Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Dimension betrat, die Menschen – weil sie es nicht besser wissen – für normal halten.
    Hitze durchströmte ihn, und sein Fell richtete sich auf, als die temporale Energie nach und nach davonknisterte.
    Dunkelheit umhüllte ihn.
    Er streckt den einen Arm aus und betastete die Bücher in unmittelbarer Nähe. Ah. Jetzt wußte er, wo er sich befand.
    Zu Hause.
    Er war zu Hause, und zwar vor einer Woche.
    Er mußte darauf achten, keine Fußspuren zu hinterlassen. Kein Problem. Er kletterte an den nächsten Regalen hinauf. Sternenlicht filterte durch die hohe Kuppel, als er sich von einem Bücherschrank zum anderen schwang.

    L upin Wonse hob den Blick geröteter Augen und wandte sich von den vielen Papieren auf dem Schreibtisch ab. Niemand in der Stadt kannte sich mit Krönungen aus, und deshalb mußte er improvisieren. In einem Punkt hatte er keine Zweifel: Es waren viele Dinge notwendig, mit denen man winken konnte.
    »Ja?« fragte er scharf.
    »Äh, ein gewisser Hauptmann Mumm möchte dich sprechen«, sagte der Lakai.
    »Mumm von der Wache?«
    »Ja, Herr. Er meint, es handele sich um eine sehr wichtige Angelegenheit.«
    Wonse sah auf die Liste mit ebenfalls sehr wichtigen Angelegenheiten. Zum Beispiel die Krönung des Königs. Alle Hohenpriester der dreiundfünfzig in Ankh-Morpork zugelassenen Religionen beanspruchten die Ehre dieses Rituals für sich. Wahrscheinlich kam es im entscheidenden Augenblick zu einem ziemlichen Gedränge. Und dann die Kronjuwelen.
    Das Problem bestand darin, daß es keine gab. Irgendwann während der früheren Generationen waren die Kronjuwelen verschwunden. Ein Juwelier in der Straße Schlauer Kunsthandwerker versuchte, mit Blattgold und Glas innerhalb kurzer Zeit Ersatz zu schaffen.
    Mumm konnte warten.
    »Sag ihm, er soll morgen – besser noch übermorgen – wiederkommen«, brummte Wonse.
    »Ich bin dir sehr dankbar dafür, daß du uns empfängst«, sagte Mumm und trat durch die Tür.
    Wonse bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
    »Da du schon einmal hier bist…«, erwiderte er. Mumm legte seinen Helm auf den Schreibtisch des Sekretärs – eine Geste der Herausforderung, fand Wonse – und setzte sich.
    »Nimm Platz!« murmelte Wonse.
    »Hast du schon gefrühstückt?« fragte Mumm.
    »Jetzt gehst du zu…«, begann Wonse.
    »Nun, mach dir deshalb keine Sorgen«, erklärte Mumm heiter. »Obergefreiter Karotte wird uns was aus der Küche holen. Der Bursche dort drüben ist sicher so nett, ihm den Weg zu zeigen.«
    Als Karotte und der Lakai das Zimmer verlassen hatten, beugte sich Wonse über die Papierstapel.
    »Ich hoffe, du hast einen guten Grund dafür, einfach so hereinzupla…«
    »Der Drache ist zurück«, sagte Mumm.
    Wonse starrte ihn eine Zeitlang stumm an.
    Mumm erwiderte den durchdringenden Blick.
    Die verblüfften Gedanken des Sekretärs kehrten aus der dunklen Ecke zurück, in die sie geflohen waren.
    »Du hast getrunken, nicht wahr?« fragte er.
    »Keinen Tropfen. Der Drache ist zurück.«
    »Nun, hör mal…«, begann Wonse.
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte Mumm schlicht.
    »Einen Drachen? Bist du sicher?«
    Mumm beugte sich ebenfalls vor. »Nein!« donnerte er. »Vielleicht irre ich mich, verdammt! Möglicherweise ist es irgendein anderes Tier mit großen Klauen, breiten ledrigen Schwingen und
heißem
Feuer im Rachen! Schließlich wimmelt’s überall von solchen Geschöpfen!«
    »Aber wir haben alle beobachtet, wie der Drache starb!« wandte Wonse ein.
    »Ich weiß nicht, was
wir
beobachtet haben«, erwiderte Mumm. »Aber dafür ist mir klar, was
ich
gesehen habe!«
    Er lehnte sich zurück und ließ die Schultern hängen. Plötzlich fühlte er sich sehr müde und erschöpft.
    »Wie dem auch sei«, fügte er in einem normalen Tonfall hinzu, »er hat ein Haus in der Stichwaschstraße verbrannt. So wie die anderen.«
    »Ist jemand entkommen?«
    Mumm rieb sich die Schläfen und überlegte, wann er zum letztenmal geschlafen hatte, richtig geschlafen, unter einer Decke und auf einer Matratze. Und dann Essen. Die letzte Mahlzeit – gestern abend oder der Abend davor? Hatte er überhaupt jemals in seinem Leben geschlafen? Es erschien ihm unwahrscheinlich. Morpheus’ Arme rollten die Ärmel hoch und hämmerten auf das benommene Bewußtsein des Hauptmanns ein, doch Teile davon setzten sich zur Wehr.
Ist jemand…?
    »Jemand wer?« fragte er.
    »Die, äh, Bewohner des Hauses«, sagte Wonse. »Ich nehme an, es stand nicht leer, oder? Ich meine, des Nachts bleiben die Leute

Weitere Kostenlose Bücher