Wächter der Macht 02 - Blutlinien
Gedanken machen. Er hatte erwartet, dass Mirta mittlerweile schon halb durch den Park wäre, doch sie stand neben den Ausgangstüren und bestrich sie mit Blasterfeuer, bis sie aufsprangen.
Kühle Abendluft strömte in den miefigen Gang. Der Tunnel endete im Hang eines künstlich angelegten Hügels auf der hinteren Seite des Parks.
»Alles sauber«, sagte sie. »Los, lauft.«
Mirta kam ihm nicht vor wie jemand, den es scherte, ob er lebte oder starb. Aber genau wie Fett hatte sie ihre Gründe dafür, warum sie wollte, dass er in einem Stück blieb. Fett hätte sie beide hier zurücklassen und mit seinem Raketenrucksack entkommen können, aber er ließ Han nicht aus den Augen.
»Ruf deine Frau an«, sagte Fett. »Sorg dafür, dass sie uns einsammelt. Zu dieser nachtschlafenden Zeit können wir nicht durch ganz Coronet laufen. Zu verdächtig.«
In der Nähe der Straße drängten sie sich im Schutz dichter Büsche zusammen, und eine Sekunde lang war Han, als sähe er von außen auf drei mandalorianische Attentäter, in voller Rüstung, die sich in einem hübschen, normalen Park vor corellianischen Sicherheitskräften versteckten, während einen Kilometer entfernt ein Regierungsputsch stattfand. Er aktivierte sein Komlink.
Was mache ich hier eigentlich?
»Hallo, Liebling«, sagte Han. »Kannst du uns abholen?« Leias Stimme war - wie üblich - ganz schicksalsergebene Ruhe. »Wer ist uns?«
»Zwei mandalorianische Kumpels, die mir über den Weg gelaufen sind.«
»Das ist nett. Vom Apartment aus kann ich eine Menge Polizeiaktivität sehen.«
»Ah, das muss wegen Cousin Thrackan sein.« »Wie geht's ihm?«
»Er ist tot«, sagte Han zwischen Übelkeit und lebenslanger Erleichterung hin und her gerissen. »Sehr, sehr tot.«
GGA-HAUPTQUARTIER, GALACTIC CITY, CORUSCANT
»Was ist aus Barit Saiy geworden?«, fragte Ben.
Shevu sah im Haftverzeichnis nach und schüttelte den Kopf. »Nicht hier. Es gibt auch keinen Eintrag über eine Überführung in CSK-Gewahrsam.«
»Aber jeder Gefangene sollte an- und abgemeldet werden, richtig?«
»Richtig.« Shevu blickte auf sein Datenpad, die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst. »Ich mag es nicht, wenn Gefangene verschwinden.« Er schaffte es, Ben ein Lächeln zu schenken. »Vielleicht wurde er zurück in seine Heimat geschickt, und niemand hat ihn ausgetragen. Vor der Blockade haben wir in aller Eile eine Menge Corellianer zurückgeschickt.« »Ja.«
»Es ist schwer, wenn man persönlich involviert ist«, sagte Shevu leise. »Am besten hält man Abstand und macht alles
nach Vorschrift.«
»Jacen tut das nicht.«
»Colonel Solo ist mein vorgesetzter Offizier.« Das war keine Antwort, die auf den ersten Blick irgendeinen Sinn ergab, doch Ben lernte schnell: Shevu wollte damit sagen, dass er seine Meinung über Jacens Verhalten für sich behalten würde, was auch immer er davon hielt. Er war wütend wegen Ailyn Habuur. Auch Ben war betrübt darüber. Jacen war all das, was er selbst sein wollte, und dann brachte er auf einmal eine Gefangene um - aus Leichtsinn, nicht im Zorn, aber tot war sie dennoch -, und Ben war sich nicht sicher, dass er Jacen wirklich so gut kannte, wie er geglaubt hatte. Will ich so sein?
»Ich verstehe«, sagte Ben und machte sich auf den Weg in die jetzt leere Sporthalle, um mit einer Trainingssonde seine Lichtschwertfähigkeiten zu verbessern.
Die kleine Kugel tanzte umher und drehte sich in der Luft, während er mal senkrecht und mal waagerecht zuschlug, wobei die blaue Klinge bei jedem Hieb eine schwache Lichtspur hinter sich herzog. Wenn er sich ganz auf die Bewegungen einließ und aufhörte, sich bewusst zu konzentrieren, stellte er stets fest, dass er ein perfektes Manöver auf das andere folgen ließ. Es fühlte sich nicht an wie eine Serie von Aktionen; es fühlte sich an wie eine einzige, sein erster und letzter Schlag, einmal ausgeführt und wieder und immer wieder wiederholt. Während er die dahinschießende silberne Kugel verfolgte, kam ein Punkt, an dem sein Verstand vollkommen leer war. Nicht bloß klar - leer.
Und in diesen Augenblicken sah er Dinge.
Es war, als hätte sein bewusstes Denken sein unermüdliches Geplapper aufgegeben und eine Tür weit offen gelassen. Dann bestand sein Verstand nicht länger aus reinem weißen Licht, sondern aus detaillierten Bildern mit Schichten voller Informationen, die er intuitiv verstehen, aber nicht deuten konnte.
Er erstarrte mitten in der Bewegung. Der Trainingssonde tat es ihm
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