Wächter der Macht 06 - Inferno
darum, ihre eigenen Tränen zurückzuhalten. »Wir hätten einen besseren Weg finden müssen, die Neuigkeit zu überbringen. Ich wusste nicht, dass es dich so treffen würde, Luke zu verlieren.«
Tenel Ka murmelte irgendetwas Unverständliches in Hans Hemd, ehe sie sich kopfschüttelnd von ihm abstieß.
»Es ist nicht wegen Luke.« Sie warf Leia einen raschen Blick zu, um dann schnell hinzuzufügen: »Ich bin sehr traurig über seinen Verlust, aber es ist mehr als das – es geht auch um Jacen. Die Galaxis fällt um uns herum auseinander, und bislang war er der Einzige, der stark genug zu sein schien, sie zusammenzuhalten.«
»Dafür sind seine Methoden ein wenig zu brutal«, sagte Leia sanft.
Tenel Ka nickte. »Er hat versprochen, mit den Jedi Frieden zu schließen. Stattdessen versucht er, euch auf Maras Trauerfeier festnehmen zu lassen, und bringt die Akademie auf Ossus unter seine Kontrolle. Dann schickt er Ben los, um Cal Omas zu ermorden, und jetzt brennt er Kashyyyk nieder.« Sie schüttelte den Kopf, scheinbar gleichermaßen aus Trauer wie aus Abscheu. »Er hat meine letzte Flotte genommen, Han. Er hat Allana und mich schutzlos zurückgelassen – uns.«
Angesichts der anderen Versprechen, die Jacen gebrochen hatte, fand Han nicht, dass Tenel Ka sonderlich überrascht darüber sein sollte, ohne planetare Verteidigung im Stich gelassen worden zu sein. Gleichwohl, dies war schwerlich der richtige Zeitpunkt, ihr vergangene Fehler unter die Nase zu reiben. Stattdessen nickte er einfach bloß verständnisvoll.
»Man kann ihm nicht vertrauen, Tenel Ka«, sagte er. »Auch wir haben lange gebraucht, bis uns das klar wurde.«
»Ja, er hat uns alle schon viel zu lange zum Narren gehalten.« Tenel Ka zog einen kleinen Handspiegel aus ihrer Tasche und betrachtete ihr tränenüberströmtes Gesicht. »Ich denke, es ist an der Zeit, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, findet ihr nicht?«
Han hob die Brauen. »Soll das das heißen, was ich glaube, dass es heißt?«
» Deshalb seid ihr doch hergekommen, oder nicht?« Tenel Ka musterte sich weiterhin im Spiegel, während sie die Macht einsetzte, um die verquollenen Augen zu glätten und die Röte aus ihrem Hautton zu verbannen. »Um mich dazu zu überreden, die Seiten zu wechseln?«
»Zumindest, um dich dazu zu bringen, deine Streitkräfte zurückzuziehen«, präzisierte Leia. »Im Hinblick auf Corellias jüngste Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Hapaner, bin ich mir nicht sicher, ob es angemessen ist, darum zu bitten, die Konföderation aktiv zu unterstützen.«
»Schon gut, Prinzessin.« Tenel Ka ließ den Spiegel sinken; ihr Antlitz war jetzt wieder vollkommen gefasst, ohne die geringste Spur der Tränen, die sie bloß eine Minute zuvor vergossen hatte. Sie drückte auf einen Knopf an der Wand, und der antike Aufzug kletterte wieder in die Höhe. »Wir wissen beide, dass man gegen Jacen ist, wenn man nicht für ihn ist.«
19. Kapitel
In einer Blase weißglühender Pein kauerte ein Lebewesen, das darum rang, sich selbst nicht zu verlieren, das versuchte, sich daran zu erinnern, dass es ein Mensch war, das Kind zweier Jedi, ein junger Mann, der gehofft hatte, eines Tages selbst ein Jedi-Ritter zu werden. Sein Schmerz drohte, ihn all dessen zu berauben, zerrte auf tausend qualvolle Arten an seiner Entschlossenheit – Säure, die die Nerven bloßlegte, Gift, das Eiterblasen schlug, Nadeln, die Gelenke in Brennöfen pochenden Feuers verwandelten. Der einzige Weg, dem Schmerz ein Ende zu bereiten, bestand darin, sich ihm zu ergeben, sich wie einen Metallblock davon schmelzen und zu etwas Stärkerem, Unbeugsamerem und Beständigerem formen zu lassen.
Ben wusste das. Jeder Augenblick brachte neue, erlesene Qualen mit sich, noch grimmiger und erschreckender als die letzten, und der Schmerz würde ihn nie sterben lassen oder zulassen, dass er nichts mehr empfand oder sich in katatonisches Vergessen flüchtete. Das alles wusste er, und dennoch klammerte er sich verzweifelt an das Wissen, dass er Ben Skywalker war, der Sohn von Luke und Mara Jade Skywalker, der Cousin und einstige Schüler von Colonel Jacen Solo, der meine Mutter ermordet hat.
Den letzten Teil wiederholte Ben zweimal. Das war der einzige Weg, sich seinen Hass zu bewahren – und er würde seinen Hass brauchen. Hass würde ihm dabei helfen zu entkommen, und wenn er entkam, würde Hass ihm die Kraft verleihen, Jacen Solo zu töten.
Der Stuhl – sofern man eine pulsierende Masse weißer, mit
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