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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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zu verstehen, daß... Sieh mal, Frauen haben ein Anrecht auf Gleichberechtigung, aber die besteht doch nicht darin, wie ein Mann zu sein, sie besteht darin, die gleiche Freiheit und die gleichen Chancen zu haben. Das Recht darauf zu haben, du selbst zu sein und einfach zu machen, was ganz von selbst kommt«, imitiert er mich.
    »Unglücklicherweise hast du dir meiner Meinung nach nicht die Chance gegeben, dich so zu verhalten, du hast dir einfach den schlimmsten Aspekt der männlichen Psyche herausgepickt, dem du überhaupt nacheifern konntest: die Fähigkeit des Mannes, mit dem Schwanz zu denken. Wenn ein Kerl sich wie ein Idiot verhält, dann in der Regel, weil dieses ähem... kleine... Anhängsel dem Hirn die Steuerung aus der Hand nimmt. Du weißt, daß ich recht habe, Alex.«

    Natürlich weiß ich das. Man braucht sich doch nur anzusehen, wie blöde ich werde, wenn ich mit ihm zusammen bin. All meine Fähigkeiten – Redegewandtheit, gesunder Menschenverstand, manchmal sogar die Fähigkeit, mich zu bewegen – verlassen mich einfach, und alles, was ich tun kann, ist, dazustehen und zu sabbern.
    »Nicht alle Männer sind totale Deppen, Lex«, fahrt er fort. »Ich weiß, daß Max dich betrogen hat, aber das bedeutet noch lange nicht, daß du dich an uns allen rächen mußt, indem du einen Weltrekord in One-Night-Stands aufstellst.«
    »Es ging nicht um Rache... nicht wirklich. Ich wollte nur die Kontrolle über mein Leben erlangen, das ist alles.«
    »Und, hat es funktioniert?«
    »Nein«, seufze ich. »Nicht richtig. Also, zumindest bisher noch nicht. Aber auf eine Art war es auch ganz gut, denn dabei konnte ich mir über einige wichtige Dinge klarwerden.«
    »Ja?«
    Ich sehe zu ihm auf
    »Was hältst du von One-Night-Stands?«
    »Laß die Finger davon«, antwortet er wie aus der Pistole geschossen. Ich sehe ihm ins Gesicht. Kein Aufflackern von Schuld, nicht das geringste Anzeichen von Heuchelei. »Aber das ist meine ganz persönliche Meinung, ich verurteile niemanden, der das anders sieht.«
    Ich starre in meine Bierflasche und tue so, als wäre ich ganz vertieft in den Anblick des Bodensatzes, der sich allmählich bildet.
    »Also, der Wievielte war ich?« unterbricht Jake schließlich die Stille.
    »Auf der Liste oder insgesamt?« frage ich und sehe auf.
    Er hebt die Augenbrauen.
    »Fangen wir doch mit der Liste an, was meinst du?« sagt er mit einer Spur von Ironie in der Stimme.

    »Nummer eins«, murmele ich und sehe zu Boden.
    »Na, wenigstens etwas.« Er hält inne und beißt sich auf die Unterlippe. »Und insgesamt?«
    »Zwei«, flüstere ich.
    »Was? Zweihundert? Zweitausend?«
    »Nur zwei.« Ich sehe zu ihm hinüber, ein schwaches Lächeln auf den Lippen.
    Unglücklicherweise lächelt er nicht, sondern runzelt nur die Stirn, also blicke ich wieder nach unten.
    »Und bei welcher Nummer bist du jetzt angelangt? Wie viele Karteikarten hast du mit Namen und Kreuzen dahinter versehen?«
    »Immer noch zwei.«
    »Zwei?«
    »Ich war nicht besonders gut.«
    »Heißt das, zwei inklusive mir oder zwei plus mir?«
    »Inklusive.«
    »O... dann brauche ich dich wohl nicht zu fragen, wie weit du dich durch das Kamasutra gearbeitet hast, was?«
    Ich wende meinen Blick von einem hochinteressanten Teppichstapel ab und zwinge mich dazu, ihn wieder anzusehen. Das Stirnrunzeln ist verschwunden. Dieses Mal lächelt er. Tatsache ist, er lacht. Ich wäre erleichtert, wenn es nicht so wäre, daß er mich auslacht.
    »He«, tadele ich ihn. »Dafür kann ich nichts. Ich bin eben einfach nicht für das hemmungslose Rumbumsen geschaffen. Ich hab’s versucht, aber es paßt nicht zu mir. Im Grunde bin ich eher die monogame, romantische Ein-Mann-Frau. Ich will gar nicht viele Eroberungen oder eine überbordende Anzahl von Kerben am Kopfende meines Bettes oder eine Sammlung ergatterter Boxershorts im Schrank. Ich will jeden Morgen neben derselben Person aufwachen, dieselbe Haut spüren, jemanden mit der Einfachheit und Kompliziertheit lieben, die nun mal zur wahren
Liebe gehören...« Mir versagt die Stimme, und vor Verlegenheit überzieht eine leichte Röte mein Gesicht.
    Einen endlosen Moment lang sieht er mich an, stumm, abwägend.
    »Ich bin froh, das zu hören«, sagt er schließlich, beugt sich vor, ohne seine Augen von mir abzuwenden, und küßt mich ganz sachte auf den Mund.
    Seine Lippen wieder auf meinen zu spüren! Das ist so, als ob man eine Diät abbricht, um das zarteste, saftigste Roastbeef mit Soße und

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