Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
Frau, deren Wagen einen einsamen Schotterweg entlangfuhr. Schwülwarme Luft wehte auf der Beifahrerseite, wo die Frau saß, durch das geöffnete Fenster herein. Ihr rotes Haar flatterte ihr ums Gesicht, und sie streckte den Arm aus dem Fenster, als versuchte sie, den Wind zu fangen. Vor ihr erleuchteten die Scheinwerfer den dunklen Streifen der Schotterpiste. Die Frau drehte sich lachend um, rückte näher an ihren Begleiter heran und legte ihm den linken Arm um den Hals.
Das Profil des Mannes ließ ein kantiges Kinn, hohe Wangenknochen und eine gerade Nase erkennen, aber die Farbe seines Haars und seiner Augen blieben im Schatten verborgen.
»Was für eine Überraschung hast du denn für mich?«, gurrte die Frau.
Die Lippen des Mannes verzogen sich zu einem Lächeln. »Wenn ich es dir erzählte, wäre es keine Überraschung mehr.«
Sie schmiegte sich an ihn und liebkoste sein Ohrläppchen. »Bitte?«
»Benimm dich«, erwiderte er und rückte von ihr ab.
Sie hob den Kopf und rutschte zurück. »Aber du magst es doch lieber, wenn ich mich nicht benehme.« Ihre Hand stahl sich seinen Arm hinauf und über seine Brust. Ihre Finger spielten mit seinen Hemdknöpfen.
»Lass das – nicht, während ich fahre«, sagte er und schob ihre Hand beiseite.
Sie ließ sich auf ihren Sitz zurückplumpsen, verschränkte die Arme vor der Brust und zog einen Schmollmund. »Sind wir nicht bald da?«
»Gleich.«
»Ich habe nicht die ganze Nacht, weißt du«, nörgelte sie. »Ich muss daheim sein, bevor er zurückkommt.«
Der Mann erwiderte einen Augenblick lang nichts. »Warum verlässt du ihn nicht? Du bist unglücklich.« Seine rechte Hand ließ das Steuerrad los und ergriff die ihre. »Ich könnte dich glücklich machen.«
Sie zog sich mit einem Ruck zurück. »Wie denn?«, höhnte sie. »Soll ich mit dir in einer Dreizimmerwohnung im Obergeschoss leben?« Sie warf ihr langes Haar zurück. »Ich habe größere Pläne.«
Der Mann umklammerte das Steuerrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. »Er wird sein Leben nicht für dich ändern.«
»Doch, das wird er«, gab sie mit einem energischen Nicken zurück.
»Ich würde dich besser behandeln«, wandte er ein.
»O Baby«, gurrte sie, neigte sich zu ihm und presste ihre vollen Brüste fest gegen seine Flanke. »Du weißt doch, dass es hier nur um ein bisschen Spaß geht.«
Er rückte mit dem Oberkörper von ihr ab, so dass eine Lücke zwischen ihnen entstand. »Genau. Bis etwas Besseres vorbeikommt«, antwortete er bitter.
Die Frau rutschte näher, und der Wagen füllte sich mit dem Duft von Lavendel. »Sei doch nicht so«, sagte sie, legte die Hand auf seinen Schoß und ließ die Finger am Reißverschluss seiner Jeans auf und ab wandern.
Er schnappte nach Luft.
Sie hob den Kopf und drückte ihre Lippen auf die zarte Haut unter seinem Ohr. Sein Aufkeuchen ging in ein Stöh nen über. Sein Unterleib presste sich gegen ihre offene Hand. Lachend leckte die Frau über die Seite seines Halses, und seine Augenlider fielen einen Augenblick lang zu.
Plötzlich krachte sein Körper gegen ihren und schleuderte sie gegen die Beifahrertür. Der Wagen raste in den Graben, und Wolken von Staub stoben durchs geöffnete Fenster herein. Sie holperten über den unebenen Boden und wurden hin- und hergeschleudert wie zwei Puppen. Schließlich kam der Wagen zum Stehen. Seine Scheinwerfer zeigten in einem verrückten Winkel zum Himmel.
Die Frau versuchte sich aufzusetzen, aber der schwere Körper des Mannes lag auf ihr. Sie stieß ihn mühsam weg, fand mit der Hand den Griff der Autotür und riss ihn mit einem Ruck auf. Halb kriechend, halb fallend landete sie auf dem Boden. Sie rappelte sich auf und taumelte rückwärts, während sie sich mit der Hand über den Mund fuhr. Es war ein nasses und klebriges Gefühl. Sie hielt sich die Hand vor Augen. Blut, sie blutete. Auf ihre blutige Hand starrend, fuhr sie zusammen, als sie eine Stimme hörte.
»He, sind Sie verletzt?«
Auf die Worte folgte das Geräusch schwerer Schritte, die durch den Bewuchs stapften.
Ohne einen Blick zurück auf ihren Begleiter, der noch immer im Unfallwrack lag, duckte die Frau sich und schlüpfte in die Dunkelheit davon, bevor der andere Mann sie sehen konnte …
Sam wachte zusammengerollt auf der Seite liegend auf, die geballte Faust ins Kopfkissen gebohrt. Was für ein Traum – hatte Fritz ihn mit seinem Bericht über Edwards Unfall ausgelöst? Fritz hatte gesagt, Edward sei in jener Nacht allein
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