Wächter der Macht 06 - Inferno
opfern, um Milliarden zu retten? Hätte sie die Wahl gehabt, hätte deine Mutter dich angefleht, es zu tun.«
Ben konnte fühlen, wie ihm sein Hass entglitt – und mit ihm seine Identität. Gern hätte er es darauf geschoben, dass Jacen die Macht benutzte, um ihn zu beeinflussen, aber er wusste es besser. Er büßte seine Identität ein, weil er Jacen ähnlicher war, als selbst Jacen klar war. »Du hättest sie nicht töten müssen.«
»Das habe ich auch nicht – aber ich hätte es getan. Das ist der Unterschied zwischen uns. Ich bin bereit, diese Bürde zu tragen.« Jacen hielt inne und streckte die Hand aus, um über einen Muskelknoten an der Seite des Stuhls zu streichen. »Und das ist der Grund, warum das hier notwendig ist – um dir die Kraft zu verleihen, dieselbe Wahl zu treffen.«
Ben erwartete, dass sich die Tentakel wieder fester zusammenziehen oder zumindest irgendeine neue Art Gift absondern würden, das seine Gelenke in nässende Entzündungen und seine nässenden Entzündungen in pulsierende Abszesse verwandelte. Stattdessen zogen die Tentakel ihre Stacheln zurück und entspannten sich so weit, dass er bequem saß. Jacen legte Ben eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft.
»Ich fürchte, jetzt muss ich dir auf eine Weise wehtun, die schlimmer ist, als alles, was die Umarmung dir angetan hat.« Jacen hielt Bens Schulter weiterhin umklammert, um seine Schmerzen mit wohltuender Machtenergie zu lindern. »Vor kurzem unternahmen dein Vater und meine Schwester einen törichten Angriff auf die Anakin Solo . Jaina konnte entkommen, aber der StealthX deines Vaters wurde zerstört.«
Ben runzelte die Stirn; er begriff nicht ganz, was Jacen ihm damit sagen wollte. »Und?«
»Sein Schiff wurde verdampft«, erklärte Jacen. »Es gab keine Möglichkeit auszusteigen.«
»Du denkst, er ist tot?« Ben wusste, dass sich ihm eigentlich der Kopf drehen und sein Herz zerspringen sollte, doch tatsächlich war das Einzige, das er empfand, Unglauben … und Hass. Zumindest den hatte er noch, selbst wenn Jacen die Wahrheit sagte. »Junge, bist du leichtgläubig.«
Jacens Hand drückte fester zu, um glühende Lanzen des Schmerzes durch Bens Brust und seinen Hals zu schicken. »Ich war dabei, Ben. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
»Du glaubst, du hast ihn abgeschossen?« Ben wusste nicht, was er tun würde, wenn es ihm tatsächlich gelang, Jacen dazu zu bringen, die Kontrolle über seine Wut zu verlieren – bloß, dass er irgendetwas tun musste. »Das ist lächerlich.«
Aber Jacen schluckte den Köder nicht. Er nahm die Hand weg und sagte: »Um ehrlich zu sein, ich war es nicht. Es war ein Unfall – Beschuss durch die eigene Seite. Jaina hat ihn erwischt.«
Das traf Ben bis ins Mark. Es schien unwahrscheinlich, dass Jaina Solo ein derartiges Versehen unterlaufen würde, und sogar noch unwahrscheinlicher, dass ausgerechnet sein Vater ihm zum Opfer fiel. Andererseits kamen solche verrückten Unfälle vor, und seit dem Tod seiner Mutter war sein Vater ziemlich unachtsam gewesen. War es tatsächlich so undenkbar, dass ein trauernder Luke Skywalker einen fatalen Fehler gemacht hatte?
»Nein – das denkst du dir bloß aus.« Bens Widerspruch klang verzweifelt, selbst in seinen eigenen Ohren. Es fühlte sich an, als hätte eine kalte Hand sein Herz gepackt und drückte zu. »Ich hätte gespürt, wenn er gestorben wäre – genau, wie ich es gespürt habe, als du Mom umgebracht hast.«
Jacen schüttelte ernst den Kopf. »Wie das denn, Ben? Hast du irgendetwas durch die Macht gefühlt, seit du hier bist?« Er zog seinen Vibrodolch aus der Scheide und aktivierte ihn, dann warf er ihn ungefähr zwei Meter entfernt auf den Boden. »Dann los. Schnapp dir die Klinge, und befrei dich.«
Ben streckte seine Machtfühler nach dem Vibrodolch aus … und konnte ihn nicht finden. Er konzentrierte sich angestrengt und spürte nichts.
»Was ist los?«, keuchte er. »Ich kann nichts … fühlen.«
»Natürlich nicht«, entgegnete Jacen. »Wie lange hätte der Stuhl dich halten können, wenn ich dir die Macht gelassen hätte?«
» Das kannst du tun? Du kannst mich von der Macht trennen?«
Jacen deutete auf Bens hilflose Gestalt. »Offensichtlich schon.«
»Und jetzt kann ich niemanden um Hilfe bitten«, sagte Ben, der langsam begriff, wie Jacen ihn austricksen wollte. »Wenn du mir also erzählst, dass mein Vater tot ist, kann ich ihn nicht in der Macht finden. Ich muss mich auf dein Wort verlassen.«
»Darum
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