Wächter der Macht 06 - Inferno
soweit Jaina sich erinnerte – im Schwitzkasten; er hielt die Mündung seines Blasters gegen ihre Schläfe gepresst, um kein Risiko einzugehen.
»Und Sie nennen mich einen Feigling?«, fragte Jaina. In der Hoffnung, ihn lange genug ablenken zu können, um den Blaster vom Kopf des Mädchens wegzustoßen, ging sie weiterhin auf Serpa zu, blieb jedoch stehen, als Zekk von der anderen Seite des Pavillons seine Machtfühler nach ihr ausstreckte und sie zur Geduld mahnte. »Wo Sie derjenige sind, der sich hinter Kindern verkriecht?«
Serpa hatte dafür nur ein Schulterzucken übrig. »Das ist etwas anderes. Das sind Jedi -Kinder.«
»Ich bin sicher, die Richter werden das bei Ihrem Prozess berücksichtigen.« Jaina erhaschte einen flüchtigen Blick auf Zekks groß gewachsene Gestalt, die auf der Rückseite des Pavillons ins Licht trat, doch sie war sorgsam darauf bedacht, ihre Augen auf Serpa gerichtet zu lassen. »Vorausgesetzt natürlich, Sie überleben lange genug, dass man Ihnen den Prozess machen kann. Ergeben Sie sich jetzt, und ich werde dafür sorgen, dass dem so ist.«
Serpa schnaubte. »Es wird keinen Prozess geben.« Er schwang seinen Blaster zu Jaina herum. »Ich befolge bloß Befehle – Ihr Bruder hat …«
Bevor Serpa den Abzug drücken konnte, flammte Zekks Lichtschwert auf und sauste auf den Waffenarm des Majors hernieder, um ihn am Ellbogen abzutrennen.
Sonderbarerweise blieb Serpas Aufmerksamkeit weiterhin auf Jaina gerichtet, als könne er zunächst nicht begreifen, warum sie nicht tot war, oder wie sie es geschafft hatte, ihm den Arm abzuschneiden, ohne sich zu rühren. Schließlich schien er das hinter ihm summende Lichtschwert zu hören, und sein Unterkiefer klappte ungläubig herunter. Er wirbelte herum und riss Vekki mit sich, als würde er seine Schmerzen überhaupt nicht wahrnehmen.
»Wo kommst du denn her?«, wollte er wissen.
Zekk schlug so schnell zu, dass selbst Jaina den Angriff nicht sah, bloß Serpas verbliebenen Arm, der sich von Vekkis Hals löste, und seinen schwer zu Boden stürzenden Körper.
»Ab sofort«, sagte Zekk, »stellen wir hier die Fragen.«
15. Kapitel
Jacen kam es ungeheuer ironisch vor, dass er denen, die ihn verraten hatten, hier die Stirn bieten sollte, im Heimatsystem einer Spezies, die berühmt für ihr Ehrgefühl war – wie bedauerlich, dass er ausgerechnet über Kashyyyk gegen sein eigen Fleisch und Blut kämpfen musste, wo Loyalität mehr zählte als das Leben selbst. Selbst nach allem, was geschehen war, liebte er seine Familie noch immer – schätzte sie noch immer. Ihr Aufbegehren hatte ihm die nötige Kraft verliehen, um zu tun, was er bald tun musste; ihr Beispiel hatte ihn gelehrt, dass nichts wichtiger war, als zu dienen. Er wünschte bloß, es gebe irgendeine Möglichkeit, sie zu »bekehren«, damit alle Solos und Skywalkers wieder auf derselben Seite standen, um nicht gegeneinander zu kämpfen, sondern gegen die Ungerechtigkeit, die die Galaxis offenbar zu jeder Zeit zu zerreißen drohte.
Doch es gab keine Möglichkeit. Selbst wenn es Jacen gelang, ihnen ihren Fehler vor Augen zu führen, konnte er sie nicht von dem freisprechen, was sie getan hatten; konnte ihren Hochverrat gegen die Allianz nicht ungesühnt lassen. Das war die Bürde und das Schicksal von Darth Caedus: Überall dort für Gerechtigkeit zu sorgen, wo es nötig war, und er wagte es nicht, sich vor seiner Verantwortung zu drücken. Sith-Lords durften nicht einfach ein Auge zudrücken, bloß weil es um die Verbrechen ihrer eigenen Angehörigen ging. Am Ende dieses Pfads warteten Korrumpierung und Selbstsucht – der Glaube daran, dass er der Herrscher der Galaxis war, und nicht ihr Diener.
Eine Staffel neuer Owool-Abfangjäger tauchte im Sichtfenster der Brücke auf, noch so weit entfernt, dass sich lediglich die gekurvten Doppelstreifen ihrer Abgasspuren vor dem smaragdgrünen Antlitz von Kashyyyk abhoben. Die Owools, der ganze Stolz einer innovativen, neu gegründeten Schiffswerft namens KashyCorp, waren im Hinblick darauf entworfen worden, der Galaktischen Allianz als schwere Sternenjäger zu dienen. Genau wie die Wookiees, die sie flogen, waren sie hart im Nehmen, schnell und schwer zu bändigen.
»Was für ein jämmerlicher Anblick«, sagte Ben. Er stand zusammen mit Caedus und Commander Twizzl auf dem Hauptflugdeck, um gut fünfzig Mannschaftsmitgliedern dabei zuzusehen, wie sie in aller Seelenruhe die Gefechtsvorbereitungen der Anakin Solo koordinierten. »Wenn diese
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