Wachgeküßt
war er der einzige, mit dem sie tatsächlich etwas hatte. Das bedeutet, daß sie ihn abgrundtief haßt und verabscheut. Stimmt’s?«
»Brrr, sie kann seinen Anblick nicht ertragen«, spottet Serena und verdreht amüsiert die Augen.
»Ist ja gut, ich mag ihn, na und?« gebe ich griesgrämig zu. »Ich mag eine Menge Leute.«
»Klar, aber mit denen willst du nicht ins Bett gehen, oder? Wengistens hoffe ich das... wenn man bedenkt, daß du mich mögen solltest«, witzelt sie. »Aber mit ihm würdest du gerne ins Bett gehen, stimmt’s?«
»Ich will ihm andauernd die Kleider vom Leib reißen, ihn auf den Boden werfen und über ihn herfallen«, gestehe ich nach einigem Zögern. »Jeden Zoll seines Körpers mit der Zunge erkunden, drei Stunden damit verbringen, seinen...«
»Das soll wohl heißen, sie mag ihn«, unterbricht Serena.
»Und, was gedenkst du zu tun?« Emma streicht mir eine vereinzelte Locke aus dem Gesicht und lächelt mich freundlich an.
»Ich kann gar nichts tun, oder?« Ich zwinge mich, Jake nicht anzuschauen und konzentriere mich wieder auf Serenas Becher, der traurigerweise ziemlich leer ist, ganz wie mein Leben.
»Warum denn nicht?«
»Weil ich mich total lächerlich vor ihm gemacht habe. Wahrscheinlich hält er mich für eine Art weiblichen Don Juan, wild entschlossen, mich für einen flüchtigen, fickorientierten Moment in die Hose jedes Mannes zu schmeicheln, um dann schneller wieder von dannen zu ziehen, als man das Wort >Orgasmus< aussprechen kann, und mich auf die Suche nach meiner nächsten Eroberung zu machen.«
»Nein, das ist mein Job«, scherzt Ren, deren Mitleid ich geweckt habe. Verstohlen schiebt sie mir Emmas fast vollen Plastikbecher zu. »Sieh mal, Alex, wir wissen, daß das nicht stimmt. Meinst du nicht auch, es ist an der Zeit, daß auch Jake das erfährt?«
»Ich weiß, ich weiß...« Ich nehme einen tiefen Schluck, spüre, wie der Alkohol warm und schnell durch meine Kehle gleitet und
sauer durch meinen Magen wirbelt und dabei ein paar von den Schmetterlingen abtötet. »Aber ich kann nicht einfach zu ihm gehen und sagen, >Entschuldige bitte, aber wußtest du, daß ich bis Anfang Zwanzig Jungfrau war? Ziemlich unüblich so was heutzutage, hm? Ach, und übrigens, ich habe die verlorenen Jahre auch in letzter Zeit nicht wettgemacht, selbst wenn die Gerüchteküche das Gegenteil behauptet.<«
»Nun, ich denke mal, du könntest es durchaus ein bißchen netter formulieren«, stimmt Emma zu und lächelt mich ermutigend an.
Ren bedrängt mich eher.
»Die einzige Möglichkeit, all das klarzustellen, ist die, daß du mit ihm sprichst.«
»Ich könnte ihm schreiben«, erwidere ich hoffnungsvoll. »Genau! Das ist eine Superidee. Ich könnte ihm einen Brief schicken. Schließlich bin ich ja Journalistin. Wahrscheinlich wäre ich auf dem Papier viel redegewandter als in persona.«
»Mach, daß du da rüberkommst.«
Sie schubst mich in den Rücken, und ich stolpere unsicher ein paar Schritte vorwärts.
»Aber ich habe schon versucht, mit ihm zu reden. Mein Mund trocknet einfach aus.«
»Wie kann denn dein Mund austrocknen, wenn du jedesmal anfängst zu sabbern, sobald du ihn siehst!«
»Na ja, mein Mund trocknet aus, und andere Körperteile übernehmen den feuchten Part, verstanden?«
»Mach, daß du da rüberkommst«, wiederholt Serena ungeduldig. »Bevor ich beschließe, daß du doch nicht so interessiert bist, und mich selber an ihn ranmache.«
»Das machst du nicht!« Vor Schreck stockt mir der Atem.
»Dann sieh mich mal näher an«, grollt sie und wirft einen ihrer gefürchteten, lüsternen Blicke in Jakes Richtung.
Gemein, aber wirksam.
Bevor ich weiß, was ich tue, stehe ich neben ihm und suche nach einer Einleitung.
»Chemische Reinigung. Ist das nicht ärgerlich?« sage ich, als ich das Schild, das hinten am Halsausschnitt heraussteht, lese.
Jake dreht sich zu mir um, und ich ziehe mir in Gedanken eines mit dem Baseballschläger über, weil ich so ein Vollidiot bin. Eine Sache mehr, die ich der ständig wachsenden Liste mit dem Titel >Alex’ dumme Sprüche< hinzufügen kann. Ich wette, in Jakes Augen steigt mein Anti-IQ gerade von neunundachtzig auf neunzig Prozent.
»Äh... hat dir denn noch niemand gesagt, daß man, wenn man ein ärmelloses Kleid trägt, am besten ein Roll-on-Deo benutzt... Dann kriegt man auch diese weißen Ränder nicht... Aber ich vermute mal, daß du nicht allzuoft solche Kleider trägst... Das soll jetzt aber nicht heißen, daß ich
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