Wächter der Macht 06 - Inferno
erklärte Weißauge. »Unser Meister wollte, dass sie sich unserer Organisation anschließt, doch sie und ihre Eskorte wurden von den Yuuzhan Vong überfallen. Lumiya entkam. Lomi Plo und ihrer Schülerin gelang es, …«
»Lomi Plo war eine von Euch?«, keuchte Alema. »Wirklich?«
»Woher kennt Ihr Lomi Plo?«, fragte Morto, der in Alemas erfahrenen Ohren wie ein Liebeskranker klang. Er trat dichter heran und näherte sich ihr von hinten. »Was ist mit ihr geschehen?«
Alema antwortete, ohne sich umzudrehen. »Lomi Plo war unsere, ähm, Meisterin.« Rasch entfernte sie sich einige Schritte von Morto. »Sie starb bei der Schlacht von Tenupe.«
»Ihr lügt.« Morto folgte ihr weiterhin. »Warum sollte sie gegen Killiks kämpfen?«
»Das hat sie nicht getan, Dummkopf.« Alema drehte sich um, damit sie ihn ansehen konnte, wich aus Furcht vor seiner Berührung und dem Verlust des letzten bisschens Schönheit, das ihr geblieben war, jedoch weiterhin vor ihm zurück. »Sie hat für Gorog gekämpft. Sie war unsere Königin.«
Morto blieb wie angewurzelt stehen. »Sie war ein Käfer ?«
»So solltet Ihr nicht von ihr sprechen!« Hätte Alema keine Angst gehabt, ihm zu nahe zu kommen, hätte sie ihm eine so schallende Ohrfeige verpasst, dass ihm die Augen aus den Höhlen flogen. »Wir dachten, Ihr hättet sie geliebt. Oder etwa nicht?«
»Mortos Gefühle für seine Meisterin gehen Euch nichts an«, krächzte die Frau. »Und ich dachte, Lumiya wäre Eure Meisterin gewesen.«
»Vor Lumiya war es Lomi Plo. Wir scheinen unsere Meisterinnen so rasch zu verschleißen wie unsere Männer.« Alema wich noch weiter von Morto zurück, ehe sie sich wieder den Sith auf dem Balkon zuwandte. »Dann hattet Ihr nichts mit Jacens Verwandlung zu tun?«
Weißauge schüttelte den Kopf. »Unser Meister lernte Vergere kennen, als er von den Yuuzhan Vong gefangen gehalten wurde. Ihr gefiel seine Vision der Einen Sith.«
»Aber nach der ersten Schlacht von Bilbringi entkam sie den Yuuzhan Vong und traf auf Lumiya«, fuhr die Frau fort. »Und Lumiya überzeugte sie davon, dass der Plan unseres Meisters zu viel Zeit kosten würde; dass Skywalkers Jedi bereits zu stark seien, um sie noch bezwingen zu können, wenn die Einen Sith schließlich bereit wären zuzuschlagen.«
»Also beschlossen sie, Jacen zu erschaffen«, endete Weißauge.
»Sie haben das Richtige getan«, beharrte Alema. »Und wenn Ihr Jacen jetzt nicht helft, werden die Jedi ihn vernichten, und dann ist das Gleichgewicht dahin.«
»Das Gleichgewicht?«, fragte Weißauge. »Welches Gleichgewicht meint Ihr?«
»Ihr wisst nichts vom Gleichgewicht ?« Alema konnte nicht glauben, dass ein Sith-Meister etwas Derartiges fragen musste. »Zwischen jedem Machtkundigen und der Macht selbst besteht ein Gleichgewicht. Zwischen jedem Machtnutzer und seinen Feinden besteht ein Gleichgewicht. Wir dienen dem Gleichgewicht, indem wir unseren Feinden das antun, was sie uns antun. Wenn wir versagen, wird die Macht selbst vergehen …«
»Genug.«
Weißauge hob eine schwarz behandschuhte Hand, und Alema stellte fest, dass ihr die Worte im wahrsten Sinne im Halse stecken blieben. Er warf den Kapuzenträgern zu beiden Seiten des Balkons über dem Innenhof einen fragenden Blick zu. Als alle darauf mit einem Nicken reagierten, wandte er sich wieder dem Hof zu und schaute an Alema vorbei zu Morto.
»Ich denke, unsere Fragen wurden beantwortet.«
Mortos Lichtschwert erwachte brummend zum Leben. Zu Alemas Überraschung stellte sie fest, dass sie sich weiterhin frei bewegen konnte – dass sie imstande war, nach ihrem eigenen Lichtschwert zu greifen und herumzuwirbeln, um sich zu verteidigen –, und ihr wurde klar, dass die Sith ihren Tod zu einer Übungslektion für Morto machen wollten. Sie schnappte sich ihre Waffe vom Gürtel, doch statt sie zu aktivieren, wich sie zurück und hob sie empor, als würde sie um die Erlaubnis bitten, etwas sagen zu dürfen.
»Wartet.« Alema musste das Wort krächzen, da Weißauge sie nach wie vor mit der Macht zum Schweigen brachte. »Eine letzte … Frage.«
Die Macht vibrierte vor Ungeduld, doch unversehens schwand der Druck von Alemas Kehle.
»Nun gut«, sagte Weißauge. »Eine letzte Frage.«
»Vielen Dank.« Alema klemmte sich ihr Lichtschwert unter den Arm und rieb sich den Hals, ehe sie sagte: »Luke Skywalker wird bald dahinterkommen, wer seine Frau getötet hat. Wollt Ihr wirklich, dass er uns hierher folgt?«
Die Ungeduld in der Macht verwandelte
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