Wächter der Macht 05 - Opfer
Eingang der Werkstatt, und Mirta glitt vom Sattel.
Vevut schob sein durchsichtiges Schutzvisier hoch und schenkte ihnen beiden ein breites Grinsen.
»Ah, schön zu sehen, dass ihr zwei zusammen was unternehmt«, sagte er. » Osi'kvr, Fett. Sind wir also bald miteinander verwandt?«
Mirta sah ihn mit einer Warme an. die sie ihrem eigenen Großvater nicht entgegenbrachte. Fett war nicht klar gewesen, wie weit die Beziehung zu Vevuts Sohn bereits fortgeschritten war. »Wenn Rüstungen aus Beskar so gut sind, wie kommt es dann, dass du so viele Narben hast, Buir'!«, neckte sie ihn. »Hast du vergessen, deinen Helm aufzusetzen?«
Sie hatte ihn Papa genannt. Vevut grinste. »Ich hab mich beim Rasieren geschnitten.«
»Mit einem Trandoshaner.«
»Heirate Ghes, und ich mache für dich einen Blaster, mit dem du einem Dutzend Trandoshanern mit einem einzigen Schuss die Köpfe wegpusten kannst.«
»Du weißt, was Mädchen hören wollen«, sagte sie, nahm ihren Helm ab und zog ihre Stiefel aus, bevor sie im Haus verschwand.
Vevut bürstete glänzende Feilspäne von der Werkbank. Seine langen, wolligen schwarzen Flechtzöpfe waren mit einem Stück Schnur zurückgebunden, während er arbeitete, doch die goldenen Klammern, die wie Trophäen darin eingearbeitet waren, schepperten und klirrten, wenn er sich bewegte. Zusammen mit den auffallenden Narben auf seiner ebenholzschwarzen Haut wirkte er dadurch ungemein kampfgestählt. Beviin sagte, das Gold hatten ihm seine Abschüsse im Laufe der Jahre eingebracht, und dass er es eingeschmolzen hatte, um daraus die Zierklammern herzustellen. Dagegen wirkten Fetts geflochtene Wookiee-Skalps bescheiden.
»Als ich Ghes adoptiert habe«, sagte Vevut, ohne seinen Blick von der Werkbank zu heben, »ist es uns anfangs auch schwergefallen, einander zu akzeptieren.« Er feilte funkelnde Späne von dem Metallstück, das er in Form brachte, und hielt es hoch, um die Kanten zu überprüfen. »Und da kannte ich ihn schon sein ganzes Leben lang. Seine Eltern waren meine Nachbarn. Bloß weil Mirta dein eigen Fleisch und Blut ist, bedeutet das nicht, dass du es mit ihr einfacher haben wirst.«
»Ich werde das im Hinterkopf behalten.«
»Irgendwelche Einwände gegen Orade?«
»Mirta ist schon einiges älter als dreizehn. Sie kann ihre eigenen Entscheidungen treffen.«
»Er ist ein guter Kerl.«
»Ich weiß.« Fett gestand sich ein, dass er selbst unfähig zu einer Partnerschaft war. Da sollte er sich in dieser Hinsicht lieber nicht in die Entscheidungen seiner Enkelin einmischen. Allerdings hatte er es ernst gemeint, als er Orade androhte, ihm die Beine zu brechen, wenn er ihr das Herz brach. Das war ein väterlicher Reflex, der aus dem Nichts kam. »Ich habe heute ein Geschäft mit der Verpinen-Regierung abgeschlossen. Wir haben jetzt einen Nichtangriffspakt mit Roche, unter der Voraussetzung. dass sie ihre Technik mit uns teilen.«
Vevut hörte auf, an den Kanten des Metallstücks herumzufeilen. »Hey, und dabei habe ich nicht einmal gehört, dass wir irgendwelche Schüsse abgefeuert hätten ...«
»Dafür haben sie das Wort Beskar gehört.«
»Dann, glaube ich, stehen uns gute Zeiten bevor , Mand`alor.«
»Wenn du dabei sein willst, wenn wir mit ihnen über Waffen reden, wären deine Ansichten sicher hilfreich.«
»In Ordnung. Ich werde mein Insektenspray als Zeichen des Respekts zu Hause lassen.«
»Ich sollte es den Clans lieber erzählen. Für den Fall, dass irgendjemand vorhat, sich von Kern Stor Ai anheuern zu lassen. Darüber wären die Verpinen mit Sicherheit verärgert.«
Es war eine gute, entspannte Art und Weise, eine Nation zu führen. Fett verbreitete die Neuigkeit über sein Datenpad und wartete auf Einwände, ohne irgendwelche zu erwarten. Abgesehen von Fragen wie der, wie hoch wohl ihr Rabatt beim Kauf maßgefertigter Verpinen-Waffen sein mochte, nahmen die Clanführer die Nachricht ohne Entgegnung auf.
Es war, als würden sich die Mandalorianer ihre ganze Leidenschaft für zwei Dinge aufsparen: für ihre Familien und für ihre Kriege.
Fett kehrte längs des Flusses zu Beviins Farm zurück und hielt an. um den Blick erneut über das gewaltige Massengrab schweifen zu lassen.
Die meisten Spezies empfanden die Beschreibung nicht gekennzeichnetes Massengrab als grauenvoll, das schlimmstmögliche Lebensende. Und trotzdem entschieden sich Mandalorianer ganz bewusst dafür. Fett, der trotz seines Ehrentitels auf dem Scheitelpunkt zwischen Mando und aruetii stand,
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