Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht
Kribbeln im Bauch. Ich spürte, dass ich rot wurde, und sagte schnell: »Also, wenn es um das Wohl der Menschheit geht, kann ich natürlich schlecht nein sagen, oder?«
Tim lachte zufrieden. »Nein, wohl kaum. Also, Samstag um drei bei mir, dann können wir uns die Bundesligaspiele auf Premiere anschauen.« Damit drehte er sich um und humpelte zu seiner Wohnung.
Ich konnte meine Freude kaum noch verbergen. Es könnte wirklich funktionieren, wenn ich mir Mühe gab. So schwer war Fußball nun auch wieder nicht. Und Journalismus blieb Journalismus, egal worum es ging.
Ich wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann rannte ich die Treppe hinunter und holte den Vertrag aus meinem Briefkasten. Ich überflog ihn aufgeregt, bis ich sie fand, die entscheidende Zahl. Ja, es könnte funktionieren.
MEHR
ALS EIN SPIEL
Am Samstag stand ich pünktlich zur Bundesliga bei Tim auf der Matte. In einem Anflug von Erstsemester-Enthusiasmus hatte ich mir sogar einen nagelneuen Block und Bleistifte gekauft und klopfte nun aufgeregt an seine Wohnungstür. Unsere Begrüßung fiel allerdings reichlich steif aus, und mein Enthusiasmus wurde etwas gebremst.
Seine Wohnung war sorgfältig aufgeräumt. Ein Tick zu sorgfältig, fand ich, als wolle er ja nichts von sich preisgeben. Dabei hatte ich Tims Wohnung längst bis in jede kleinste Ecke inspiziert, als er mich zum Blumengießen verdonnert hatte, und für neureich und spießig befunden. Ich setzte mich auf das teure Sofa und schaute Tim erwartungsvoll an.
»Willst du was trinken?«, fragte er höflich.
»Ja, ein Bier wäre nicht schlecht.« Tim zögerte, und ich versuchte, meinen Fauxpas schnell zu überspielen. »War nur ein Witz. Ich meine, das trinkt man doch unter Fußballexperten. Ich nehme natürlich ein Wasser, oder hast du nur muskelaufbauende isotonische Getränke?« Ich biss mir auf die Zunge. Ich musste Tims frisch erwachte Freundlichkeit ja nicht gleich wieder aufs Spiel setzen. »Also, ein Wasser wäre super.«
Tim nickte und verschwand in der Küche. Das konnte ja heiter werden. Ich hätte mir eine Liste von den Dingen machen sollen, die ich auf gar keinen Fall erwähnen durfte. Aber dann hätten wir uns am Ende nur noch angeschwiegen. Vielleicht war es auch besser, einfach einen Schlussstrich unter unsere kurze, aber unangenehme Vergangenheit zu ziehen und uns ausschließlich über Fußball zu unterhalten.
Tim hatte sich ebenfalls Gedanken darüber gemacht, denn als er mir ein Wasser mit Eiswürfeln und einer Scheibe Zitrone servierte, entschuldigte er sich noch einmal für seine gestrige Beleidigung: »Ich habe das mit deiner Bezahlung natürlich nicht ernst gemeint. Ich meine, du weißt schon, dass du das immer so machst und … «
Tim geriet in Erklärungsnot, und ich versuchte einzugreifen, bevor es zu spät war.
»Okay. Dann überspringen wir den Sex einfach und fangen gleich mit Fußball an, oder?«
»Ähm, was … , wieso?«
»Das war wieder nur ein Witz, Tim.« O Mann, ein normales Gespräch mit ihm war ja komplizierter, als ich dachte. »Weißt du was, wenn wir so weitermachen, sitzen wir hier noch bis Weihnachten. Pass auf, wir haben beide einen Fehler gemacht, wir haben uns danach ziemlich daneben benommen, und wir haben jetzt noch genau fünf Minuten, um uns gegenseitig Vorwürfe zu machen, gut? Danach vergessen wir das Ganze und reden nur noch über Fußball. Einverstanden?«
»Gute Idee.«
Wir schwiegen uns erwartungsvoll an. Nach einer Minute kritzelte ich nachdenklich kleine Vierecke auf meinen Block, während Tim in sein Wasserglas starrte. Unsere Blicke wanderten fast gleichzeitig zur Uhr am DVD-Player, dann mussten wir lachen.
»Mist, ausgerechnet jetzt fällt mir nichts mehr ein«, gab ich zu.
Tim schüttelte lachend den Kopf: »Nein, mir auch nicht, dabei habe ich auf diese Gelegenheit immer gewartet. Also, sollen wir anfangen?«
»Gerne.«
Tim stand auf und holte einen großen Stapel Bücher aus seinem Regal. Er hatte sich bestens vorbereitet, denn er legte eine ganze Reihe von verschiedenfarbigen Karteikarten auf den Tisch.
»Also, zum Fußball. Ich habe mir ein System überlegt. Auf den roten Karten habe ich die Spielregeln notiert. Auf den grünen stehen die Bundesliga-Vereine mit ihren Trainern und Spielern. Auf den gelben die unterschiedlichen nationalen und internationalen Wettbewerbe. Und auf den blauen habe ich ein bisschen Klatsch und Tratsch aus der Bundesliga gesammelt, so was wollt ihr doch sowieso
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