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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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hirnlosen Schönling bitten muß, so zu tun, als sei er verrückt nach mir. Ich studiere mein Bild in der Spiegelfläche des Löffels. Das gewölbte Silber läßt mich verzerrt und finster aussehen.

    Ich bin drauf und dran, meinem Frust nachzugeben, als mir plötzlich klar wird, daß Max dann genau das bekommt, was er wollte: Es gelingt ihm, daß ich mich schlecht fühle. Er wollte, daß ich zu seiner Hochzeit komme und mich elend fühle, und wenn ich nicht achtgebe, dann wird sein Wunsch todsicher in Erfüllung gehen.
    Reiß dich zusammen, Mädchen, befehle ich mir. Jetzt bist du hier, und entweder du machst was daraus oder du machst einen unrühmlichen Abgang.
    Ich stärke mich mit einem Schluck Champagner, obwohl noch gar kein Toast ausgesprochen wurde.
    It’s showtime! Neben mir sitzt der süßeste Typ im ganzen Saal, und wer merkt schon, daß er mir nur einen Gefallen tut? Ich werde das Beste daraus machen! Mir ist aufgefallen, daß ich mit ihm über seine Jagdhunde sprechen muß, um Guy angeregt erscheinen zu lassen. Alles, was ich tun muß, ist, das Gespräch auf Betsy zu lenken, seinen zwei Jahre alten Spaniel, mich dann über den Tisch zu lehnen, ihm zärtlich in die Augen zu schauen, hingerissen und begeistert auszusehen und mich ab und zu vor Lachen zu schütteln.
    »Sie ist so eine niedliche kleine Hündin.«
    »Ach, wirklich?« Ich lege eine Hand auf seinen Arm und schiele zu Max hinüber. Jetzt sieht er schon weniger selbstgefällig aus, genauer gesagt sieht er richtig verärgert aus. Bingo!
    »Richtig draufgängerisch, und verdammt treu obendrein.«
    »Genauso, wie du es auch bei den Frauen magst, hm?« scherze ich.
    »Wie bitte?« Guy sieht verwirrt aus. »Was? Oh, ja, wie ich es bei den Frauen mag! Der ist gut! Ha ha.«
    Ich seufze tief.
    Nachdem die Reden und das Kuchenanschneiden vorbei sind, wirft sich die Band ins Zeug, und die Leute verlassen ihre Plätze, um zu tanzen.

    Max, der zusammen mit seiner Angetrauten den Tanz eröffnet, sieht wieder zu uns herüber.
    »Komm, wir tanzen«, sage ich fröhlich, packe Guys Hand und ziehe ihn vom Stuhl. Unglücklicherweise ist er jetzt so steif wie eine tote Katze mit ausgestreckten Beinen, ganz im Gegenteil zu letzter Nacht, als er mit Serena ein flottes Tänzchen nach dem anderen aufs Parkett gelegt hat – ob Foxtrott, Tango oder Cha-Cha-Cha.
    Er hält mich auf Armeslänge von sich wie ein Kind, das die Grundschritte mit einem Küchenstuhl als erstem Tanzpartner einstudiert. Kann ich es riskieren, ihn betrunken zu machen, damit er ein bißchen lockerer wird? Was soll’s? Es kommt auf einen Versuch an. Ich schütte noch ein paar Gläser Champagner in ihn hinein, dann zerre ich ihn wieder hoch, um mit ihm zu schwofen. Der toten Katze ist wieder ein bißchen Leben eingehaucht worden, aber obwohl der Schampus seine Glieder etwas gelockert hat, fehlt noch irgend etwas...
    »Es ist mir sehr peinlich, dich darum zu bitten, Guy«, flüstere ich, »aber könntest du eventuell... äh, also, ein bißchen... du weißt schon, ein bißchen zärtlicher sein?«
    »Wie bitte?«
    »Tu halt so, als würdest du mich attraktiv finden.«
    Ich könnte über den überraschten Ausdruck, der daraufhin auf seinem Gesicht erscheint, tödlich beleidigt sein.
    »Was soll ich machen?« fragt er mit Unschuldsmiene.
    »Also, was machst du denn normalerweise, wenn dir eine Frau gefällt?« entgegne ich.
    »Soll ich dich mit nach Hause nehmen, damit du Mutter kennenlernst?«
    Ich krümme mich vor Lachen. Na endlich! Dieser Kerl hat also doch Sinn für Humor. Als ich mich wieder aufrichte, sehe ich, daß er nicht lacht. Er lächelt noch nicht einmal. Tatsache ist, er meint es ernst.

    O Gott! Ein hartes Stück Arbeit.
    Ich sehe ein, daß ich, obwohl wir gerade Walzer tanzen, und obwohl ich im Grunde meines Herzens altmodisch bin, wohl doch die Initiative ergreifen muß.
    Ich packe ihn am Kragen seines Jacketts, ziehe ihn zu mir herunter und stecke die Zunge in seinen Hals. Wie ein verängstigter Schwimmer, der zum ersten Mal auf dem Zehnmeterturm steht, mache ich einfach die Augen zu und stürze mich ins kühle Naß.
    Das Wasser ist wärmer und weitaus angenehmer, als ich erwartet habe. Ich gönne mir den Luxus eines gemächlichen Ruderschlages mit der Zunge. Nicht schlecht. Er könnte England zu Tode langweilen, aber seine Zunge könnte mit der Fechtmannschaft bei den nächsten Olympischen Spielen antreten.
    Ich vermute, daß er jede Menge Erfahrung hat.
    Meine Zunge geht zum

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