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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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hier wird man ja echt freundlich empfangen. Udo arbeitet hier nicht mehr. Ich bin sein Nachfolger.«
    »Herzlichen Glückwunsch. Aber kannst du mir jetzt bitte sagen, wo ich Udo finden kann?«
    »Mann, seid ihr hier immer so hektisch? Udo ist jetzt zur seriösen Seite rübergewechselt.« Der Sportteil sah ja rosigen Zeiten entgegen, wenn Großnase genauso spritzig schrieb, wie er redete.
    »Und er hat dir keine Nummer dagelassen, für wichtige Fragen oder so?«, fragte ich ungeduldig.
    »Nö, aber probier es doch mal hiermit. Das ist seine Handy-Nummer.«
    Ich riss ihm den Zettel aus der Hand und lief zurück zu meinem Schreibtisch. Ich verwählte mich zweimal, bevor ich die richtige Nummer eingetippt hatte. »Udo? Gut, dass ich dich erreiche. Ich war gerade bei Klosenberg, um zu kündigen, aber dann redete er plötzlich von dir, und ich befürchte, dass da komische Gerüchte im Umlauf sind, und außerdem bin ich mir auch gar nicht mehr sicher, ob ich jetzt gekündigt habe.«
    »Keine Sorge, ich habe den alten Klosenberg schon vorgewarnt, Karin.« Obwohl wir nun schon ein halbes Jahr lang regelmäßig zusammen zu Mittag aßen, nannte er mich immer noch Karin. Allerdings hielt er meine gelangweilten Jas und Hmms auch für kompetente Kommentare zum aktuellen Sportgeschehen. Aber wenn er jetzt auch noch für mich kündigte, waren die Missverständnisse zwischen uns wohl weitreichender, als ich dachte.
    »Udo, du kannst doch nicht einfach so für mich kündigen!«
    »Natürlich nicht. Aber du kannst mein Angebot gar nicht ausschlagen. Eigentlich wollte ich gestern noch mit dir darüber reden, aber du warst plötzlich verschwunden. Im Grunde musst du nur noch die Formalitäten erledigen, dann kannst du ab Januar für mich arbeiten.«
    »Für dich?« Ich hatte das Gefühl, als wäre ich heute Morgen aus einem monatelangen Koma erwacht und hätte wichtige Veränderungen in meinem Leben verschlafen.
    »Ich weiß doch, wie sehr dich diese Horoskope langweilen, ganz zu schweigen von deiner reizenden Tischnachbarin, aber hier erwartet dich endlich dein Traumjob.«
    »Wieso, leitest du jetzt das Feuilleton der FAZ?« Das war nur halb im Scherz gemeint, denn ungefähr da siedelte ich meinen Traumjob an, auch wenn ich bezweifelte, dass Udo von heute auf morgen so einen Karrieresprung hingelegt hatte.
    »Ausgezeichnet, genau diese Art von Humor brauchen wir hier. Du passt wirklich perfekt ins Team.« Also schied die FAZ schon mal aus.
    »Danke. Verrätst du mir denn auch noch, worum es in deinem Team geht?«
    »Na, rate mal, Karin. Vergiss dein albernes Mars-Venus-Jupiter-Gedöns. Ich rede hier von den ganz großen Spielen. Bayern, Schalke, Hertha. Am besten kommst du morgen nach Redaktionsschluss hier vorbei und unterschreibst den Vertrag. Alles klar? Bis dann, also, Tschüssi, Karin.«
    »Warte Udo, redest du etwa über Fußball? Udo … « Aufgelegt. Er hatte einfach so aufgelegt, und ich spürte eine leichte Panik in mir aufsteigen. Natürlich hatte er über Fußball geredet, er redete immer über Fußball, und ganz offensichtlich hatte ich mit ihm auch viel zu viel über Fußball geredet. Meine willkürlich eingeworfenen Jas und Hmmms hatten aus mir eine absolute Fußballexpertin gemacht, und die leichte Panik steigerte sich zu einer regelrechten Panikattacke. Ich versuchte mich damit zu beruhigen, dass ich immerhin von einem der drei Vereine schon einmal gehört hatte, aber ich war kurz davor, zu hyperventilieren. Ich sollte über Fußball schreiben?!
    Ich sortierte hektisch die Unterlagen auf meinem Schreibtisch, um Ordnung in diese Angelegenheit zu bringen. Ich wusste zwar, dass ich lange und ausführlich über Themen reden konnte, von denen ich keinen blassen Schimmer hatte, das brachte die Branche schließlich mit sich. Dass ich mit meinen Standardphrasen allerdings einen eingefleischten Fußballfanatiker wie Udo überzeugt hatte, hätte ich nicht erwartet. Aber jetzt musste ich Udo wohl oder übel eingestehen, dass er sein Fachwissen ein halbes Jahr lang an eine totale Fußballanalphabetin verschwendet hatte.
    So ein Mist, warum hatte ich meine Mittagspausen nicht mit Thorsten von der Kulturredaktion oder Anna vom Politikteil verbracht? Warum musste es ausgerechnet Fußball sein? In jeden anderen Job hätte ich mich problemlos einarbeiten können. Für Frank hatte ich mir sogar schon mal zehn kirgisische Schwarz-Weiß-Filme ohne Untertitel angeschaut, nur weil ich einen Bericht über das erste und nebenbei auch einzige

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