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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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Zutritt. So lauten die Regeln.«
    »Du wolltest mich sehen?« wiederhole ich ratlos.

    »Glaubst du etwa, ich ziehe mich aus Spaß an der Freud’ so an?« Wie ein Schupo, der den Verkehr stoppt, hält er die Hände hoch. »Nein, sag jetzt am besten nichts. Warum holen wir uns nicht erst mal ein Bier oder so was?«
    Obwohl man ihnen immer nachsagt, sie seien nur so interessant wie ihr Inhalt, haben Umzugskisten nicht denselben Einfluß auf meine Libido wie kalte Duschen oder der Gedanke an Damien mit nichts als seinen Mickey-Maus-Socken an den Fü-βen.
    Ich glaube, es ist besser, ich halte meine Klappe, für den Fall, daß es zu weiteren Kurzschlüssen zwischen Hirn und Mund kommen sollte. Ich nicke zustimmend, was das Bier betrifft, und mache einen auf Larry, indem ich Jake in die Küche hinterherdackele.
    Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, unter seinen Rock zu lugen, als er sich vorbeugt, um zwei Flaschen Becks aus dem Kühlschrank zu angeln. Erleichtert nehme ich zur Kenntnis, daß ein Stückchen einer überaus männlichen Calvin-Klein-Shorts zum Vorschein kommt.
    Ich stelle mich hinter ihn und befingere den Saum seines Kleides.
    »Kann ich das mal ausleihen?«
    Na, das war doch gar nicht so dumm. Richtiggehend humorvoll. Bricht das Eis. Nicht, daß es hier drinnen besonders eisig wäre, eigentlich sogar ganz und gar nicht. Mir wird sogar unangenehm heiß, obwohl wir uns nur unterhalten.
    »Meinst du denn nicht, daß es dir zu groß ist?«, erwidert er.
    »Du scheinst irgendwie rauszuquellen.« Ich schiebe eine seiner falschen Titten wieder in den Ausschnitt zurück. Dabei streife ich mit dem Handrücken über seine Brust.
    »Entschuldige mal«, scherzt er und hält sich eine Hand vor die Brust, als wäre er tödlich beleidigt. »Nur weil ich aufreizend angezogen bin, hast du noch lange kein Recht dazu, mich anzugrabschen,
wann immer es dir paßt. Für was für ein Mädchen hältst du mich denn?«
    Ich lache trocken.
    »Stell dir vor, genau das wollte ich dich gerade fragen.«
    Jake sieht mich von der Seite an, antwortet aber nicht. Statt dessen rumort er in einer der Umzugskisten, kramt einen Flaschenöffner hervor, kappt die Kronkorken und reicht mir ein Bier.
    »Vor ein paar Tagen hatte ich eine lange Unterhaltung mit deinem Bruder.« Er lehnt sich gegen die saubere weiße Arbeitsplatte und saugt den aufsteigenden Schaum vom Hals seiner Flasche. »Er hat mir so einiges erzählt.«
    »Ach ja, was für Greueltaten hat er dir denn aufgetischt?«
    »Tatsache ist, er ist einer deiner größten Fürsprecher.«
    »Wirklich?« Ich bin ehrlich überrascht. Seit den Offenbarungen im Restaurant hat Jem sich ziemlich ablehnend mir gegenüber verhalten.
    »O ja. Er hat’s geschafft, mich davon zu überzeugen, daß die Alex, die ich gesehen habe, nicht die Alex ist, die er kennt und liebt.«
    »Und was genau für eine Alex hast du gesehen?«
    Er lacht leise und nicht gerade erfreut.
    »Warum setzen wir uns nicht da drüben hin?«
    Wir gehen zurück ins Wohnzimmer und steuern das lange gelbe Sofa an, das das einzige Möbelstück weit und breit ist.
    »Nein, bloß nicht!« Ich schreie unfreiwillig auf, als er die Plastikplane wegziehen will. »Es ist ganz neu. Vielleicht schütte ich was darüber«, lautet meine lahme Antwort, als er mich aus forschenden Augen ansieht.
    Jake wirft mir einen mißtrauischen Blick zu und setzt sich hin. Jetzt endlich fällt ihm die Perücke wieder ein, er nimmt sie ab und fährt mit den Fingern durch sein plattgedrücktes Haar.
    Ich sitze so weit wie möglich von ihm entfernt, denn plötzlich
komme ich mir unglaublich plump vor. Mit der linken Hand zerdrücke ich die Bläschen, als ob mein Leben davon abhängt, als ob jedes einzelne, freigesetzte Luftatom mir den Sauerstoff gibt, den ich zum Atmen brauche.
    Jake sieht mich eindringlich an.
    »Jem hat mir von der Hitliste erzählt, Alex.«
    »Oh«, sage ich redegewandt. Plötzlich verläßt mich das Bedürfnis, Plastik zu zerpieksen.
    »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«
    »Wir haben nur versucht... ich weiß auch nicht... ich habe nur versucht...«
    »Du hast versucht, dich wie ein Mann zu verhalten?«
    »Nein, ich wollte die gleichen Rechte wie ein Mann.«
    »Das Recht, dich wie ein Arschloch zu benehmen?«
    »Ach, das kommt ganz von selbst.« Verächtlich zucke ich die Achseln.
    Jake schüttelt den Kopf und rutscht auf dem Sofa ein kleines Stückchen näher zu mir.
    »Das hat mir sicher einiges klargemacht, Alex. Mir geholfen

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