgendes: Bringen Sie ihn ...«
    Und etwas
später: »Nein, nein. Lassen Sie die machen. Warten Sie einfach, bis er wieder
herauskommt.«
    »Oh, ich
weiß, dass es kalt ist. Das gibt Ihnen die Möglichkeit, etwas für Ihr
Durchhaltevermögen zu tun, habe ich Recht, Peterson? Wir haben ein Empire
aufgebaut, erinnern Sie sich? Denken Sie an Nelson und Wellington, wenn Sie
möchten.«
    »Und,
Peterson, wenn er herauskommt, achten Sie darauf, dass er außer Sichtweite ist,
bevor Ihre Leute sich die anderen greifen.«
    »Nichts. Folgen Sie ihm nur nach Hause.«
    »Oh, ich
denke, das wird er. Er hat hier eine Dirne, die auf ihn wartet. Und noch was,
Peterson. Was den Mann im Auto unten angeht.«
    »Ja, den. Machen Sie Folgendes ...«
    Sie
dachte, dass in den Gesprächslücken genug Raum war, um Gräber für ein halbes
Dutzend Leute zu graben. Ein Krampf zog ihr durch Unterleib und Blase, und sie
glaubte schon, sie müsse sich vollpinkeln. Endlich legte er auf und rief sie
zurück ins Zimmer. Unter seinem aufmerksamen Blick rannte sie hinüber ins
Schlafzimmer, um sich auf dem Nachttopf zu erleichtern.
    »Du pisst
wie ein Pferd«, rief er scherzhaft durch die Tür. Trotzdem konnte sie seinen aufkommenden
Zorn hören. Sie wischte sich mit etwas Papier trocken und schluckte den Kloß
hinunter, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte.
    Als Sonja
zurück ins Wohnzimmer kam, saß er am Flügel. Seine Finger suchten scheinbar
zufällig nach Akkorden. Die Flasche Cognac stand schief auf ein paar Tasten,
gegen ihre Notenblätter gelehnt. Fosko spielte um die Flasche herum und
erfreute sich an seinen Dissonanzen. Hin und wieder gelang ihm eine besonders
atonale Kombination, die er dann vier, fünf Mal hintereinander anschlug.
Schließlich stimmte der Affe mit ein, schrie, brabbelte und trommelte mit den
Fäusten. Er wollte erst aufhören, als Fosko etwas Süßes aus der Tasche wühlte
und zu seinem Platz hinüberwarf. Dann fuhr er fort zu spielen.
    Leise, mit
den Füßen nach den dickeren Stellen des Teppichs suchend, näherte sich Sonja
dem Flügel. Sie stellte sich hinter Fosko, keine anderthalb Meter hinter seinen
rundschultrigen Rücken, und versuchte abzuschätzen, was es kosten würde, ihn zu
töten. Der Gedanke erstarb bereits in ihr, bevor sie ihn überhaupt zu Ende
gedacht hatte. Nichts im Zimmer schien

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