Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht
Zeitungen, das wenigstens fit hielt, dafür aber viel zu frühe Arbeitszeiten mit sich brachte. Zum Glück konnte ich die Entscheidung noch einmal verschieben, denn Özlem erinnerte mich daran, dass wir etwas Wichtiges vorhatten.
»Was!?«, rief sie noch halb im Treppenhaus. »Du bist ja noch gar nicht fertig!«
»Na ja, kommt darauf an, womit«, verteidigte ich mich. »Mit den Stellenanzeigen schon, und Kaffee habe ich auch schon getrunken.«
Ich forschte parallel in meinen Gehirnwindungen nach, was sie sonst noch meinen könnte, aber mir fiel beim besten Willen nichts ein.
»Wir haben jetzt wirklich keine Zeit für deine Witze. Schnell, zieh dir was an. Wir müssen los.« Sie konnte Tinas Befehlston inzwischen so gut imitieren, dass ich ihr widerspruchslos gehorchte. Ich wusste immer noch nicht, wo es hingehen sollte, und entschied mich für eine einfache Jeans-und-Pulli-Kombination, die für alle Lebenslagen geeignet war.
»Na endlich.« Özlem stürmte aus der Wohnung. Ich schnappte mir schnell noch meine Jeansjacke, die als Einzige an der Garderobe hing, und lief ihr hinterher. Am Treppenabsatz blieb Özlem plötzlich so abrupt stehen, dass ich mit ihr zusammenprallte.
»Aua! Karina, was ich dir noch sagen wollte, bevor ich es vergesse. Danke für deinen Tipp letztens. Ich war mit Matthias essen, und er hat überhaupt nichts gegen die Hochzeit.«
Özlem umarmte mich überschwenglich, während ich mir den Kopf hielt, der bei dem Zusammenstoß etwas gelitten hatte. Erst langsam drangen Özlems Worte zu mir durch, aber da waren wir schon auf dem Weg zum Auto.
»Hochzeit? Wieso Hochzeit?«
Özlem parkte vor einer Einfahrt, aus der ein wild hupender Anwohner gerade rausfahren wollte. »Na die Hochzeit, über die wir letztens gesprochen hatten.«
Verdammt. Also dabei hatte ich ihr so bereitwillig geholfen.
»Ja, aber ich dachte, wir reden … erst mal so ganz allgemein darüber«, versuchte ich meinen Fehler wiedergutzumachen. »Weißt du, mit Verlobung und allem Pipapo. Du musst ihn ja nicht sofort heiraten. Vielleicht solltet ihr erst mal zusammenziehen.«
Özlem war bei dem nervenden Anwohner angekommen, der nach ihrer Entschuldigung sofort aufhörte zu hupen und sie freundlich anlächelte. Dann drehte sie sich nochmal zu mir um.
»Klar, und du meinst, damit kann ich die Einwanderungsbehörde überzeugen, und er darf einfach so in Deutschland bleiben, oder was? Jetzt steig schon ein, sonst verpassen wir noch das Fußballspiel.«
Fußball? Hochzeit? Das waren gleich zwei Schocks auf einmal. Jetzt erinnerte ich mich wieder an Özlems potentiellen kurdischen Terroristen und an das Fußballspiel, für das ich so vorschnell eine Karte bestellt hatte. Die waren also in dem geheimnisvollen Umschlag gewesen.
»Wat es, Määdsche. Soll isch dir noch die Düür opmaache oder kannste alz selver einsteije«, mischte sich der Anwohner wieder ein, und diesmal galt sein Hupen eindeutig mir. Er hatte einen FC-Schal um den Hals und ein Trikot über seinen Pullover gestreift. Gleich würde ich von Tausenden solcher schimpfenden und grölenden Ekelpakete umgeben sein, für die es das Wichtigste im Leben war, dass ein Ball von irgendwelchen Leuten in irgendein Tor geschossen wurde.
»Ich bin kein Mädchen mehr, und außerdem gibt es ja wohl wichtigere Dinge im Leben als dieses blöde Fußballspiel«, brüllte ich zurück. »Du wirst noch früh genug mitbekommen, wie hoch Köln verloren hat … «
»Karina, jetzt steig endlich ein, oder wir fahren ohne dich ins Stadion.« Özlem hatte die hintere Tür geöffnet, und ich sprang schnell ins Auto. Dann raste sie los. Erst jetzt bemerkte ich Tina, die auf dem Beifahrersitz saß. Ich grüßte sie kurz angebunden, aber Tina würdigte mich keines Blickes. Na wunderbar, der Nachmittag konnte ja heiter werden.
Im Stadion kämpften wir uns durch das rotweiße Gewühl zu unseren Plätzen, oder vielmehr dahin, wo unsere Plätze eigentlich sein sollten.
»Na super, hier kann man ja noch nicht mal sitzen. Müssen wir uns das ganze Spiel etwa im Stehen angucken?« Ich schaute mich entsetzt um.
Tina warf mir einen ärgerlichen Blick zu und hakte sich bei Özlem ein, die sich nach vorne durchdrängeln wollte.
»Natürlich, schließlich ist das die Fankurve. Und wir sind eben Fans!«
Klar, besonders von einem ganz bestimmten Spieler, der sowieso nur auf der Ersatzbank saß und mir den ganzen Mist erst eingebrockt hatte.
»Und dafür hat uns Tim extra Karten besorgt? Für
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