Wächter der Dunkelheit
ich meiner Sache nicht sicher war. Im Tunnel flammten dann plötzlich Lichter auf, und einen Moment lang sah ich ihn in seiner wahren Gestalt. Dann wirkte seine Macht wieder, und er veränderte sich. Aber sein Schatten blieb.«
»Ich verstehe.« Smith deutete auf die Kammern. »Dann sollen diese Dinger hier in Wirklichkeit die Schatten zeigen.«
»Ja – aus jedem Winkel. Sechs Leute stehen bereit, und wenn sich etwas Verdächtiges zeigt, wird die Kammer versiegelt. Sie verstehen – die Dunkelheit hat ein so großes Gebiet erobert, daß Rhinzl nicht der einzige Agent gewesen sein kann. Es gibt andere Rhinzls, und vermutlich sind auch einige auf Primores. Wir müssen sie erwischen, bevor sie wieder zuschlagen. Erst wenn Primores gesichert ist, können wir uns den anderen Welten zuwenden.«
»Die Untersuchung wird ewig dauern. Könnten Sie denn nicht ohne den Zauber vorgehen?«
»Der Höchste könnte es vielleicht, aber der Höchste tut nichts, was nicht schon einmal dagewesen ist. Dann haben wir noch ein Problem. Diese Rhinzls sind keinesfalls dumm. Wenn es sich herumspräche, daß wir nach Schatten suchen, würden sie bald herausbringen, weshalb. Sie würden sich verstecken. Andererseits wird Ihnen diese Pest Sorgen bereiten. Wenn wir die Krankheit überzeugend genug machen können, werden sie ebenso eifrig in die Reinigungskammern kommen wie die Eingeborenen. Mir gefällt die Sache auch nicht, aber mir ist keine bessere Methode eingefallen.«
»Es ist unethisch, einen ganzen Planeten in Angst zu versetzen.«
»Sprechen Sie nicht von Ethik!« sagte Darzek grob. »Ich habe gesehen, wie Ihre ethischen, gesicherten Geschäftsleute einer Welt Nahrung verweigerten, obwohl die Menschen am Verhungern waren.«
Sie kehrten in Darzeks neues Hauptquartier zurück. Miß Schlupe verteilte immer noch eifrig ihr Bier, und jedesmal, wenn sie um Nachschub zurückkam, betrachtete Smith sie mit Entsetzen.
»Das muß ein Ende nehmen«, sagte er fest.
»Wir können eine Pest nur glaubhaft machen, wenn einige Leute erkranken«, erwiderte Darzek.
»Ich habe mich gefragt, was Sie erreicht haben. Sie hatten genug Zeit. Sie haben mit Geld um sich geworfen. Ihre Mission war es, die Waffe der Dunkelheit zu identifizieren, und das ist Ihnen nicht gelungen.«
»Ich habe Rhinzl entlarvt.«
»Ja. Sie sagen, daß er ein Agent der Dunkelheit war, aber er ist tot. Von Ihnen getötet. Wer wird je erfahren, was er wirklich war?«
»Sein Körper wurde aufbewahrt. Sie können ihn ansehen. Ein Blick hat bisher alle Zweifler überzeugt.«
»Uns Inspektoren der ungesicherten Welten kann man nicht so leicht überzeugen. Wir kennen die Tiefen, in die ein intelligentes Wesen versinken kann ...«
»Ach, schlafen Sie oder machen Sie sonst etwas. Ich muß nachdenken.«
Er ging schweigend auf und ab, ohne Smith zu beachten.
Rhinzl. Ein Eroberer wie Cortez oder Pizarro. Er und seine Leute waren zu wenige, um das eroberte Territorium zu halten. Vielleicht wollten sie es auch nicht. Vielleicht war der Höchste ihr Ziel gewesen, seit sie von seiner Existenz wußten. Als der Tod von SECHS es unmöglich gemacht hatte, die Ratsmitglieder umzustimmen, verfielen sie wieder auf ihre Methode der Eroberung und drangen nach Primores vor.
Rhinzls Reichtum hatte die Dunkelheit sicher unterstützt, aber Geld schien in diesem Eroberungszug kaum eine Rolle zu spielen. »Die Waffe müssen wir finden«, murmelte Darzek. Smith hatte recht. Solange er die Waffe nicht entdeckt hatte, war nichts erreicht.
Es paßte ihm nicht, wie der Inspektor ihn anstarrte. Er schickte eine Botschaft an Gul Kaln ab, und kurz darauf wurde Smith zum Mittelpunkt einer aufmerksam wachenden Soldatengruppe.
Sie warteten, und nichts geschah. Ein Tag verging, dann noch einer. Miß Schlupe verbreitete weiterhin die Pest.
Und dann stürzte URSdwad aus dem Transmitter. »Wir haben einen erwischt!« keuchte er.
»Ein Nacht-Geschöpf? Einen zweiten Rhinzl?«
»Ja!«
Darzek wandte sich Smith zu. »Kommen Sie mit. Wenn Sie ein toter Agent nicht überzeugen kann, vielleicht bringt es ein lebender fertig.«
*
Darzek hatte noch nie eine Transmitterstation für Nacht-Geschöpfe gesehen. Normalerweise hätte er überhaupt nichts gesehen, denn alles war für die lichtempfindlichen Geschöpfe verdunkelt.
Aber an dieser Station brannten helle Lichter. Gul Kaln hatte eine Kompanie Soldaten bei sich, der oberste Proktor war mit seinen Leuten erschienen, und alle drängten sich neugierig um die
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