Wächter der Macht 05 - Opfer
bessere Überlebenschancen hatte als sie, schien ihnen nicht mal in den Sinn zu kommen.
»Ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden werde, wenn die Zeit dafür kommt«, sagte Ben. »Das weiß niemand vorher. Aber ich werde versuchen, zu tun, was das Richtige für die Mehrheit ist.«
Einen Moment lang wurde Jacens Lächeln zu einem Strahlen, doch dann verblasste es, als hätte er sich an etwas Schreckliches erinnert. Seine Machtpräsenz verschwand für einige Sekunden und kehrte dann zurück. Das war sonderbar, dachte Ben. Jacen stand direkt neben ihm; vor wem also versteckte er sich?
»Kannst du mir das beibringen?«, fragte Ben. »Sich in der Macht zu verbergen?«
Jacen wirkte aufgewühlt. »Warum?«
»Weil Lumiya mich umbringen will. Ich dachte, da könnte es sich als ganz nützlich erweisen.« Und manchmal, um mich vor Mom und Dad zu verstecken, ja. das wäre wirklich sinnvoll. »Mom sagt, dass sie Beweise dafür hat. dass ich ... also, dass Lumiya denkt , ich hätte ihre Tochter getötet. Ich kann mich nicht an das Geringste von dem erinnern, was auf diesem Asteroiden passiert ist, Jacen, aber vielleicht spielt das auch keine Rolle, weil Lumiya es glaubt, und ich wette, dass sie hinter dem steckt, was auf Ziost passiert ist.«
Jacen war sorgsam darum bemüht, sein Gesicht ausdruckslos zu halten. Ben konnte nicht sagen, was er gerade dachte, nicht einmal mithilfe der Macht.
»Ja, warum nicht?«, sagte Jacen leise, fast zögerlich. »Mach dir keine Sorgen wegen Lumiya. Sie ist dir nicht gewachsen.«
»Wann können wir anfangen?«
»Es ist sehr einfach.«
»Mit Sicherheit«, sagte Ben zweifelnd.
»Nein, das ist es. Die Theorie ist einfach - die Praxis ist das Schwierige daran. Möglicherweise brauchst du Jahre, um es schließlich zu beherrschen.« Jacen bedeutete ihm, sich auf den Fußboden zu setzen. »Komm. Meditationspose.«
Ben setzte sich im Schneidersitz hin und schloss automatisch die Augen, nahm tiefere und langsamere Atemzüge, bis er jenen Zustand erreichte, in dem die Welt rings um ihn her fern wirkte und er seinen eigenen Körper überdeutlich wahrnahm, selbst das Fließen des Bluts in seinen Adern.
Jacens Stimme schien von einem anderen Ort und aus einer anderen Zeit zu kommen. »Du ruhst in dir selbst. Die Welt kann dir nichts anhaben.«
»Ja.«
»Jetzt durchbrich die Hülle. Durchbrich die Grenzen.« Jacens Tonfall war gleichmäßig und beruhigend. »Sieh die Welt als die Atome, aus denen sie besteht. Sieh dich selbst auch als Atome. Finde die Linie, an der du selbst endest und die Welt beginnt.«
Ben stellte sich den Raum um sich herum vor und die Luft darin. Sie wurde zu gefrorenem Schneefall von unterschiedlicher Dichte, einige Partikel dicht zusammengedrängt, andere verstreut. Dann schaute er in sich selbst und sah die mikroskopischen Unebenheiten seiner Hautoberfläche und die einander überlappenden Keratin-fasern seines Haars und schließlich darüber hinaus, dorthin, wo er genau wie der Raum um ihn herum war: ein Schneesturm aus Molekülen. Ein Teil des Raums war in Form von Sauerstoff und Staub in ihm, und ein Teil von ihm war im Raum, als Fragmente von Haut und Wassertropfen.
Es gab keine Linie. Da war keine Kante, die Ben Skywalker von dem Raum abgrenzte. Oder von Coruscant. Oder von der Galaxis. Er verschmolz mit alldem, und es verschmolz mit ihm. Da war nichts Festes, bloß ein warmes, wogendes Meer aus Molekülen, von denen sich einige lange genug lose zusammenfügten, um Ben Skywalker zu sein.
»So macht man das ...«
Jacens Stimme driftete von weit weg zu ihm. Mit einem Mal fühlte sich Ben, als würde er sich auflösen und nie wieder zu einem Ganzen werden. Panik erfasste ihn. Mit einer gewaltigen Anstrengung, als würde er Felsen mit bloßen Händen spalten, riss er seine Augen auf - mit einer so enormen Anstrengung, dass er anschließend nach Luft schnappte.
»Oh ... Wow...«
»Jetzt«, sagte Jacen sanft, »verstehst du, warum dafür Übung nötig ist. Ohne die Technik dabei außer Acht zu lassen.«
»Wie kann ich mich dadurch verbergen?«
»Du verschmilzt mit dem Universum. Betrachte es als Machttarnung. Der Trick besteht darin, dass es dir so in Fleisch und Blut übergeht, dass du jederzeit in diesen Bewusstseinszustand hinübergleiten kannst, dich auflöst, aber noch immer voll aktions-fähig bleibst und bei vollem Bewusstsein.«
Ben brachte nicht einmal ein weiteres Wow zustande. Er war absolut entschlossen, diese Technik zu erlernen, und gleichzeitig
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