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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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… Und jetzt, wo wir uns wieder versöhnt haben … , und wenn wir Kinder haben wollen, sollten wir auch bald … «
    Ich hatte das Gefühl, Tim las mir aus einem Katalog der zehn besten Heiratsgründe vor. Seine Phrasen wurden immer unerträglicher. Schließlich unterbrach ich ihn etwas unwirsch: »Ja, klingt doch alles wunderbar.« Und Tim verstummte. Er sah mich von der Seite an, aber ich tat so, als bemerkte ich seinen Blick nicht, und schaute angestrengt nach vorn, von wo aus mir allerdings die Wackelenten siegessicher zunickten. Wahrscheinlich hatte Sabrina ihm diese Viecher sogar geschenkt, und Tim hatte sie nur ihr zuliebe auf seinem Armaturenbrett befestigt, und zwar einzig und allein, damit sie mich jetzt stellvertretend für ihre Chefin auslachen konnten. Ja, sie hatte gewonnen. Tim gehörte ihr.
    Wir schwiegen, bis wir den Stau rund um das Stadion hinter uns gelassen hatten und Tim sich leise erkundigte: »Wo willst du denn hingehen?«
    Ich wollte nirgendwo mehr hingehen. Und schon gar nicht mit Tim. Ich hatte auch meine Prinzipien. Und nichts mit verheirateten Männern anzufangen war eins davon. Wie konnte er mir von seiner Verlobung erzählen und gleichzeitig mit mir ausgehen? Das war mal wieder typisch Tim. Er hatte kein bisschen dazugelernt, und sein Problem war auch nie meine Nummer vierunddreißig gewesen, sondern seine Nummer drei. Wahrscheinlich wollte er sich vor der Hochzeit nur noch etwas austoben, und dafür kam ich ihm gerade gelegen.
    »Also, hast du einen Vorschlag, wo wir hingehen sollen?«, wiederholte er seine Frage vorsichtig.
    »Mir ist gerade eingefallen, dass ich mich für heute Abend schon mit Tina verabredet hatte«, sagte ich, ohne ihn anzuschauen.
    »Oh, schade.« Tim schien ehrlich enttäuscht zu sein.
    »Ja, aber es ist wichtig. Es geht um die Hochzeit. Das Kleid. Das Hochzeitskleid. Tina meint wohl, es macht sie … zu dünn. Na ja, du kennst ja Tina. Am besten lässt du mich hier einfach raus, dann nehme ich die Bahn.«
    Tim schien aber nicht so ganz überzeugt davon: »Hier?«
    Ich schaute mich um. Wir waren gerade mitten im Stadtwald angelangt.
    »Ja, ein kleiner Spaziergang tut mir nach dem Spiel sowieso ganz gut.«
    »Ach was. Ich bringe dich schnell bei Tina vorbei. Außerdem wird es schon dunkel.«
    »Ich möchte aber gerne zu Fuß gehen.« Mein Ton war etwas schärfer ausgefallen als gewollt, aber wenigstens fuhr Tim sofort rechts ran und ließ mich aussteigen. »Danke. Ach ja, und herzlichen Glückwunsch zu deiner Verlobung.«
    Ich schlug die Beifahrertür zu und stiefelte geradewegs in den Wald hinein – zurück ins passive Abseits.

WINDSTILLE
    Es war zu erwarten gewesen, aber ich hatte die durchaus begründete Hoffnung, zum letzten Mal Mittelpunkt eines Tinaschen Dreipunkteplans zu sein. Es waren nur noch wenige Tage bis zu ihrer Hochzeit, für Tina also höchste Zeit, mich ihren Vorbereitungsplan durchlaufen zu lassen.
    Punkt eins hatte ich bereits hinter mich gebracht und meine Haare von Tinas Starfriseur auf die hochzeitsgewünschte Länge trimmen lassen. Danach hatte Tina mich in einen edlen Klamottenladen gezerrt, in den man vermutlich nur durch Vorzeigen einer goldenen Kreditkarte Zutritt bekam, und mich mit einer riesigen Auswahl todschicker Kleider überhäuft.
    Und während ich noch mit den Nachwirkungen von Punkt eins kämpfte – diverse Gels, Haarlacke und Haarsprays hatten sich auf meinem Kopf zu einer unerträglichen Duftnote verbunden – und mich gleichzeitig in Punkt zwei zwängte, ein grünes hochgeschlossenes Kleid, bereitete Tina mich mental schon auf Punkt drei vor.
    Sie fädelte es wie immer sehr geschickt ein und gab vor, mit mir noch einmal ihre Gästeliste durchzugehen, während ich meinen Bauch einziehen musste, um das Kleid überhaupt bis über die Rippen zu bekommen. Ich war dadurch extrem abgelenkt und vergaß voll und ganz, dass Tina alle hundertfünfzig Gäste nicht nur längst eingeladen, sondern auch schon an thematisch, chronologisch und beziehungstechnisch ausgeklügelten Tischen verteilt hatte. Ich führte ihr schließlich gerade dieses extrem enganliegende Kleid vor, das mich eindeutig zu dick machte, als Tina mich mit der scheinbar spontanen Überlegung konfrontierte: »Meinst du nicht, ich habe zu wenig Leute aus unserer Altersklasse eingeladen? Ich will echt nicht, dass das so eine Oldie-Party wird.«
    »Aber du hast doch unseren halben Abi-Jahrgang, deinen kompletten Türkischkurs von der Volkshochschule, Özlems

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