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Vyleta, Dan

Vyleta, Dan

Titel: Vyleta, Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pavel und Ich
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ihn
einiges gekostet hatte. Die Tür stand einen Spaltbreit offen, wie sie es meist
für ihn tat. Er wird seinen Angreifer nicht gesehen haben. Der Knüppel traf
ihn, kaum dass er durch die Tür war. Söldmann hatte eine kleine Ledertasche
dabei, in der sich die Ware befand. Sobald sie gefunden war, wurde der Zwerg
getötet. Mit einem Stich in die Nieren. Der Mörder warf die Leiche auf das
Bett, fädelte zwei rote Sterne durch die Löcher von Söldmanns Kragen, wählte
Foskos Nummer, ließ es ein-, zwei-, dreimal läuten. Legte auf und machte sich
davon.
    Keine
Angst, der namenlose Mörder, das war nicht ich. Der Colonel hielt mich für zu
unbeholfen für solch einen Auftrag: einäugig, meine Geschicklichkeit ein Opfer
der Gicht. Ich kann seiner Einschätzung nur zustimmen.
    Fosko und
Sonja saßen im Wohnzimmer, als das Telefon klingelte. Er zählte mit, sah auf
die Uhr und sagte Sonja, sie solle Boyd im Bordell anrufen. »Sag ihm, du hast
Probleme. Sag ihm, du brauchst ihn sofort bei dir. Sei überzeugend, damit er
nicht nein sagen kann.«
    Sie tat,
was er verlangte. Was sonst hätte sie tun können? Zu ihrer Ehrenrettung muss
gesagt werden, dass sie nicht so weit ging, ins Telefon zu heulen. Sie sagte
nur: »Boyd, ich bin's, Belle. Ich brauche dich. In der Wohnung. Es ist etwas
Schreckliches passiert.«
    Das
genügte. Er versprach ihr, »wie der Wind« zu kommen, und blies einen Kuss in
den Hörer. Sie dankte ihm und legte auf.
    »Nun, was
denkst du, wie lange er braucht, um zur Wohnung zu fahren?«, fragte Fosko.
»Drei, vier Minuten?«
    Er wartete
zwei Minuten und telefonierte wieder. Der Anruf ging an eine Polizeiwache, die
fünf Straßen von dem Ort entfernt lag, wo der Zwerg seinen Mantel vollblutete.
Der diensthabende Beamte antwortete. Fosko legte gleich los.
    »Hilfe.
Mein Gott. Help. Das Mann
ist tot. He killed him.
A Russian officer. Eine Russki-Offizier. Ich haben es
durch meine Fenster gesehen. Es war schrecklich. Terrible. Schrecklich, gute Mann.«
    Er leckte
sich die Lippen und wartete auf eine Antwort.
    »Ja, ja.«
Der Deutsche sagte immer wieder nur: »Ja, ja.«
    Was ihn
wie einen völligen Idioten klingen ließ.
    Fosko
hoffte, dass er dennoch eine Streife hinschicken würde. Er gab ihm Adresse,
Hausnummer und Stockwerk und bat den Beamten, alles laut zu wiederholen.
    »Lützowstraße
neun-und-zwanzig. Neun, zwei. Ja, ja.«
    Als der
Polizist ihn bat, Angaben zur eigenen Person zu machen, legte Fosko auf.
    »Himmel«,
sagte er. »Wenn ich gewusst hätte, dass die so lahm sind, hätte ich Boyd keinen
Vorsprung gegeben.«
    Was als
Nächstes passierte, kann ich zum Teil nur mutmaßen, obwohl ich mein Bestes
getan habe, die Fakten zu erkunden. Boyd eilte in die Lützowstraße, um seiner
Jungfrau in Nöten beizustehen. Die Mädchen im Bordell sagten, er habe noch
versucht, sie zurückzurufen, aber ohne Erfolg. Um kein Risiko einzugehen, nahm
er eine Pistole mit. Er hatte seinen eigenen Schlüssel, und als niemand an die
Tür kam, zauderte er nicht lange und stürmte mit gezogener Waffe in die
Liebeshöhle. Was er fand, war ein toter Zwerg: Bleistiftbärtchen,
blutgetränkter Kaschmir. Von seiner Geliebten keine Spur. Im Flur lag ein zertrampelter
Strauß Tulpen.
    Und
während er noch dastand und die roten Sterne an Söldmanns Kragen betrachtete,
hörte er plötzlich Lärm von der Straße heraufdringen. Er ging zum Fenster und
sah hinaus. Dort war Polizei, zwei, drei Autos blockierten die Fahrbahn. Minuten
später schon kam noch ein Wagen voller Russen dazu. Sie durchsuchten Haus
Nummer neunundzwanzig. Boyd stand in Nummer zweiundneunzig. Der Berliner
Hausnummerierung entsprechend, verliefen die Zahlen die eine Straßenseite
hinauf und die andere hinunter. Neunundzwanzig und zweiundneunzig lagen sich
praktisch gegenüber. »Neun-und-zwanzig.« Nine-and-twenty. Die verdammten Deutschen zählten ihre Nummern von hinten. Als der
Colonel das begriff, dachte ich, er würde nie wieder aufhören zu lachen.
    Auf jeden
Fall stand Boyd jetzt in einem Zimmer mit einer Leiche auf dem Bett, und
draußen auf der Straße tummelte sich ein Trupp Polizei. Boyd war nicht dumm. Er
reimte sich zusammen, weswegen die da unten ausgerückt waren, wobei ihnen eine
schlechte Übersetzung ein Bein gestellt hatte. So wie er es sah, hatte er fünf
Minuten, allerhöchstens zehn. Wenn sie ihn hier mit einem Toten in einer
Wohnung fanden, die auf seinen Namen angemietet war, war es aus mit ihm,
besonders wenn sie den Toten für einen

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