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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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diese Vorlage gegen mich zu verwenden, und das tat er dann auch mit sichtlicher Genugtuung: »Sport? Was denn für Sport? Soviel ich weiß, ist Männerjagd noch keine olympische Disziplin.«
    »Fußball! Wenn du es so genau wissen willst.«
    Natürlich wollte er es so genau wissen. Aber ich hätte eigentlich verhindern müssen, dass er es so genau erfuhr. Denn schon waren wir an dem Höhepunkt oder vielmehr Tiefpunkt der Katastrophe angelangt. Dachte ich.
    »Fußball?« Tim prustete laut los. »Du und Fußball? Das ist ja noch schlimmer als Horoskope.«
    »Der Sportteil interessiert mich nicht«, winkte Ecki ab.
    »Als Journalistin muss man über alles schreiben können«, versuchte ich mich souverän aus der Affäre zu ziehen und log schnell noch hinterher: »Außerdem interessiere ich mich eben für Fußball.«
    Immerhin hatte ich ihn zu diesem dämlichen Länderspiel begleitet, das beinahe tödlich ausgegangen war. Aber das schien Tim wohl entfallen zu sein, denn er lachte nur sarkastisch: »Seit wann? Seit du beim FC-Spiel aus dem Stadion geflogen bist?«
    »Na und, das war gute Recherche.« Allmählich hatte ich wirklich die Nase voll davon, mich hier vor einem Exfußballer auf dem Abstellgleis und einem halbsenilen Kiosk-Opa rechtfertigen zu müssen, und ich erinnerte mich glücklicherweise an eine von Udo gern zitierte Fußballweisheit, die auch in anderen Lebenslagen von Nutzen sein konnte. Angriff ist die beste Verteidigung. Also trat ich da nach, wo es besonders wehtat. »Im Gegensatz zu dir«, fuhr ich Tim eiskalt an, »fängt meine Sportkarriere jetzt nämlich erst an. Ein guter Kollege hat mir heute einen Job in seiner Sportredaktion angeboten, und zwar ganz allein deswegen, weil er meine Arbeit gut findet. Und den Vertrag werde ich schon morgen unterschreiben. Sonst noch was?«
    Ich starrte Tim grimmig an. Aber den schien meine Attacke tatsächlich getroffen zu haben, denn ihm fiel jetzt nichts mehr dazu ein als ein müdes: »Dann ist er auf jeden Fall kein Stier.«
    »Und keine Waage«, grummelte Ecki, der sich jetzt in eine andere Zeitung vertieft hatte.
    »Nein, ich bin Wassermann.«
    Ich drehte mich um und erstarrte. Vor mir stand ein Wassermann mit Halbglatze, der sich unschwer als Udo identifizieren ließ und von uns allen unbemerkt in den Laden gekommen war. Ich hatte keine Ahnung, wie viel er von dem Gespräch mitbekommen hatte.
    »Es freut mich, dass du mein Angebot annimmst, Karin.«
    Zu viel. Er hatte definitiv zu viel mitbekommen. Udo kam zu uns an den Tresen und schüttelte Tim eifrig die Hand. »Und wie ich sehe, hast du ja auch schon erstklassige Kontakte. Freut mich, Sie kennenzulernen, Herr Norlinger. Ich hoffe, wir sehen Sie bald wieder spielen.«
    Tim zuckte grimmig mit den Schultern, und bevor er Udo über mein wahres Verhältnis zu Fußball aufklären konnte, nahm ich Udo in Beschlag: »Hi. Was für ein Zufall. Wie … , wieso bist du ausgerechnet … , also bist du öfters in der Gegend, ich habe dich hier ja noch nie gesehen?« Und wenn es nach mir ginge, hätte das auch durchaus so bleiben können.
    »Nein, ich habe dir nur schnell den Vertrag in den Briefkasten gesteckt, weil ich sowieso hier in der Nähe bei Freunden eingeladen bin. Dann kannst du ihn dir in Ruhe durchlesen, und wir sprechen morgen mal darüber.«
    »Ja, danke, wie praktisch.« Super. Ehrenfeld war also neuerdings der Nabel der Welt. Ganz klar, dass sich die Fußball- und Medienszene seit neuestem in einem winzigen Eckkiosk in einer Ehrenfelder Seitenstraße traf und dort die wichtigsten Geschäfte per Handschlag erledigte. Ich zumindest war damit ziemlich erledigt.
    »Ich muss dann auch gleich wieder los. Können Sie mir einen guten Wein empfehlen?«
    Diese Frage war an Ecki gerichtet, der es offenbar auch bei neuen Kunden nicht für nötig hielt, seine Zeitung wegzulegen. »Wenn Sie etwas Gutes trinken wollen, trinken Sie Wasser. Ohne Kohlensäure.«
    Udo schaute Tim und mich etwas irritiert an. Ich nahm schnell eine Flasche Bordeaux aus dem Regal, drückte sie Udo in die Hand und schob ihn zur Tür, bevor er noch nähere Bekanntschaft mit Eckis Gastfreundlichkeit machen konnte. »Hier, der ist gut. Ich bezahle für dich. Tschüs.«
    Ich wartete, bis die Tür hinter ihm zugefallen war, dann drehte ich mich wütend um. »Na toll, das habt ihr ja echt super hingekriegt. Ganz toll!«
    Tim und Ecki schauten mich unschuldig an. »Wieso, dein neuer Chef ist doch nett.« Tim spazierte seelenruhig mit der Lasagne

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