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Wächter der Dunkelheit

Wächter der Dunkelheit

Titel: Wächter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Biggle jr.
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kleines Medaillon hoch. Die Rechte verbarg einen Kolben, von dem aus ein Röhrchen in ihren Ärmel lief. Dieses Röhrchen war mit dem Flüssigkeitsbehälter verbunden, der ihre Figur so verunstaltete. Darzek hoffte nur, daß der Behälter nicht gluckern würde.
    »Ich fand das da in der Nähe der Transmitter«, sagte sie und winkte mit dem Medaillon. »Haben Sie es verloren?«
    Der hagere Sqoffer zog seinen Rüssel aus dem Kelch, untersuchte das Medaillon und verneinte. »Wissen Sie, wem es gehört?« Wieder verneinte der Gast.
    Miß Schlupe wandte sich an seinen Tischnachbarn und ging dann weiter. In den beiden Kelchen befand sich jetzt ein Zusatz des synthetischen Rhabarberbiers, das sie auf Primores II gebraut hatte.
    Die Sqoffer tauchten wieder ihre Rüssel in die Kelche und betrachteten friedlich die Landschaft von Primores. Darzek beobachtete sie angespannt. Die Frage war, wie stark man das Bier verdünnen konnte, bevor es seine Wirkung verlor.
    Miß Schlupe war bereits vier Tische weiter und verteilte ihr Bier mit geübter Hand. Sie ging quer durch den Raum, fragte weiter hinten ein paar Gäste und kam wieder zurück. Darzek beobachtete die Sqoffer.
    Jemand schrie auf.
    Mitten im Saal war ein Primorier aufgesprungen. Er krümmte sich und stöhnte leise. Der Mann, der geschrien hatte, wälzte sich am Boden. Im Saal wurde es mit einem Mal still. Man hörte nur das Stöhnen und Würgen der Erkrankten.
    »Es wird Zeit, daß wir krank werden«, sagte Darzek, als Miß Schlupe ruhig zu ihrem Stuhl zurückkehrte. Er griff sich an den Magen und gurgelte, während Miß Schlupe ein krampfhaftes Zucken vorführte.
    Mit einem Satz rannten die beiden Sqoffer zu den Transmittern, aber es war zu spät. Sie übergaben sich noch im Saal. Andere folgten ihnen. Miß Schlupe und Darzek mischten sich in die Menge.
    Minuten später standen sie in einem anderen Saal, und Miß Schlupe näherte sich matronenhaft dem ersten Tisch. »Ich fand das da in der Nähe der Transmitter. Haben Sie es verloren?«
     
    *
     
    Die Blässe des obersten Proktors war erschreckend. Selbst sein Buckel war käsigweiß. Miß Schlupe hatte ihn in einem Speisesaal entdeckt und ihm boshafterweise die doppelte Portion verabreicht.
    »Pest?« wimmerte er schwach. »Eine Pest – auf Primores?«
    Darzek, der sich hinter seinem künstlichen Bart recht sicher fühlte, nickte ernst. »Ich habe die Symptome gesehen. Ich habe sie selbst erlebt. Heute morgen wurde mir mit einem Mal übel.«
    »So etwas ist auf Primores noch nie vorgekommen«, japste der Primorier. »Es ist unmöglich. Wer sind Sie?«
    »Gul Zek. Oberster Medizinalrat des Planeten Gwaar. Ich stehe Ihnen gern zu Diensten.«
    Der Proktor rutschte in seinem Stuhl zusammen. »Dann ist es wahr? Sie können sich nicht täuschen.«
    »Nein, ich täusche mich nicht.«
    Der Proktor bedeckte das Gesicht mit den zitternden Händen. »Eine Pest – auf Primores!«
    »Diese Pest wird im allgemeinen Gwaarer Pest genannt, da sie sich zuerst auf unserem Planeten zeigte. Sie äußert sich durch plötzliche Übelkeit, Magenkrämpfe und Bauchschmerzen. Das vergeht wieder. Das Opfer ...« Er sah den Proktor bedeutungsvoll an, »... ist meist sehr bleich, außerordentlich geschwächt und ohne jeden Appetit. Man erholt sich ...«
    »Ja?« strahlte der Proktor.
    »... bis zum nächsten Anfall. Das geht so weiter, bis der Kranke schließlich kein Essen mehr behalten kann und verhungert. Zum Glück läßt sich diese Pest rasch lokalisieren und ausrotten. Man muß die Bevölkerung des Planeten nur durch die Reinigungskammern schicken.«
    »Ah!«
    »Aber die Pest kehrt sofort zurück, wenn nicht alle Krankheitsträger identifiziert und abgesondert werden.«
    »Träger? Pest träger?«
    »Unglückliche Menschen, die das Leiden in sich tragen. Sie sind selbst vielleicht nicht einmal krank, aber sie bringen den anderen Leuten den Tod. Wenn wir sie nicht finden, ist Primores zum Untergang verurteilt.«
    »Und was sollen wir tun?«
    Darzek machte eine große Geste. »Ich habe fünf Planeten von der Pest befreit, und ich kann es hier wieder versuchen. Ich habe auf eigene Verantwortung sofort fünfzig Kammern bestellt, als ich die Symptome hier bemerkte. Sobald Sie das Gesundheitsministerium unter meine Obhut stellen, können wir mit den Heilungen beginnen.«
     
    *
     
    Miß Schlupe sah ihn mit großen Augen an. »Das hat er geschluckt? Alles? Wollte er nicht einmal Ihre Papiere sehen?«
    »Es war verdächtig leicht«, gab Darzek zu.

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