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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ihm nicht gefallen. Weder ihm noch den anderen.«

    H auptmann Mumm behielt recht.
    Das erste Problem ergab sich bei der Palastwache. Mumm hatte sie nie gemocht, und seine Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit. Na schön, vielleicht waren seine Männer nur einen Schritt davon entfernt, Halunken zu sein, aber nach Mumms fachmännischer Meinung fehlte noch weitaus weniger, um die Palastwächter in
gemeine
Halunken zu verwandeln. Besser gesagt: in den schlimmsten kriminellen Abschaum, den die Stadt je gesehen hatte. Sie standen nicht
neben
der Kloake des Verbrechens, sondern bereits mit einem Bein
darin.
Sie mußten sich
bessern,
bevor man auch nur in Erwägung ziehen konnte, ihre Namen in die Liste der Zehn Unerwünschtesten Personen einzutragen.
    Sie waren grob. Sie waren zäh. Sie gehörten nicht zum Kehricht in der Gasse. Nein, sie klebten noch immer im Rinnstein, wenn die Straßenkehrer erschöpft aufgaben. Der Patrizier hatte sie außerordentlich gut bezahlt, und ihr Verhalten ließ den Schluß zu, daß der König diese Tradition fortsetzte. Als Mumm vor dem Tor stehenblieb, stießen sich zwei Palastwächter von der Wand ab, strafften ihre Gestalt ein wenig und wahrten gleichzeitig genau das richtige Maß an beleidigender psychologischer Lässigkeit.
    »Hauptmann Mumm«, sagte Mumm und blickte starr gerade aus. »Ich möchte den König sprechen. Es geht um eine sehr wichtige Angelegenheit.«
    »Ach, tatsächlich?« brummte ein Wächter. »Nun, das will ich dir auch geraten haben. Hauptmann Krumm, nicht wahr?«
    »Mumm«, erwiderte Mumm. »Mit einem Emm.«
    Der Wächter nickte seinem Kameraden zu.
    »Mumm«, sagte er. »Mit einem Emm.«
    »Komisch«, murmelte der andere Wächter und grinste.
    »Es ist sehr dringend«, betonte Mumm und wahrte einen steinernen Gesichtsausdruck. Versuchsweise trat er einen Schritt vor.
    Der erste Wächter versperrte ihm sofort den Weg und klopfte auf den Brustharnisch des Hauptmanns.
    »Niemand passiert dieses Tor«, knurrte er. »Befehl des Königs, kapiert? Kehr in deine Jauchegrube zurück, Hauptmann Mumm mit einem Emm.«
    »Zur Seite!« verlangte Mumm.
    Der Wächter beugte sich vor und tippte auf Mumms Helm. »Da ich nicht freiwillig zur Seite trete, muß mich irgend jemand dazu zwingen. Willst du’s versuchen, Hohlkopf?«
    Manchmal ist es ein wahres Vergnügen, die Bombe sofort platzen zu lassen. »Obergefreiter Karotte, ich möchte, daß du diese Männer festnimmst«, sagte Mumm.
    Karotte salutierte. »Jawohl, Sir.« Er drehte sich um und lief in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren.
    »He!« rief Mumm, als der Junge hinter einer Ecke verschwand.
    »Das gefällt mir«, bemerkte der erste Wächter und stützte sich auf einen Speer. »Der junge Mann hat nicht nur Initiative, sondern ist auch sehr vernünftig. Ein kluger Kopf, ja. Er möchte nicht hierbleiben und sich die Ohren abreißen lassen. Jener junger Mann wird es noch weit bringen, da bin ich ganz sicher.«
    »Ein sehr intelligenter junger Mann«, bestätigte der andere Wächter.
    Er lehnte seinen Speer an die Wand.
    »Wenn man Leute wie dich sieht, kann’s einem schlecht werden«, sagte er im Plauderton. »Ihr Kerle von der Nachtwache latscht immer nur durch die Gegend und kümmert euch überhaupt nicht um eure Pflichten. Bildet euch eine Menge auf eure schmutzigen Uniformen ein und glaubt sogar,
wichtig
zu sein. Aber in Wirklichkeit seid ihr nichts weiter als aufgeblasene Nullen. Nun, Clarence und ich zeige dir jetzt, was
richtige
Wächter sind…«
    Ich könnte vielleicht mit einem von ihnen fertig werden,
dachte Mumm und wich einige Schritte zurück.
Wenn er mir den Rücken zukehrt.
    Clarence lehnte seinen Speer ebenfalls an die Mauer und spuckte in die Hände.
    Ein schreckliches Geheul erklang. Mumm stellte erstaunt fest, daß es nicht aus seinem Mund stammte.
    Karotte stürmte um die Ecke. In jeder Hand hielt er eine Holzfälleraxt.
    Die großen Ledersandalen klatschten aufs Kopfsteinpflaster, als er rasch näher kam und noch schneller wurde. Die ganze Zeit über brüllte er
Taaaatüüüüütaaaatüüüütaaaatüüüü…;
es hörte sich an, als brülle etwas, das tief in einer Schlucht mit zweistimmigem Echo gefangen war.
    Die beiden Palastwächter standen stocksteif und verblüfft.
    »An eurer Stelle würde ich mich ducken«, riet Mumm. Nur wenige Zentimeter trennten seinen Kopf vom Boden.
    Die beiden Äxte verließen Karottes Hände und sausten durch die Luft, verursachten dabei Geräusche, die an

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