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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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war blasser als ein Geist.
    »Unglaublich«, seufzt Ren. »Wenn Max auch nur einen Funken Verstand hat, dann läßt er sie an der Kirchentür stehen und geleitet statt dessen dich durch den Mittelgang zum Altar.«
    »Wenn das so ist, dann gehe ich nicht hin!« protestiere ich.
    »Hör mal zu!« ermahnt Serena mich. »Ich habe gerade eine Ewigkeit damit zugebracht, dich in Cindy C zu verwandeln, Emma hat einen Mann für dich aufgetrieben, der so gut aussieht, daß selbst Narziß bei seinem eigenen Anblick nur noch schluchzen würde, und du hast ein verdammtes Vermögen für dein Outfit ausgegeben, also gehst du gefälligst auch zu dieser Hochzeit, klar? Und jetzt zieh dich aus!«
    Das ist das erste Mal seit Monaten, daß jemand das zu mir sagt. Ich ziehe meine seidene Unterwäsche an und schlüpfe aus dem Bademantel, als Emma ehrfürchtig mein in Plastik gehülltes Kleid und eine Jimmy-Choo-Tasche aus dem Schrank holt.
    Ich habe mir auch einen großen Hut gekauft. Die Art Hut, die man nur zur Glanzhochzeit des Jahres oder zum Ladies Day beim Rennen von Ascot anziehen kann. Die Art Hut, die auf jedem Foto die Gesichter verdeckt, die in der Kirche einer ganzen Bank die Sicht nimmt, ein Monatsgehalt kostet und unweigerlich beim anschließenden Empfang von einer der Brautjungfern plattgedrückt wird.
    Aber das ist mir egal, denn ich fühle mich wie Audrey Hepburn,
wenn ich ihn aufsetze. Ich sehe vielleicht nicht wie Audrey Hepburn aus – das würde ein großes Wunder oder sehr teure Eingriffe der Schönheitschirurgie erfordern -, aber bei meinem derzeit so angeknacksten Selbstvertrauen tut es schon ziemlich gut, sich auch nur wie Audrey Hepburn zu fühlen.
    Ich halte mich auch bei meinem restlichen Outfit an das Hepburn-Thema: kleines Schwarzes, cremefarbene Handschuhe mit Knöpfen an den Handgelenken, klassische schwarze Ballerinas und eine kleine, edle Handtasche mit Clipverschluß. Emma leiht mir die Diamantohrringe, die sie von ihrer Großmutter geerbt hat, und winkt beschwichtigend ab, als ich protestiere. Sie beteuert, daß sie versichert sind und ihr mehr einbringen, wenn sie verlorengehen, als wenn sie in der getarnten Konservendose im Küchenschrank lagern.
    Guy kommt kurz nach Mittag zurück, um mich zu dem »Eiertanz« zu geleiten. Er sieht in seinem grauen Maßanzug einfach super aus und bekommt noch mehr Komplimente für sein gutes Aussehen als ich.
    Bis zu diesem Moment habe ich das Thema ja vermieden, aber er sieht einfach so sehr wie ein Adonis aus, daß ich es wissen muß.
    »Wie war er denn?« tuschele ich Serena zu, als wir aus der Tür gehen.
    »Schön anzuschauen. Aber beim Sex geht es schließlich nicht ums Anschauen, stimmt’s?« zischelt sie zurück.
    »Einen Moment noch.« Emma eilt zum Kühlschrank. Sie kommt mit einer kleinen Plastikschachtel vom Floristen zurück. Vorsichtig steckt sie mir ein üppiges, cremefarbenes Bündel Maiglöckchen an den Ausschnitt. Sie grinst mich an.
    »Ich fand, das paßt. Diese Hochzeit ist schließlich der endgültige Schlußstrich unter deine frühere Beziehung – heute trägst du sie zu Grabe.«

    Es war beschlossene Sache, daß ich auf die zweifelhafte Freude, an der eigentlichen Trauung teilzunehmen, verzichten und nur beim anschließenden Empfang aufkreuzen würde.
    »Warum solltest du dir das antun?« lautete Emmas Argumentation. »Max wird in der Kirche völlig neben der Kappe sein. Der würde es nicht mal mitkriegen, wenn die englische Rugby Nationalmannschaft vollzählig und als Ballettmäuschen verkleidet aufkreuzen würde. Geh einfach zu dem Empfang, mach einen auf charmant, und komm wieder nach Hause. Und trink nicht so viel, verstanden?«
    Der Empfang ist natürlich eine völlig überzogene Veranstaltung in einem Fünfhundert-Sterne-Hotel.
    Als ich ankomme, sehe ich mich Auge in Auge mit der vollzählig versammelten Familie Montcrief. Der größte Teil der Familie steht neben den teuren Anverwandten der Braut aufgereiht im Foyer. Eine offizielle Begrüßung. Das hatte ich nicht bedacht. Warum zum Teufel bin ich bloß gekommen? Es ist schon schlimm genug, Max’ ganzer Familie und seinen Freunden ins Gesicht zu sehen, ohne daß ich diese Reihe abschreiten und jeden einzelnen von ihnen küssen muß.
    Max’ Eltern, Max selbst, Madeleine – du Luder, du hast auf meiner Bettwäsche gevögelt! – Hurst (sorry, jetzt heißt sie ja Madeleine Montcrief, nicht wahr!), ihre Eltern, Max’ bester Freund Hugo – ein trotteliger, egozentrischer,

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