Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
Vom Netzwerk:
machen lassen und dabei ausdrücklich das neue Action Red verlangt. Das hier ist aber das Fever Red. Ich will neue Fingernägel oder mein Geld zurück.«
    Und zur Demonstration hielt sie mir nochmal ihre Wurstfinger vor die Augen. Ihre künstlichen Nägel waren so lang, dass ihre Finger dadurch im Prinzip ihre ursprünglichen Funktionen komplett verloren hatten.
    »Und Sie glauben ernsthaft, das Action Red würde Ihrem Körper eine ganz neue aufregende Note verleihen? Rot ist rot, und an Ihrer Stelle würde ich erst mal ganz andere Schönheitsmakel in Angriff nehmen. Ihre Fingernägel sind ja wohl das geringste Problem.« Ich wollte mich wieder dem Regal zuwenden, aber Tina stand plötzlich neben mir.
    »Entschuldigen Sie bitte, Frau Keller.«
    Tina fasste mich am Arm und zog mich zur Seite. »Karina, sag mir bitte, dass du das da eben nicht gesagt hast.«
    »Ich hab dich doch nur verteidigt. Die fette Ziege hat über deinen Laden hergezogen und regt sich über Lapalien auf.«
    »Karina, Frau Keller ist zufällig eine meiner besten Kundinnen, und sie regt sich immer über solche Sachen auf. Na und? Das gehört eben zum Geschäft.«
    Jetzt war ich erst recht auf hundertachtzig. Wenn ich etwas nicht ausstehen konnte, dann war es, zu Unrecht beschuldigt zu werden. »Aber findest du das nicht ungerecht? Ich meine, du steckst deine ganze Zeit da rein, unzufriedenen Hausfrauen die Fingernägel zu machen, Omas ihre Falten wegzuschminken oder Mädchen ihre Fußnägel zu schneiden, und dann lässt du dich auch noch blöd anschreien.«
    »So ist das nun mal in meinem Job. Das ist vielleicht nicht dein Traumberuf, aber im Gegensatz zu dir kann ich meinen Job ohne männliche Hilfe ausüben.«
    Aha. Ich wusste doch, dass die Sache mit Klaus noch nicht aus der Welt war. So leicht hatte Tina mich noch nie davonkommen lassen. Aber jetzt hatte ich sie durchschaut. Das Ganze war ein von vorne bis hinten ausgeklügelter Plan gewesen. Die Tränen, das Mitleid, die Entschädigung, alles nur gespielt. In Wirklichkeit hatte sie mir den Job angeboten, um mich mal so richtig zu schikanieren. Aber nicht mit mir.
    »Weißt du was, Tina. Wenn du mich bestrafen willst, musst du dir schon was anderes überlegen, so dringend brauche ich diesen Job nicht. Tschüs, ich kündige.«
    Ich stürmte wütend aus dem Laden, und genauso wütend stürmte ich eine halbe Stunde später in Eckis Kiosk.
    »Ich brauche alle Stellenanzeigen vom letzten Samstag. Dringend!«
    »Aha, Sie sind also wieder gesund. Na, dann sind die friedlichen Zeiten ja jetzt vorbei.«
    Ich hatte mich inzwischen daran gewöhnt, dass Ecki seine Zeitungslektüre nie unterbrach, und wartete daher auf den Zeigefinger, der mir den Weg weisen würde. Er deutete auf einen Stapel alter zerlesener Zeitungen direkt neben dem Tresen. Ich durchwühlte sie und wollte mit dem Anzeigenteil verschwinden, als Eckis Dackel mir knurrend den Weg versperrte.
    »Das macht einen Euro dreißig«, brummte Ecki, ohne seine Zeitung zu senken.
    Ich drehte mich empört um, und wie auf Kommando war der Hund still.
    »Aber die Zeitungen sind doch alt. Die können Sie sowieso nicht mehr verkaufen.«
    »Das tue ich doch gerade. Eins dreißig, oder Sie legen die Zeitungen zurück.«
    »Aber ich habe mir doch nur die Stellenanzeigen rausgesucht.«
    »Ich weiß. Von drei Zeitungen. Macht zwei siebzig, und weil sie von Samstag sind, nehme ich nur den halben Preis. Also eins dreißig oder zurücklegen. Sonst zeige ich Sie an wegen Ladendiebstahls.«
    Der Dackel hatte das Gespräch aufmerksam verfolgt, und mir war klar, dass er mich nicht gehen lassen würde, bis ich das Geld auf den Tresen gelegt hatte. Ich kramte also einen Euro dreißig hervor und schmiss das Geld wütend in den Plastikzahlteller. Sofort machte der Dackel den Weg frei.
    Ich war schon fast aus der Tür, als Ecki mir hinterherrief: »Sie werden sowieso keinen Job finden. Rezession. Steigende Lohnnebenkosten. Wachsende Arbeitslosenzahlen.«
    Ausgezeichnet. Das war genau das, was ich heute noch brauchte. Erst zog er mir das letzte Geld aus der Tasche, und dann nahm er mir auch noch jegliche Hoffnung.
    »Vielen Dank für den Hinweis, und wieso haben Sie mir die Zeitungen dann verkauft?«
    »Weil ich nicht demnächst auch noch in die Arbeitslosenstatistik fallen möchte.«

    Ich schloss meine Wohnungstür auf, pfefferte die Zeitungen mangels Tisch auf den Küchenboden und sprang unter die Dusche, um meine Wut abzukühlen. Was für ein Tag. Bisher war mein

Weitere Kostenlose Bücher