Wächter der Macht 02 - Blutlinien
gleich und verharrte ebenfalls reglos mitten in der Luft.
Jacen zitierte ihn herbei.
Die ferne Präsenz anderer Jedi war etwas, mit dem er aufgewachsen war, auf die Art und Weise, wie andere Kinder ihre Eltern nach sich rufen hören. Aber das hier war anders. Er wurde herbeizitiert, nicht gerufen. Es war ein Befehl. Er fühlte es.
Er brachte die Sonde zurück und lief los, um Jacen zu suchen. Mittlerweile war es ihm ein Leichtes, ihn ausfindig zu machen, als hätte Jacen eine überwältigende Präsenz in der Macht, wie ein Wegweiser, wenn er es wollte. Manchmal allerdings verschwand er vollkommen. Ben wollte wirklich lernen, das auch zu können.
Jacen saß in einem der Verwaltungsbüros und betrachtete mit über Mund und Nase verschränkten Händen eine Holokarte an der Wand, als würde er über etwas nachdenken, das ihn verärgerte.
»Jacen?«
»Ah, Ben. Ich hatte nicht erwartet, dass du so schnell kommst. Ich hoffe, ich habe dich nicht bei irgendetwas unterbrochen.«
Als hätte ich irgendeine Wahl gehabt. Aber Jacen behandelte ihn immer wie einen Erwachsenen. »Bloß Lichtschwerttraining.«
»Ich schaue mir gerade die Gebiete an, die wir jetzt durchkämmen müssen. Laut CSK findet in den unteren Ebenen eine Schlacht zwischen Atzerri und Coruscanti statt, und die
Bombenräumteams sind gerade dabei, zehn weitere verdächtige Pakete zu untersuchen. Wir schaffen ein Problem aus der Welt, und schon tauchen drei weitere auf.«
»Was willst du, dass ich tue?«
Jacen wies mit einer Hand auf einen Stuhl und bedeutete Ben, sich zu setzen. »Es ist an der Zeit, dass ich dir mehr Verantwortung übertrage. Wir entwickeln uns nur dann weiter, wenn wir die Möglichkeit dazu bekommen.«
Ben versuchte sich vorzustellen, welche zusätzliche Verantwortung man ihm noch anvertrauen könnte. Er hatte bereits an Antiterroreinsätzen teilgenommen und Waffensysteme sabotiert, die imstande waren, ganze Planeten zu vernichten. Wenn man dreizehn war, war das nur schwer zu überbieten.
»Du kannst Waffen und Sprengstoff aufspüren. Darin bist du wirklich gut.« Jacen wies mit seinem Daumen in Richtung der Holokarte an der Wand. »Nur zu. Schau, ob du irgendetwas spüren kannst, wenn du auf die Karte siehst.«
Ben sprang von seinem Stuhl auf und musterte die Karte. Wie die meisten Holokarten von Galactic City hatte auch diese mehrere Ebenen, die er wegnehmen oder in die er tief eintauchen konnte, indem er einfach nur das erhellte Rasterfeld mit dem Finger berührte. Er ließ seine Hand über die Oberfläche gleiten, um sich auf die Macht zu konzentrieren - und fand nichts.
Vielleicht war es nicht auf diesem Bereich der Karte. Er drückte mit dem Finger gegen den äußeren linken Rand der Anzeige, und die Karte verschob sich nach Westen, vom Senatsgebäude weg und in Richtung der Geschäftsviertel. Er hatte das Gefühl, von einem Quadranten ein paar Kilometer südwestlich des Senats angezogen zu werden, aber er spürte
nichts Spezielles.
»Irgendwo hier.«
»Gut.« Jacen stand direkt hinter ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. Normalerweise war das beruhigend, aber in diesem Moment überkam Ben eine plötzliche Erinnerung an Ailyn Habuur. »Mach weiter.«
»Irgendetwas ward geschehen.« Ben hatte das Gefühl, auf die Probe gestellt zu werden. »Fühlst du es?«
»Ja, das tue ich. Und die Ferals des Weltenhirns melden Aktivitäten in diesem Bereich.«
»Was ist es dann?«
»Ich will, dass du selbst dahinterkommst, als Teil deiner Ausbildung. Ich werde hier sein, um dir zu helfen, falls es nötig ist, aber ich glaube, es ist an der Zeit, dass du lernst, Entscheidungen zu treffen. Ich vertraue auf dich.«
Einige Sekunden lang war Ben wahnsinnig begeistert wegen des Vertrauens, das Jacen in ihn setzte. Dann war da wieder die Angst zu versagen und die Erinnerung an Ailyn Habuur.
»Vertraust du mir, Ben?«, fragte Jacen plötzlich. »Na-natürlich tue ich das.«
»Sag mir die Wahrheit.«
Jacen konnte alles spüren. Manchmal schien er beinahe über telepathische Kräfte zu verfügen. Ben wusste, dass es keinen Sinn hatte, ihn zu belügen, und das wollte er auch gar nicht. Er wollte Antworten.
»In Ordnung. Ich begreife nicht, wie du diese Frau so schlimm verletzen konntest«, sagte er. »Du bist kein schlechter Mensch. Du magst Gewalt nicht. Das macht mir Angst, weil ich nicht glaube, dass ich so was jemals tun könnte, und das bedeutet, dass wir verschieden sind, und ich wollte immer genau so sein wie du, und jetzt
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