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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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hauptsächlich wissen. Und wenn uns noch etwas Wichtiges einfällt, können wir dafür die weißen Karten benutzen.«
    Plötzlich kam ich mir mit meinem College-Block etwas albern vor. So einen Aufwand hatte ich noch nicht einmal für die Uni betrieben. Ich hatte schon jetzt den Überblick über das Kartensystem verloren. Tim war meine Verwirrung nicht entgangen, und er erwies sich überraschenderweise als guter Pädagoge.
    »Aber fangen wir doch erst mal damit an, was du schon alles über Fußball weißt.«
    Ich? Über Fußball? Ich fühlte mich plötzlich wieder wie in der zwölften Klasse, als mein Lehrer mich Lateinvokabeln abfragte, und alles, was mir einfiel, war, casa, mensa und urbi et orbi.
    Ich spürte, wie meine Hände feucht wurden, mein Hals austrocknete und mein Herz anfing, doppelt so schnell zu schlagen. Urbi et orbi. Hatte der Vatikan eigentlich eine eigene Fußballmannschaft? Casa. Hatte es Fußball schon bei den alten Römern gegeben? Mensa. Tisch. Tischfußball. Sehr gut, immer mit den einfachen Dingen anfangen. Ein Spiel kostete inzwischen ein Euro in unserer Stammkneipe. Aber das war wahrscheinlich nicht die Sorte von Informationen, die Tim erwartete. Denk nach, Karina. Es gab einen Torwart. Zwei Spieler hinten. Auf der mittleren Stange waren vier, oder fünf Spieler? Und dann gab es noch die Stange vorne, an die ich nie schnell genug drankam, mit ähm zwei Figuren? Das machte zehn, so ungefähr. Na das war doch schon mal ein Anfang!
    Ich räusperte mich vorsichtig, wenigstens ließ Tim mir für die Antwort mehr Zeit als mein Lateinlehrer: »Also, eine Fußballmannschaft besteht aus, ähm, zehn Spielern? Oder neun, je nachdem, wie viele Figuren auf der mittleren Stange, also im mittleren Feld stecken, äh, spielen.«
    Tims Augen verengten sich, so als müsste er den Inhalt der Antwort erst noch analysieren. Dann fragte er vorsichtig nach: »Das war jetzt wahrscheinlich wieder ein Witz, oder?«
    »Nein, diesmal nicht«, sagte ich kleinlaut.
    Tim nickte nachdenklich und blickte abwechselnd von den Karteikarten zu mir und wieder zu den Karten. Dann sammelte er sorgfältig einen Stapel nach dem anderen ein.
    »Gut, dann müssen wir wohl noch etwas weiter vorne anfangen.«
    Ich schlug enttäuscht meinen Collegeblock wieder zu und stand auf. »Du hast recht. Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Ich werde nie eine richtige Fußballreporterin. Am besten breche ich jetzt gleich bei Udo ein und verbrenne meinen Vertrag.«
    Aber Tim zog mich aufs Sofa zurück. »Sitzen bleiben, so schnell gebe ich mich nicht geschlagen. Du bist kein hoffnungsloser Fall. Schwierig, aber nicht hoffnungslos!«
    Auch der Satz erinnerte mich stark an meinen Lateinlehrer, und immerhin hatte ich mein Latinum am Ende mit einer Drei plus bestanden. Also stürzten wir uns in die Arbeit. Tim begann damit, dass eine Mannschaft nicht zehn oder neun, sondern elf Spieler hatte, und zwar mit Torwart und mittlerer Stange. Dass ein Spiel neunzig Minuten dauerte, mit einer viertelstündigen Pause, die ich nur zu gut in Erinnerung behalten hatte. Dass es darum ging, möglichst oft den Ball in das gegnerische Tor zu befördern, zumindest öfter, als der Gegner ihn ins eigene Tor beförderte, was ich natürlich von anderen Sportarten her kannte – aber Grundlagen waren nun mal Grundlagen.
    Von den Grundlagen arbeiteten wir uns langsam zu den Fußballregeln für Fortgeschrittene vor, und gegen Abend waren wir sogar so weit, dass Tim sich traute, seine Karteikarten wieder hervorzuholen. Wir arbeiteten unermüdlich weiter, und wenn Tim mich nicht um Mitternacht fast gewaltsam aus seiner Wohnung geworfen hätte, weil uns beiden die Augen zufielen, hätte ich noch bis zum nächsten Morgen durchgebüffelt.
    Von da an trafen wir uns fast täglich. Ich vertiefte mich in Tims Fußballbücher und lernte Karteikarten auswendig, während Tim nicht müde wurde, immer neue Unterrichtsmethoden auszuprobieren. Mal kämpften wir uns durch alberne Lehrvideos, die so alt waren, dass die Trainingshosen der Spieler schon wieder modern waren. Mal schauten wir uns Ausschnitte aus der englischen Premier League an, bis Tim bemerkte, dass ich sie nur deswegen in Zeitlupe sehen wollte, weil ich David Beckham dann besser begutachten konnte. Tims Kühlschrank wurde zum Spielfeld, auf dem wir mit Froschmagneten besonders interessante Spielzüge nachstellten, und der Samstagnachmittag zum festen Fernsehtermin, um auf Premiere alle Spiele live zu schauen.
    Nach vier Wochen

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