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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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Plötzlich erinnerte sie sich und schob den Block vom Schoß. Leise stieg sie aus dem Bett und tapste barfuß zur Tür. Sie machte sie auf und spähte in den Flur. Im Haus war es dunkel, und auf der anderen Seite des Flurs hörte sie eine Bettdecke rascheln. Anne musste in ihrem, also in Sams Zimmer schlafen. Gut, dachte sie und schlich sich aus dem Raum. In der Küche angekommen, schob sie den Türriegel zurück und öffnete die Tür. Sich rasch nach hinten umblickend, trat sie auf die Veranda hinaus.
    Der aufgehende Mond schwebte über den Kiefern und tauchte den Garten in Schatten. In der Ferne heulte eine Eule, während Sam über die Veranda schlich. Sie setzte sich auf die oberste Stufe und beugte sich zu dem Strauch vor, der dort wuchs. Die roten Blüten schienen wie von einem eigenen Licht zu leuchten. Sie neigte sich darüber und pflückte einen der schweren Stängel, umfing die roten Blüten mit der Hand, führte sie an ihr Gesicht und strich sich damit leicht über die Wange. Tränen sammelten sich in ihren Augen.
    Amarant … Liebesblutstrauch.

26
    Anne hörte, wie die Küchentür leise zuging, und war sofort auf den Beinen. Auf dem Weg in die Küche schaute sie ins Gästezimmer. Sam war nicht da, Roxy auch nicht. Sie fand die Hündin, die mit der Nase gegen die Außentür gepresst dalag. Leise winselnd hob sie den Kopf, und ihre sanften braunen Augen schienen Anne um Hilfe anzuflehen.
    »Ist sie draußen?«, flüsterte Anne, schob den Hund zur Seite und machte die Tür auf. Sie erwartete, dass Roxy ihr folgen würde, doch diese ließ sich mit einem Seufzer auf den Boden fallen und weigerte sich, sich von der Stelle zu rühren.
    Als sie draußen war, sah Anne Sam auf der obersten Treppenstufe sitzen und sich im Mondlicht hin- und herwiegen. Sie ließ sich neben ihr nieder und erwartete, dass Sam etwas sagen würde, doch die blieb still. Na toll, schlafwandelte sie etwa?
    Schließlich sagte Sam doch etwas. »Sehen Sie meine Pflanze?«, fragte sie mit verträumter Stimme. »Sehen Sie, wie schön sie ist?«
    Anne beschloss mitzuspielen. »Ja, das habe ich bemerkt. Ich dachte schon, sie stirbt, aber der Regen gestern Nacht hat sie wiederbelebt.«
    Sam hörte auf, sich zu wiegen. »Ich habe sie selbst gesät.«
    »Wirklich?«
    »Mhm.« Sie nickte. »Alice hat mir Samen von ihren eigenen Pflanzen gegeben.« Sam kicherte. »Das hatte ich gar nicht erwartet, nachdem Pumpkin versucht hat, einen Strauch auszugraben. Alice war richtig wütend.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Alice je wütend auf ihre Hunde wird.«
    Sam blickte unvermittelt hoch zu Annes Gesicht. »Pumpkin ist nicht Alices Hündin. Sie ist meine.«
    »Ihre Hündin heißt aber doch Roxy«, erwiderte Anne vorsichtig.
    »Nein, meine Hündin heißt Pumpkin«, beharrte Sam mit gleichmütiger Stimme. »Ted hat sie mir geschenkt.« Sie zwinkerte Anne zu. »Harley glaubt, ich hätte sie aus einer Tierhandlung.«
    Verflucht nochmal – sie schlafwandelt und glaubt, sie sei Blanche. Anne versuchte, ruhig zu bleiben, aber innerlich hatte sie Angst. Große Angst. Der Aufprall mit dem Kopf hatte mehr Schaden angerichtet, als sie geglaubt hatte. Sie musste Sam ins Krankenhaus bringen. Sie könnte einen Anfall oder einen Hirnschlag erleiden.
    Sie stand auf und lächelte Sam beruhigend zu. »Na, was halten Sie davon, dass wir einen kleinen Ausflug mit dem Auto machen?«, fragte sie, ihr die Hand hinhaltend.
    Sam rückte von der ausgestreckten Hand weg. »Nein, ich muss hier warten.«
    »Warum denn?«
    Sam blickte mit einem Gesichtsausdruck zu ihr auf, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt. »Ted hat versprochen, dass er heute Abend vorbeikommt.«
    »Ted?«
    »Theodore Brighton senior«, erklärte Sam stolz. »Er ist verrückt nach mir, wissen Sie.« Mit einem glücklichen Lachen hob sie das Gesicht zum Himmel. »Was dieser Mann noch leistet …« Sie warf Anne einen durchtriebenen Blick zu. »Keiner würde glauben, dass er die Mitte vierzig schon überschritten hat. Ein Zwanzigjähriger könnte sich glücklich schätzen, mit ihm mitzuhalten.«
    Als Anne darauf nichts erwiderte, zeigte Sam die Straße hinunter. »Sie dürfen es niemandem erzählen, aber er hält immer da drüben und blitzt mit seinen Scheinwerfern.«
    »Und dann laufen Sie zu ihm raus?«
    Sam zog die Knie an die Brust und lächelte. »Aber klar.«
    Anne verlor allmählich die Geduld. Sie musste diese Frau zum Arzt bringen. Also bückte sie sich und versuchte, Sam beim Arm zu

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