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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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keine Ausnahme bildete. Esther wollte bestimmt Einzelheiten hören, aber Anne hatte nicht die Absicht, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.
    Sie hob den Kopf und begegnete Esthers forschen dem Blick. »Ich fange im Herbst wieder an«, erwiderte sie knapp und stieß ein stummes Stoßgebet aus, dass das auch stimmte.
    »Da ist es ja gut, dass Sie eine neue Stelle haben, oder?«, fragte Esther und packte den Brotlaib in eine Tüte. Sie rückte die Brille auf der Nase zurecht, lehnte sich gegen die Theke und legte den Kopf schief. »Jane McGill hat gesagt, Ihre neue Patientin wohnt den Sommer über in dem Haus, das früher den Jones ’ gehört hat.«
    Hinter sich hörte Anne jemanden aufkeuchen. Sie blickte sich um und sah, dass Irene Brighton sie beide wütend anstarrte. Ein Blick auf Esther zeigte Anne, dass diese ihre Aufmerksamkeit Irene zuwandte. Ein leises, befriedigtes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Dieses Haus ist verflucht«, erklärte sie selbstgefällig. Sie machte eine dramatische Pause und wandte den Blick nicht von Irene. »Wenn seine Wände reden könnten …«
    »Kimberly, lass uns gehen«, unterbrach Irene sie. »Mir ist gerade wieder eingefallen, dass die letzte Milch, die ich hier gekauft habe, nach zwei Tagen schon schlecht war.«
    Das selbstgefällige Grinsen wich aus Esthers Gesicht, als die Brightons vorbeistolzierten, eine Wolke ihres teuren Parfüms hinter sich herziehend.
    Mit wütender Miene starrte Esther den beiden nach. »Hochnäsige Frau. Die ist nicht halb so toll, wie sie von sich glaubt«, brummte sie und schob die Tüte über den Tresen.
    Anne zog es vor, nicht zu antworten, nahm die Tüte entgegen und verließ nun selbst den Laden. Wie jeder andere, der in der kleinen Gemeinde am See lebte, hatte sie die Geschichten gehört. Sie wusste alles über Blanche Jones und ihre wilde Art … die Partys … die Affären, aber mein Gott, das war inzwischen Jahre her. Blanche war schon lange weg. Den Gerüchten zufolge war sie mit einem ihrer Lover durchgebrannt und hatte ihren viel älteren Ehemann Harley sitzen lassen. Kurz darauf hatte er ebenfalls den See verlassen und das Häuschen an einen Versicherungsmakler in Pardo verkauft, der es seitdem eher unregelmäßig vermietet hatte.
    Als Anne von der Veranda trat, erhaschte sie einen Blick auf ein rotes T-Shirt, dessen Träger gerade hinter die Hausecke schlüpfte.
    »Edward«, rief sie und eilte ihm nach. »Moment mal.«
    Sie hastete hinter den Laden und fand dort Edward, der geduldig auf sie wartete. Er hatte einen Arm über den Bauch gelegt und sah aufs Wasser hinaus. Selbst auf diese Entfernung erkannte Anne, wie rot die Haut dieses Arms war, wie geschwollen er war und wie die Finger sich zu Klauen krümmten.
    Er wandte sich ihr zu, und ein Anflug von Lächeln milderte die Schmerzfalten, die sich um seinen Mund zogen.
    »He, ich habe Sie Donnerstag vermisst«, sagte sie. Edwards Blick wanderte zu seinem Arm hinunter, den er an die Taille gedrückt hielt, und dann wieder zu Annes Gesicht. »Entschuldigung, ich habe meinen Termin versäumt. Mutter hatte eine lange Liste mit Dingen, die ich erledigen musste, und ich bin nicht weggekommen.«
    »Ihre Therapie ist auch wichtig, Edward«, schalt Anne. »Sie hilft gegen den Schmerz, oder?«
    Er wandte sich von ihr ab und beobachtete eine Ente, die auf der Suche nach Wasserläufern zwischen den Seerosen umherschwamm. »Ein wenig, aber nach fünfundzwanzig Jahren bezweifle ich, dass selbst Sie viel bewirken können, Anne.«
    »Wenn Sie glauben, dass der Ultraschall nicht hilft, können wir noch mehr versuchen«, beharrte sie. »Dr. Osgood könnte vielleicht eine Nervenblockade oder eine Medikamentenpumpe verschreiben. Vielleicht würde Rückenmarksstimulation helfen.« Sie suchte seinen Blick. »Und wenn Sie erwägen würden, einen Psychiater …«
    Er trat einen Schritt von ihr weg und schüttelte den Kopf. »Ich rede mit keinem Psychofritzen«, erklärte er entschie den.
    »Aber Edward …«
    Ein plötzliches Türenschlagen und das Geräusch schwerer Schritte, die über die Veranda kamen, unterbrach sie.
    »Edward! Edward!« Esthers schrille Stimme schallte herüber und erschreckte die Ente. Mit einem empörten Quaken flog sie davon.
    Als sie die Ente hörte, schob Esther den Kopf hinter der Hausecke hervor. Beim Anblick Annes im Gespräch mit Edward spannte sie den Kiefer an und presste die Lippen zu einem Strich zusammen.
    »Edward«, sagte sie barsch. »Hör auf, deine Zeit zu vertrödeln.

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