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Vyleta, Dan

Vyleta, Dan

Titel: Vyleta, Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pavel und Ich
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noch eingepackt war.
    »Die sollten
Sie versuchen. Sie kommt aus England. Die Frau des Colonels hat sie
mitgebracht.«
    Er schob
sie sich zwischen die Lippen und verzog das Gesicht.
    »Ein
schreckliches Zeug.«
    »Nicht
wahr?«
    Ich
schwöre bei Gott, er hätte beinahe laut aufgelacht.
    Eine Weile
saßen wir schweigend da und waren damit beschäftigt, mit den Zungen klebrige
Schokoladestücke von Zähnen und Zahnfleisch zu lösen. Diesmal brach er das
Schweigen.
    »Wie ist
sie so, Mrs Fosko?«

»Ach,
wissen Sie, scheu. Sie hat kein einfaches Leben.«
    »Das kann
ich mir vorstellen.«
    »Wenn Sie
mich fragen, Mr Richter, muss die ganze Institution der Ehe noch einmal neu
überdacht werden. Irgendwie trägt sie nicht. Es ist nicht fair, dass man
jemanden fürs Leben wählen soll, bevor man überhaupt von etwas eine Ahnung
hat.«
    »Man
könnte später heiraten.«
    »Das sagen
alle, und dann gehen sie hin und brennen mit ihren Dorfschönheiten durch.
Vielleicht liegt es an all den Schnulzen im Radio. Da bekommen wir falsche
Vorstellungen.«
    »Peterson«,
sagte Pavel, »wann hören Sie endlich auf, um den heißen Brei herumzureden, und
stellen mir ein paar Fragen zur Ware?«
    Da. Er
musste es verderben. Ich hatte gerade angefangen, an unserem Geplänkel Gefallen
zu finden, und er musste uns zurück in die armselige Wirklichkeit holen, und
das auch noch auf so abrupte Weise. Trotzdem, da ich ihn endlich zum Reden gebracht
hatte, wollte ich ihn nicht verärgern. Das Beste, was ich tun konnte, war,
ehrlich zu sein.
    »Würden
Sie's mir sagen? Wenn ich danach fragte?«
    »Nein.«
    »Warum also dann fragen? Dazu
kommen wir später. Wir haben viel Zeit.«
    »Wie viel?«
    »Oh, viel.«
    »Fosko ist nicht da?«
    »Dazu kann ich nichts sagen.«
    »Und Sonja?«
    Ich zuckte nur mit den Achseln und schüttelte den Kopf.
»Ich wünschte, Sie würden mir mehr von Ihrer Frau erzählen.«
    Natürlich schmollte er erst eine
Weile, bevor er meiner Bitte entsprach. Wann immer er mich bestrafen wollte,
ging er auf alle viere und suchte seine Zelle nach Insekten ab. Oh, ich
verstand ihn gut. Er bevorzugte die Gesellschaft von Kakerlaken. Mir kam der
Gedanke, zu ihm in den Käfig zu gehen und sie zu vernichten. Aber das hätte
Pavel aufbringen können, also ließ ich ihn. Endlich gab er nach.
    »Warum
interessiert Sie das?«, fragte er.
    »Ich bin
einfach neugierig«, gab ich zu. »Haben Sie sich gut verstanden?«
    »Im Großen
und Ganzen. Es gab Meinungsverschiedenheiten, aber keine Kämpfe. Sie vergoss
Tränen, als ich in den Krieg zog.«
    »Und
dann?«
    Pavel
setzte sich und dachte nach. Dabei schloss er die Augen. Seine Lider wirkten
sehr zart. »Ich weiß es nicht.«
    »Ich hoffe
...«, setzte er noch einmal an und verbesserte sich dann. »Manchmal hoffe ich,
dass sie einen anderen Mann gefunden hat.«
    »Das
wissen Sie nicht? Ob da ein anderer Mann ist, meine ich.«
    »Ich habe
eine Weile nichts von ihr gehört.«
    Mittlerweile
wusste ich, dass ich ihn am besten nicht drängte, und so machte ich mich daran,
die Kellerecken auszufegen und die Heizung zu überprüfen.
    »Sind Sie
hungrig?«, fragte ich, als ich fertig war.
    »Nein.«
    »Ich weiß,
was Sie brauchen. Einen Schluck Cognac. Lassen Sie mich nach oben gehen und
sehen, ob ich uns einen besorgen kann.«
    Er schien
erfreut, als ich nicht nur eine halbe Flasche, sondern auch zwei schön
geblasene Schwenker mit nach unten brachte. Ich schenkte ihm eine gute Ration
ein und gab ihm das Glas. Für einen winzigen Moment berührten sich unsere
Hände.
    »Es geht
ihr gut«, flüsterte ich. »Sonja geht es gut.«
    Er nickte
und nippte an seinem Cognac.
     
    An jenem Nachmittag spielten Pavel
und ich unsere erste Partie Schach. Seine Hand langte durch die Gitterstäbe, um
die Züge zu machen. Ich bestand auf den weißen Figuren. Es waren vielleicht
acht, neun Züge, und plötzlich war ich in Schwierigkeiten und versuchte, seinen
Springern zu entgehen. Als meine Dame fiel, erlaubte er sich ein winzig kleines
Lächeln.
    »Am Ende
wird abgerechnet«, sagte ich, aber noch zwei Züge, und ich musste aufgeben.
    »Beim
nächsten Mal haben Sie mehr Glück«, sagte er freundlich. Ich nickte und räumte
die Figuren zur Seite. Ich mag gute Gewinner.
    »Und jetzt
sagen Sie mir, wie es Anders geht. Ich muss wissen, dass auch mit ihm alles in
Ordnung ist.«
     
    Ich versuchte, ihm zu erklären,
dass ich es nicht wusste. Dass ich den Jungen noch nie gesehen hatte. Er wollte
nicht nachgeben.
    »Sucht

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