Wächter der Macht 05 - Opfer
ängstigte es ihn, weil es sich wie ein verführerischer, behaglicher Tod anfühlte. Er hatte Angst, dass er womöglich so tief darin versank, dass er nie wieder daraus hervorkommen würde.
Näher war er noch nie daran gewesen, gleichzeitig zu wissen und zu fühlen, was die Macht war. Er fühlte, dass er nie wieder derselbe sein oder die Welt auf dieselbe Weise sehen würde wie zuvor.
Wow.
Hätte sich doch nur all sein Machtwissen so schnell und derart lebhaft offenbart.
»Du musst regelmäßig üben«, sagte Jacen.
Ben nickte und sorgte sich, dass er womöglich zu enthusiastisch wirkte. Jetzt war das Ganze mehr als bloß eine nützliche Methode, um sich vor seinem Vater zu verbergen. Die Sache selbst war es wert, dass er sie weiterverfolgte, allein schon aus reiner Neugierde.
»Das mache ich«, sagte er. Der Augenblick ekstatischer Offen-barung war vorüber, und er fühlte sich irgendwie verfroren. »Irgendwelche Befehle für mich? Oder soll ich jetzt irgendwelche Kommlinks abhören?«
»Oh, ich habe einen Auftrag für dich.«
»Wie das Amulett.« Vielleicht hätte er das nicht sagen sollen, aber diese Sache war ziemlich übel gewesen, nicht nur Verschwendung eines Menschenlebens, sondern auch nicht annähernd so bedeutsam, wie man ihn glauben gemacht hatte. Er hasste es, zum Narren gehalten zu werden. »Ich kann die Wahrheit verkraften, Jacen. Du wärst überrascht.«
Jacen war ganz heitere Gelassenheit. »Ich habe eine Aufgabe für dich, die nur du allein bewältigen kannst, und sie ist wichtig. Vielleicht willst du diesen Auftrag gar nicht übernehmen.«
»Befehl ist Befehl.«
»Hör dir lieber zuerst an, worum es geht.« Jacen griff in seine Jacke und holte ein Datenpad hervor. »Lies das. Das sind die Originalunterlagen des Geheimdienstes, die ich erhalten habe, sodass du dir selbst ein Bild machen kannst.«
Ben nahm das Datenpad und betrachtete den Bildschirm. Da waren Abschriften von Kommlinkgesprächen und sogar grobkörnige Aufnahmen eines Treffens, die aus einem so sonderbaren Winkel aufgenommen worden waren, dass sie von einem Spionagedroiden an einem sehr ungünstigen Ort gemacht worden sein mussten, vermutlich oben von einem Schrank aus. Männer in teuren Anzügen und Gewändern, die Kaff nippten und sich mit gedämpften Stimmen miteinander unterhielten - und ein Mann mit gut geschnittenem dunklem Haar, jünger als Jacen. Ben erkannte ihn als Dur Gejjen.
»Das ist der corellianische Premierminister«, sagte Ben.
»Das sind alles Geheimdienstinformationen, die von unseren Kontakten bei der corellianischen Regierung gesammelt wurden. Lies weiter.«
Es wurde darüber diskutiert, einen Keil zwischen Hapes und die Galaktische Allianz zu treiben. Alles klang wie der übliche politische Eiertanz, der Ben jedes Mal langweilte, bis er sich wiederholende Formulierungen las, wie Königinmutter und die Nachteile sehen, sich auf Seiten der Allianz zu stellen.
Und dann gab es Hinweise darauf, Hindernisse zu beseitigen. Das alles ergab einen Sinn, als er zum nächsten Holobild umschaltete und sich die Unterhaltung um geeignete Kopfgeldjäger drehte, sowie darum, wer davon gewillt wäre, im hapanischen Königshaus in Aktion zu treten.
Politik mochte Ben vielleicht langweilen, doch er musste sich damit befassen, wenn er überleben wollte.
»Dabei geht's um Tenel Ka.«
»Korrekt.«
»Dann hat Gejjen den Angriff auf sie tatsächlich geplant.«
»Ja. Endlich haben wir handfeste Beweise dafür, und jetzt können wir handeln.«
Ben wusste, dass er Empörung hätte empfinden müssen, doch was ihn in diesem Augenblick erfüllte, war die Verzweiflung darüber, dass es Leuten so leichtfiel, sich miteinander zu verschwören, um jemanden zu töten. Das war seiner eigenen Familie und ihm selbst widerfahren.
Die waren alle verrückt. Die hatten alle den Verstand verloren. Oder war das die Art und Weise, wie die Welt der Erwachsenen wirklich funktionierte: all die dämlichen, grausamen, zerstörerischen impulsiven Dinge zu tun, von denen sie schworen, sie wären daraus herausgewachsen?
»Was soll ich tun?«, fragte Ben, ziemlich sicher, wie die Antwort lauten würde.
»Gejjen eliminieren.« Jacen rieb sich müde die Stirn. »Er ist ein harter Brocken, und er wird unsere Verbündeten von uns trennen. Mit einem Mann, der so regelmäßig auf staatsgesponserten Meuchelmord zurückgreift wie er, kann man nicht verhandeln. Die Corellianer müssen wissen, dass wir einen langen Arm haben und sie ebenfalls erwischen
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