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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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ergreife ihre Hand und schüttele sie aufrichtig.
    »Meinen Glückwunsch. Ich freue mich ja so für euch beide.«
    Diesen Satz und den Händedruck habe ich vorher eine Woche lang mit Emma geübt. Ich habe versucht, den richtigen Druck, die Betonung und die Stimmlage hinzukriegen. Es hört sich ein bißchen nach einem unseriösen Politiker an, war aber gar kein schlechter Versuch.
    Um ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muß ich hinzufügen, daß Madeleine mich tatsächlich anlächelt. Eine Folge ihres schlechten Gewissens, aber immerhin besser als der Empfang in meinem nächsten Zielhafen.
    »Hallo.« Ich wende mich Max’ Mutter Margaret zu, die mit einem Hut glänzt, der wie eine blaßblaue, gekräuselte Duschhaube aussieht, und mich mit geschürzten Lippen verächtlich anblickt, wobei sie sich weigert, mir die Hand zu geben.
    Ich stehe vor ihr wie bestellt und nicht abgeholt, während sie gezielt an mir vorbeischaut.
    Einen Moment lang spüre ich, wie sich mir vor Scham die Kehle zuschnürt, aber dieses Gefühl wird glücklicherweise gleich von meiner Entrüstung verdrängt. Diese alte Schachtel wagt es, mich zu ignorieren, nach allem, was ihr Sohn mir angetan hat? Sie behandelt mich, als wäre ich im Unrecht. Das ist nicht okay.
    »Wie schön, dich wiederzusehen, Marjory«, sage ich laut, beuge mich vor und küsse sie feucht schmatzend auf beide Wangen, wobei ich große, rote Abdrücke hinterlasse, so daß sie nun aussieht, als wäre sie hektisch errötet.
    »Was machen die lästigen Krampfadern? Immer noch so schlimm?«
    In diesem Moment schließt Guy zu mir auf.
    Die offenkundige Entrüstung von Max’ Mutter verwandelt
sich sofort in offenkundige Bewunderung. Ihre kalten Augen schmelzen bei diesem entzückenden Anblick wie Eiswürfel in der Sonne.
    »Halloooo«, schnurrt sie genauso heiser wie Chris Evans, der Kylie in einem überfüllten Raum entdeckt hat.
    Ich packe Guy am Arm, bevor er Gelegenheit hat, etwas zu erwidern, und zerre ihn weiter die Reihe entlang. Wir schütteln Hände, küssen Wangen, und ich lächele, als würde mein Leben davon abhängen.
    Guy hat eindeutig den gewünschten Effekt. Ich bin plötzlich unsichtbar. Die Brautjungfern starren ihn an, als wäre er ein saftiger Schokoladenkuchen mit schmelzender Eiscreme und als hätten sie die ganze Woche über auf einer Gesundheitsfarm eine strenge Karottendiät eingehalten. Sie können es gar nicht erwarten, bis wir zu ihnen kommen, ich sehe, wie sie sich in freudiger Erwartung heimlich die Lippen lecken. Selbst Hugo, der in sexueller Hinsicht immer »beidseitig befahrbar« war, sieht ganz aufgeregt und erhitzt aus.
    »Nimm dich vor den Zungen in acht!« flüstere ich Guy scherzhaft zu, als wir uns dem Ende der Reihe und den Brautjungfern nähern.
    »Hä?« antwortet er verwirrt.
    »Sekunde, wo haben wir uns getroffen?« zische ich, weil ich plötzlich ein Blackout habe.
    »Äh, auf einer Party in Berkshire, dachte ich.«
    »Nein, doch nicht, wo wir uns wirklich getroffen haben... Was haben wir abgesprochen, wo wir uns getroffen haben?«
    Er sieht wieder verwirrt aus.
    Unter dem Einfluß einer ganzen Menge Alkohol hat Emma sich eine ziemlich romantische Story ausgedacht, die bei der nächsten Oscarverleihung bestimmt zum besten Drehbuch gekürt worden wäre. Ich glaube, wir sollten einfach bei der Wahrheit bleiben. Ich habe keine Lust, herumzulaufen und jedem
erzählen zu müssen, daß ich Guy getroffen habe, als er mich wie ein zweiter James Bond aus den Klauen des Todes gerettet hat, während er felsenfest behauptet, es war auf einer Party.
    Soviel zu James Bond. Ich habe beschlossen, daß Guy eigentlich die Reinkarnation von Roger Moores rechter Augenbraue ist. Auf dem Weg hierher hat er etwa drei Worte zu mir gesagt, einfach die Stone Roses auf seinem CD-Spieler im Auto voll aufgedreht und mich jedesmal breit angegrinst, wenn ich versucht habe, etwas zu ihm zu sagen.
    Er ist wirklich ein Augenschmaus, aber er ist ungefähr so interessant wie Steve Davies, der eine Vorlesung hält über die Kunst, Farbe beim Trocknen zuzusehen.
    Ich bin mit einer männlichen Blondine unterwegs.
    Er hat schöne grüne Augen, eine breite Brust, und sein Hintern hat die perfekte Form eines reifen, süßen Pfirsichs in einer Fruchtschale. Aber wo ist das Gehirn?
    Glücklicherweise steht sein Gehirn im Moment nicht im Zentrum des Interesses. Die neiderfüllten Blicke verfolgen uns auch nach den Brautjungfern weiter, bis hinein in den eigentlichen

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