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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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Einzige in meinem Freundeskreis war, die schon mit neunundzwanzig nicht mehr zu arbeiten brauchte, weil sie mit sechsundzwanzig einen eigenen Kosmetikladen eröffnet hatte und diesen so erfolgreich führte, dass sie sich jetzt zwei Angestellte leisten konnte. Aber mein Leben war noch nie nach Plan verlaufen, und ein Besuch beim Friseur würde daran auch nichts ändern.
    Zwei Stunden später waren das Chaos vom Boden in die dazugehörigen Regale und Schränke verfrachtet, meine Haare nach einer ausgiebigen Dusche wieder in einer einigermaßen akzeptablen Verfassung und der rote Telefonhörerabdruck auf meiner Wange verschwunden. Der Tag schien doch noch eine gute Wendung zu nehmen, und mein Selbstbewusstsein war inzwischen wieder so weit aufgebaut, dass ich überzeugt war, meinem Leben mit dem Dreipunkteplan entscheidende neue Impulse geben zu können. Aber dann musste ausgerechnet Özlem einen Unterpunkt einfügen, der das Gesamtkonzept und damit meine gute Laune wieder gehörig ins Wanken brachte. Wir waren schon fast auf dem Weg zu Punkt zwei, als Özlem sagte: »Ich wollte deinen Nachbarn fragen, ob er uns Karten für den FC besorgen kann. Meinst du, das ist okay?«
    Nein, natürlich war es nicht okay, und wenn ich lange genug darüber nachdächte, würden mir sicherlich auch triftige Gründe dafür einfallen, warum es nicht okay war. Aber erst mal antwortete ich sehr diplomatisch: »Na, ja, ich weiß nicht so recht.«
    Özlem und Tina hatten sich allerdings schon längst entschieden und waren dabei, die Treppe wieder hochzusteigen. »Hey wartet, ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist. Es könnte sein, dass unser nachbarschaftliches Verhältnis gestern etwas gelitten hat«, rief ich ihnen hinterher. »Wartet. Das könnt ihr doch nicht machen!«
    Sie konnten. Während ich noch die Treppe hochlief, hörte ich oben bereits die Türklingel gefolgt von einem freundlichen, »Oh, hallo, braucht ihr mal wieder Hilfe beim Möbelschleppen?«
    Dachte er etwa, ich wolle schon wieder ausziehen? Das hätte er wohl gerne. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie Özlem gerade rot anlief, während Tina ihr bestes Ich-bin-noch-zu-haben-Lächeln aufsetzte. Stotternd brachte Özlem ihr Anliegen vor.
    »Natürlich, gar kein Problem. Jetzt ist ja noch Winterpause, aber ich besorg euch welche für das nächste Heimspiel. Natürlich in der Fankurve. Nur für euch beide, oder willst du auch eine?«, fragte er mich, als ich mich keuchend dazugesellte.
    Ich war vom Treppensteigen so außer Atem, dass ich erst gar nicht antworten konnte. Außerdem suchte ich noch nach einer geeigneten Bemerkung, die freundlich genug war, um sein nettes Angebot zu würdigen, aber abweisend genug, um ihn nicht auch noch in seinem arroganten Stargehabe zu unterstützen.
    »Chris meinte zwar, dass du nicht sehr sportinteressiert bist, aber … «
    »Ach, das meinte Chris also, ja?«, unterbrach ich ihn. »Na, der muss es ja wissen.«
    »Wer ist denn Chris?«, mischte Tina sich ein, und mir fiel ein, dass Özlem und Tina gar nichts von Chris wussten und meine kurze ungewollte Affäre mit ihm eventuell mein sorgfältig konstruiertes Alibi von Frank und seiner Praktikantin in Frage stellen könnte.
    »Chris? Ach, nur mein Vormieter«, erklärte ich schnell. »Natürlich interessiere ich mich für Sport. Besonders für Fußball. Ich bin nur nicht mehr hingegangen, seitdem Köln in der Zweiten Liga spielt.«
    »Wir spielen noch nicht in der Zweiten Liga, es sieht nur gerade nicht so gut aus.«
    »Das meine ich ja. Trotzdem nehme ich dann natürlich auch eine Karte.« Özlem und Tina starrten mich entgeistert an. »Was ist? Müssten wir nicht längst beim Friseur sein?« Und damit lief ich die Treppe schnell wieder hinunter.
    Der Besuch beim Friseur, oder besser bei Tinas persönlichem Stylisten Henning, war am Ende weniger entstellend als befürchtet. Ich ging sehr ungern zum Friseur. Was vor allem daran lag, dass ich einfach nur Haare hatte, keine Frisur, und dementsprechend keine künstlerische Herausforderung für den Friseur darstellte. Meine Haare waren eine merkwürdige Mischung aus überwiegend roten, einigen dunkelbraunen und ein paar blonden Strähnen und konnten daher nicht mehr durch blonde, braune oder rote Strähnchen natürlich aufgelockert werden. Und für radikalere Farbexperimente wie bei Tina war ich nicht risikofreudig genug. Sie waren lockig und suchten sich zu meiner Erheiterung immer neue Wege und Kombinationen, um einer

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