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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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was ich tun sollte, als Tim mich wieder losließ, um beim großen Händeschütteln und Schulterklopfen auf der Tribüne mitzumachen.
    Ich beobachtete währenddessen das Geschehen um mich herum. Die Spieler bedankten sich bei den Fans, indem sie sich bei den Händen fassten und ihre Arme auf und ab bewegten. Die Fans folgten diesem Ritual und erwiderten die Welle. Auf der Großleinwand in der Ecke des Stadions wurden die ersten Interviews gezeigt, und unter den Zuschauern gab es mehr oder weniger tiefgründige Analysen zum Spiel.
    Das war also mein neuer Arbeitsplatz. Er hatte durchaus seinen Charme. Mehr Charme auf jeden Fall als mein jetziger Arbeitsplatz. Ich würde Fußballgeschichte live miterleben, die grausamsten Niederlagen, die größten Erfolge, den knallharten Kampf um Tore und Punkte, Abstieg und Aufstieg, Meisterschaften und Pokalsiege.
    Tim legte mir seine Hand auf die Schulter und riss mich aus meinen Träumereien: »Und? Zufrieden?«
    »Äh, was? Ja natürlich, ich meine, wir haben doch gewonnen, oder?«, erwiderte ich ertappt.
    »Ich hatte eigentlich gehofft, dass du die Grundlagen inzwischen verstanden hast.«
    »Ha ha, sehr witzig. Ich wollte dir ja nur meine zweistündige Analyse ersparen.«
    »Na, dann hat unser Intensivkurs ja doch etwas gebracht. Sollen wir was essen gehen?«
    Ich schaute Tim überrascht an. Wagte er es tatsächlich, unser Treffen aus dem Stadion hinaus und damit vom Beruflichen ins Private zu verlagern? Und wichtiger noch, sollte ich es wagen, wo doch alles, was nicht mit Fußball zu tun hatte, bei uns grundsätzlich im Streit endete?
    »Wird das jetzt etwa ein Date, oder willst du dir nur meine zweistündige Analyse anhören?« Ich versuchte, meine Frage möglichst ungezwungen klingen zu lassen. Aber ich erhoffte mir von der Antwort trotzdem einen konkreteren Hinweis auf Tims Pläne.
    »Was hättest du denn gerne?«, fragte er stattdessen ungeniert.
    Ich hatte ein leichtes Déjà-vu-Erlebnis, und ich war mir nicht sicher, ob Tim dies nicht sogar bezweckt hatte. Ich beschloss, mich auf das Unverfänglichste von den Dingen, die ich gerne hätte, zu konzentrieren: »Auf jeden Fall hätte ich jetzt gerne etwas zu essen.«
    Während wir mit der Masse langsam die Treppe hinunterwanderten, versuchte ich mich auf den möglichen Ausgang dieses Abends vorzubereiten, der irgendwo zwischen Arbeitsessen und romantischem Dinner zu zweit angesiedelt war. Tim hatte offensichtlich nichts gegen das Letztere. Im Gegenteil, er hatte doch gerade ziemlich deutlich gemacht, dass die Entscheidung bei mir lag. Merkwürdig. Hatte er sich nun doch endlich von Sabrina getrennt? Ich musterte Tim von der Seite. Er sah heute wirklich verdammt gut aus. Nicht mehr so gestresst, richtig erholt und ausgeglichen. Nette Frisur, ohne Strähnchen, ein bisschen zerzaust von der Aufregung. Mein Herz schlug plötzlich schneller bei der Aussicht auf einen gemeinsamen Abend, vielleicht sogar eine gemeinsame Nacht.
    Mein Herz schlug noch schneller, als direkt neben Tim mitten aus dem Menschengewühl plötzlich Frank auftauchte.
    »Oh, hey, Fra … « Ich wollte den Schrei noch in letzter Sekunde unterdrücken, weil mir eingefallen war, dass Tim das letzte Mal gar nicht so erfreut auf Frank reagiert hatte, aber da hatte Frank mich schon gesehen. Er war mit seiner Praktikantin da, und wir blieben zu viert mitten auf der Treppe stehen, während die motzende Menschenmasse sich an uns vorbeidrängte.
    »Hi, Karina, was machst du denn schon wieder hier?«, fragte Frank überrascht.
    »Oh, ich wollte nur … «
    »Wir sind rein beruflich hier«, mischte Tim sich schnell ein und schüttelte Frank die Hand. »Hi, ich bin Tim, Karinas Nachbar, aber wir haben uns ja schon mal kurz gesehen.«
    Jetzt beeilte Frank sich, Tim zu unterbrechen, bevor der näher auf die Umstände ihres ersten Zusammentreffens eingehen konnte, und fragte: »Beruflich, wieso beruflich?«
    Ich antwortete schnell, bevor Tim etwas sagen konnte: »Ja, also, ähm, Tim ist beruflich hier. Ich habe ihn nur begleitet, weil er mich eingeladen hat. Ich meine, du weißt ja, ich habe von Fußball keine Ahnung, also … «
    Ich verstummte, und wir schauten uns alle einen Moment lang verwirrt an.
    »Ja, wir müssen dann los.« Frank hatte es plötzlich eilig und schubste seine Verlobte fast die Treppe hinunter. »Wir müssen die Bahn noch erreichen. Tschöö!«
    Ich schaute den beiden nicht weniger erstaunt hinterher als Tim. Wir gingen schweigend weiter, aber nach einer

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