Wächter der Macht 02 - Blutlinien
fügen, was die Macht von einem verlangt. Aufzuhören, sich dem Schicksal zu widersetzen, indem man Ableugnen zur Selbstdisziplin rationalisiert und starken Gefühlen entsagt.«
»Das klingt, als sollte ich einfach das machen, was mir als Erstes in den Sinn kommt.«
»Ihr wisst bereits, dass Ihr das tun solltet.«
»Wie unterscheide ich mich dann von meinem Großvater? Ich habe mehr und mehr das Gefühl, dass ich genau das Gleiche mache wie er.«
»Er hatte seine Ausbildung zu spät begonnen und war noch immer unerfahren, als er von einem Mann ausgenutzt wurde, der nach Macht strebte. Ihr seid ein erwachsener Mann mit einem lebenslangen Training, und niemand benutzt Euch. Ihr werdet nicht dieselben Fehler machen.«
»So einfach kann es nicht sein.«
»Es wird nicht einfach sein. Es wird schmerzvoll sein.«
»Schmerzhafter, als sich gegen seine eigene Schwester zu stellen?«
»0 ja.«
»Das ist mein Schicksal?«
»Das ist der Preis, den Ihr dafür zahlt, der Galaxis Ordnung zu bringen. Das ist Euer Opfer. Seht Ihr jetzt, warum schwache Männer wie Palpatine nur auf Macht aus waren und weshalb sie besiegt wurden?« Lumiyas hypnotische Stimme war beinahe körperlos. Jacen betrachtete ih ren Mund und hatte nicht den Eindruck, dass ein anderes Lebewesen zu ihm sprach. Es war ein Orakel, eine unvoreingenommene Offenbarung. »Als Jacen Solo könnt Ihr nichts bewirken.«
Er hatte gelogen. Es gab bereits Schlimmeres, als Jaina zu suspendieren. Da war der Ausdruck auf dem Gesicht von Ben Skywalker, als er Ailyn Habuurs Leiche gesehen hatte. Er war zu weit gegangen, als er in den Verstand der Frau eindrang; sie war den physischen Strapazen nicht gewachsen gewesen. Diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen. Aber Bens Vertrauen zu ihm hatte einen ziemlichen Dämpfer abbekommen. Der Junge verstand immer noch nicht, dass es zu einem endlosen Kreislauf von Krieg und Chaos führte, wenn man die Dinge so machte, wie sein Vater sie für richtig hielt. Luke würde die Notwendigkeit nicht anerkennen, extreme Maßnahmen zu ergreifen. Luke wollte sich Selbstgefühlen.
Das war ein Hindernis.
»Was empfindest du, wenn du Luke Skywalker jetzt siehst?«, fragte er.
»Ich empfinde gar nichts«, sagte Lumiya. »Ich erinnere mich bloß.«
»Was sollte ich als Nächstes tun?«
»Das kann ich Euch nicht sagen. Kümmert Euch um das, was Euch am meisten belastet.«
»Mein Schüler, Ben. Er wankt.«
»Sucht nicht seine Billigung.«
»Das tue ich nicht.«
»Gebt ein Beispiel und hofft darauf, dass er ihm folgen wird. Bringt ihn in eine Situation, in der er die Wahrheit selbst erkennen muss.«
Genau wie sie es auf Bimmiel getan hatte, lag sie auch jetzt schmerzhaft richtig. Ben musste das lernen, was sein Vater nie gelernt hatte - dass es notwendige Übel gab.
Und es gab keinen besseren Platz, um das zu lernen, als bei der Garde der Galaktischen Allianz.
NOTFALLZENTRALENKOMPLEX UNTER DEM KEBEN-PARK, CORONET, CORELLIA
Für zwei alte Knacker, fand Han, hielten er und Fett ziemlich gut mit dem Mädchen mit. Dann wurde ihm bewusst, dass der unterirdische Tunnel allmählich abwärtsführte.
Der Korridor, der von Sal-Solos Präsidentenbüro aus zum Bunker mit der Notfallzentrale führte, erstreckte sich einen Kilometer weit unter den Keben-Park. Alles, was sie tun mussten, war weiterzulaufen. Han hatte keine Ahnung, was danach geschehen würde, aber dies war nicht das erste Mal, dass er einfach losrannte und auf seinen Instinkt vertraute.
Abgesehen davon war Boba Fett bei ihm. Dieser Mann konnte allem entkommen.
»Wo endet der Tunnel?«, keuchte Han.
»Er führt in den Bunkerkomplex. Von da aus gibt es dann zwei Ausgänge an die Oberfläche.«
»Zwei?«
»Zwei Ausgänge sind immer besser als einer.«
Ein ganzes Stück weiter hinten - aber nicht weit genug weg - hallte das Geräusch trommelnder Stiefel wider. Sie befanden sich in einem schwach erhellten Tunnel mit einem harten gekachelten Fußboden und großen schablonenbeschrifteten Schildern, die alle paar Meter mit so hilfreichen Botschaften aufwarteten wie TRAGEN SIE IHRE ATEMSCHUTZMASKE? UND SICHERN SIE ALLE TÜREN - IHR LEBEN HÄNGT VIELLEICHT DAVON AB.
»Weiter vorn erwartet uns doch keine Gesellschaft, oder?«
»Nicht, solange wir nicht wirklich Pech haben.« Fett stapfte hinter Mirta her. »Sie schicken bloß in zivilen Notfällen Personal in diese Dinger.«
»Wie bei einem Krieg?«
»Ja, das wäre so ein Notfall.«
Mirta hielt ihren Handblaster auf
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