Wächter der Macht 02 - Blutlinien
Handrad, um ihm durch ein Vorstoßen seines Fingers zu verstehen zu geben: Geh rüber auf diese Seite. Dann machte er eine kreisförmige Geste. Dreh das Handrad.
Ben hielt sein Lichtschwert in der rechten Hand und betätigte das Rad langsam mit seiner Linken. Die Tür zischte, als eine Versiegelung geöffnet wurde, und ein Nebel eisiger Luft strömte in die warme Küche hinaus. Shevu hielt zwei Finger hoch, dann einen, dann riss er die Faust nach unten.
Zwei, eins - los!
Ben zog die Tür auf, und Shevu zielte hinein. Es war pechschwarz, und der Zielstrahler des Blasters durchdrang die Dunkelheit einer Kühlkammer, um im Nebel zu leuchten. Ben tastete nach dem Lichtschalter. Frostbedeckte Kisten säumten die Regale, und unidentifizierbare Fleischstücke baumelten an Haken. Niemand versteckte sich da drin.
Ben gab Shevu Deckung, während er die Kühlkammer durchsuchte. Der Captain tauchte mit einem langen Metallzylinder in einer Hand wieder auf. Sein Helm war bereits
mit Eis bedeckt.
»Weißt du, was das ist?«, fragte er.
Ben musterte den Gegenstand. Es war ein Rohr. »Ein Granatwerfer?«
»Fast. Ein Schulterwerfer für kleine Raketen, jedenfalls ein Teil von einem. Da drin sind ungefähr ein Dutzend davon.«
»Die stehen vermutlich nicht auf der Speisekarte.«
»Mit ziemlicher Sicherheit nicht.«
»Okay, gehen wir ein Stockwerk höher«, sagte Ben. »Das haben deine Macht-Sinne dir geflüstert, oder?«
»Ja.«
»In Ordnung. Soll mir recht ein.«
Der Turbolift war winzig, und sie mussten sich hineinzwängen. Ben hasste Aufzüge. Der Moment, in dem sich die Türen öffneten, war am schlimmsten: Seine Macht-Sinne würden ihm zwar verraten, ob draußen ein Empfangskomitee wartete, aber er hatte trotzdem ein ungutes Gefühl in der Magengrube, als sich die Türhälften teilten und er zum ersten Mal in den Flur dahinter blickte.
Diesmal war er sich sicher, dass Leute in der Nähe waren. Er deutete nach links. Shevu lief den Korridor hinunter und richtete seinen Blaster auf die erste Tür, dann bedeutete er Ben mit einer Geste, sich daneben zu stellen, während er das Tastenfeld, mit dem man die Tür verriegeln konnte, mit einem Blasterschuss zerstörte. Ben schickte eine Energiewoge über die Schwelle, um mit einer Schockwelle alle im Innern von den Füßen zu holen.
Wie eine Betäubungsgranate verschaffte einem das einige kostbare Sekunden, um einen Feind zu überwältigen, aber es machte sie nicht vorübergehend taub oder blind. Die beiden Männer drinnen - und Ben entdeckte sie erst, als er ein gutes
Stück in dem Raum war - rappelten sich vom Boden auf, und er machte mit seinem Lichtschwert einen Satz nach vorn. Seine Reflexe übernahmen die Kontrolle. Ein Blasterschuss jagte an ihm vorbei, wahrscheinlich aus Shevus Waffe, und als er sah, wie einer der Männer seinen Arm hob, ließ er das Schwert in einem Bogen niedersausen. Er hatte das Gefühl, als würde das Scharmützel ewig dauern, aber irgendwie wusste er, dass es bloß Sekunden waren. Ein weiterer Blitz weißen Lichts flammte auf, und er wehrte ihn ab, ohne nachzudenken. Dann breitete sich Stille aus.
Die Luft in dem Raum roch nach verbranntem Stoff und kratzte in seiner Kehle. Er spürte seinen Puls in seinen Schläfen hämmern.
»Tja, die sind so tot, wie man nur sein kann.« Shevu hielt seinen Blaster noch immer auf die beiden Männer gerichtet, während er auf sie herabblickte. »Warum hast du meinen Schuss abgeblockt?«
»Habe ich das?«
»Hast du.«
»Aber Sie haben einen erschossen.«
»Nein, einer von denen hat auf mich gefeuert.«
Ben schaute auf seine Hände, als wären es nicht seine eigenen. Er hielt das Lichtschwert wie gewöhnlich beidhändig, und seine Finger zitterten. Er hatte beide Männer umgebracht. Sie mussten beide ungefähr in Jacens Alter sein, und ihm gefiel nicht, was er sah.
»Bist du okay?«
»Waren beide bewaffnet?«
»Ein bisschen spät, um sich darüber Gedanken zu machen.« Shevu hockte sich hin, legte seinen Blaster neben sich und begann die Leichen zu durchsuchen. Ben hörte dröhnende
Stiefel, und zwei GGA-Truppler traten hinter ihm ein. »Nun, einer war's definitiv. Bei dem anderen kann ich keine Waffe finden.«
Möge die Macht mir vergeben. Ich habe sie umgebracht. Ich habe einen Mann getötet, der nicht bewaffnet war. Ich habe nicht mal darüber nachgedacht.
Ben lehnte sich gegen die Wand und rutschte ein Stück daran hinunter, weil seine Beine unter ihm nachgaben. Um ihn herum rannten weitere
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