Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
gewesen, aber im Traum hatte es anders ausgesehen. Blanche? Warum hatte ihr Unterbewusstsein Blanche hinzugefügt? Sie rutschte zur Seite und fühlte einen Körper, der sich gegen ihren Rücken drückte. Gott sei Dank ist Roxy da , dachte sie und wälzte sich lächelnd herum. Der Hund war immer zur Stelle, um sie zu trösten. Noch immer lächelnd drehte sie den Kopf, um den Hund zu streicheln.
Es verschlug ihr den Atem, und ihr Lächeln verschwand. Sie riss die Augen auf, so entsetzt, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte, und stieß einen Schrei aus. Sie wälzte sich herum, stürzte auf den Boden und sprang hastig auf. Ohne einen Blick zurück auf das schreckliche Gesicht in ihrem Bett rannte sie humpelnd durch den Flur.
»Anne, Anne!«, schrie sie.
Sie blieb mitten im Wohnzimmer stehen und drehte sich um sich selbst. Allein … sie war allein. Allein mit dem Schrecklichen, das in ihrem Bett lag.
Sie eilte zur Küchentür und wollte sie gerade aufreißen, als Anne plötzlich von der Veranda hereinkam.
»Was ist denn los?«, fragte sie, während sie auf Sam zuging.
Sam ließ sich erleichtert gegen sie sacken und zeigte mit einem zitternden Arm aufs Schlafzimmer.
»Da drinnen«, sagte sie mit bebender Stimme. »Im Bett …«
Anne führte sie rasch zur Couch. »Bleiben Sie hier«, sagte sie, drehte sich um und eilte ins Schlafzimmer. Gleich darauf kehrte sie zurück und setzte sich neben Sam.
»Was auch immer Sie gesehen haben, jetzt ist es weg«, sagte sie.
Sam bedeckte das Gesicht mit den Händen und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. »Unmöglich … ich habe es gesehen … das weiß ich genau.«
»Was haben Sie denn gesehen? Eine Schlange? Eine Fledermaus?« Anne warf einen Blick über die Schulter. »Manchmal finden Fledermäuse ihren Weg in diese alten Häuschen, aber vor denen braucht man sich nicht zu fürchten.«
»Nein, keine Fledermaus.« Sam ließ die Hände sinken und starrte Anne an. »Es war so real …«
Anne schüttelte sie leicht am Arm. »Was war denn so real?«
»Eine Leiche«, würgte Sam heraus.
Anne lehnte sich ungläubig zurück und erwiderte nichts.
»Eine Leiche … eine Frau … das Gesicht war zertrümmert und halb verwest.«
Anne sprang auf. »Ich rufe Dr. Douglas an.«
»Nein, Moment mal.« Sam ergriff sie bei der Hand und zwang sich, gleichmäßig zu atmen. »Ich muss noch geträumt haben, und die Leiche war ein Teil meines Traums.« Sie erschauerte und ließ den Kopf gegen die Couchlehne sinken.
»Was haben Sie denn geträumt?« Anne setzte sich wieder auf die Couch.
»Edward – ich weiß, glaube ich, was wirklich mit Edward passiert ist.«
»Er hatte einen Autounfall. Das weiß jeder.«
»Aber alle glauben, dass er allein war.« Sam hob den Kopf. »Das stimmt nicht. Blanche war bei ihm, und sie war schuld daran, dass er das Stoppschild überfahren hat.«
»Sam, das ist verrü…«
»Verrückt?«, brachte Sam den Satz für sie zu Ende. »Wissen Sie denn mit Sicherheit, dass Blanche nicht bei ihm war?«
»Der Farmer, der ihm zu Hilfe gekommen ist, sagte, dass er allein war.«
»Was hat denn Edward erzählt?«
»Nicht viel – er redet nicht gerne darüber, und ich möchte nicht neugierig sein.«
»Hat er jemals erklärt, wie es kam, dass er das Stoppschild überfahren hat?«
»Er meint, er müsse für einen Augenblick eingenickt sein.«
»Schauen Sie, ich weiß, dass das unglaublich klingt.« Sam stockte. »Zuerst dachte ich, meine Begegnung mit Edward heute Morgen bei Fritz hätte den Traum ausgelöst, aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.« Sie sog an ihrer Unterlippe und starrte ins Leere. »Es ist fast so, als versuchte jemand, mir etwas zu sagen. Zuerst der Traum über eine Party bei Fritz.« Ihr Blick wanderte zu Anne. »Und jetzt dieser Traum. Es war in beiden Träumen dieselbe Frau, und ich weiß, dass es Blanche war.«
»Was?« Anne zog die Augenbrauen hoch. »Sie glauben, dass Ihnen Blanche Jones als Geist erscheint?«
Sam setzte sich auf. »Es hat schon früher solche Fälle gegeben … ich habe ein Buch über Geister gefunden … Jackson hat es gelesen … darin ist von solchen Dingen die Rede.«
»Wann haben Sie es denn gelesen?«, fragte Anne skeptisch.
»Heute Nachmittag, bevor ich …« Sam brach ab.
»Bevor Sie eingeschlafen sind?« Anne warf ihr einen wissenden Blick zu. »Sam, Sie haben heute Nachmittag ein Trauma erlitten. Alte Ängste mögen an die Oberfläche gestiegen sein …«
»Nein«, unterbrach Sam sie. »In den
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