Wächter der Macht 06 - Inferno
keine andere Wahl, als sie zu eliminieren, wenn sie sie ausschalten wollte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Sie rammte dem Scharfschützen ein Knie ins Kreuz, und als er versuchte, sich herumzuwerfen, packte sie Kinn und Helm und brach ihm mit einem brutalen Ruck das Genick. Der Späher wirbelte in Richtung des Geräuschs herum – und ein machtverstärkter Messerhieb fuhr quer über seine Speiseröhre.
Der Truppler stürzte gurgelnd zu Boden und umklammerte seine Kehle. Zum Glück war es zu dunkel, um das Gesicht hinter seinem Visier erkennen zu können. Jaina brach auch ihm das Genick, um einen langsamen in einen schnellen Tod zu verwandeln.
Ihre Schuldgefühle waren schlagartig vergessen, als auf der anderen Seite der Wohnheime eine einzelne Blastersalve aufpeitschte und ein Chor von Kindern vor Entsetzen aufschrie. Die Macht erbebte unter Tionnes Schmerz, und mit einem Mal merkte Jaina, dass sie Mühe hatte, ihren Kummer im Zaum zu halten.
Jaina streckte ihre Machtfühler nach Kam und den anderen Jedi aus, ermahnte sie, vorsichtig zu sein, versuchte, sie dazu zu drängen, den Köder nicht zu schlucken – und scheiterte. Ihre Angst um Tionne war allumfassend, und ihre Aufmerksamkeit schien zur Gänze auf das gerichtet zu sein, was auch immer beim Pavillon vorging.
Das Zischen eines weiteren Blasterschusses drang vom Hof herüber. Diesmal konnte Tionne nicht anders, als vor Schmerz aufzuheulen. Kams Wut kochte über, und Jaina spürte, wie er die Kontrolle verlor. Dann fühlte sie, wie sich der Zorn von Ozlo und Jerga – zwei jungen Mon-Calamari-Jedi-Rittern – in Entschlossenheit verwandelte, und sie wusste, dass Serpa gewann.
Als sich Jaina den Langblaster des Scharfschützen schnappte und aus dem Wodobobusch hervortrat, war Jag bereits auf ein Verandageländer geklettert und zog sich über den Dachsims nach oben. Sie entschied sich für eine schnellere Methode und nahm zwei Schritte Anlauf, ehe sie sich mit einem Machtsprung aufs Dach hinaufkatapultierte.
Ihre Landung war alles andere als lautlos, doch jetzt brauchte sie sich ohnehin keine Mühe mehr zu geben, unauffällig zu agieren. Ihre Stiefel hatten kaum die Ziegel berührt, als das Scharfschützenteam, vor dem Jag sie zuvor gewarnt hatte, bereits das Feuer auf den Innenhof eröffnete, und so die Silhouetten zweier Männer enthüllte, die am anderen Ende des Dachfirsts kauerten.
Jaina überquerte das Dach mit zwei mächtigen Sätzen und landete zwischen den beiden Soldaten. Bevor sie sich umdrehen konnten, drückte sie die Mündung ihres Langblasters gegen den Helm des Scharfschützen und setzte seinem Späher einen Stiefel auf den Rücken.
Der Späher reagierte als Erster und versuchte herumzuwirbeln, um seinen Repetierblaster in Anschlag zu bringen. Jaina zog den Abzug ihres Langblasters durch, um ein Loch durch den Kopf des Scharfschützen zu brennen, bevor er sich rühren konnte, dann donnerte sie dem Späher den glühend heißen Lauf der Waffe ins Gesicht und ließ ihn das Dach hinunterrutschen. Er verschwand über die Kante, und das widerwärtige Knacken, das folgte, ließ keine Zweifel bezüglich seines Schicksals aufkommen.
Jaina wandte ihre Aufmerksamkeit dem Innenhof unter sich zu und war entsetzt, Kam Solusar am Boden liegen zu sehen; drei Rauchsäulen stiegen von seinem reglosen Körper auf. Ozlo und Jerga waren in noch schlimmerer Verfassung; Blasterwunden übersäten ihre langen Mon-Calamari-Schädel.
Jag kroch von hinten an Jaina heran, packte sie am Arm und zog sie nach unten. »Legst du es darauf an , erschossen zu werden?«
Jaina ließ sich hinter dem Dachfirst auf den Bauch fallen und sah endlich, was Kam und die anderen ins offene Gelände hinausgelockt hatte. Tionne lag zusammengekrümmt zu Serpas Füßen; der Unterschenkel eines Beins und ein Arm ruhten einen Meter von ihren rauchenden Stümpfen entfernt.
Die kleinen Woodoos weinten. Die übrigen Kinder überströmten die Macht mit Entsetzen und Furcht, doch nach außen hin blieben sie gefasst und fügsam. Sie warteten darauf, dass Tionne – oder sonst jemand – das Schlüsselwort aussprach, das den Fluchtplan in Kraft setzen würde, den Jaina und die anderen Erwachsenen ihnen in den letzten zwei Wochen eingebläut hatten.
Serpas Stimme drang aus dem Komlink an Jainas Gürtel. »Haben wir alle erwischt?«
Eine lange Abfolge krank klingender Truppler antwortete: »K. Solusar ausgeschaltet … Ozlo ausgeschaltet … Jerga ausgeschaltet … Vis’l und Lolo bereits
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