Wächter der Macht 06 - Inferno
die beiden ein Scharfschützenteam übersehen haben.«
»Man kann ziemlich leicht etwas übersehen, wenn man tot ist«, erklärte Jag ernst.
In Jainas Magen bildete sich ein kalter Klumpen. Vis’l und Loli waren so jung, wie man als Jedi-Ritter nur sein konnte, noch nicht einmal zwanzig und gerade von ihrer letzten Ausbildungsmission mit ihren Meistern zurückgekehrt.
»Wie?«, fragte sie.
»Scharfschützen, denke ich«, entgegnete Jag. »Ich habe sie hinter zwei unterschiedlichen Wohnheimen gefunden, beide mit Brandlöchern in den Schläfen. Es hat den Anschein, als wären sie nach draußen gelockt und dann gleichzeitig erschossen worden. Ich schätze, dass Serpa es auf uns alle abgesehen hat.«
Jaina schüttelte den Kopf. »Wenn er uns umbringen wollte, wäre ein Thermaldetonator um einiges wirkungsvoller«, sagte sie. »Warum sollte er sich dann die Mühe machen, uns mit Komagas außer Gefecht zu setzen?«
»Weil er Erfahrung mit Jedi hat«, sagte Jag. »Es ist verdammt schwierig für einen Attentäter, sich an euch heranzuschleichen, wenn ihr schlaft. Euer Gefahrensinn springt an und weckt euch.«
»So was in der Art«, gab Jaina zu und dachte an ihren Traum von Ben. »Ich verstehe immer noch nicht, warum er glaubt, dass Komagas besser ist.«
»Weil es dann aussieht, als würde er bloß versuchen zu verhindern, dass ihr ihm in die Quere kommt«, sagte Jag. »Falls irgendetwas schiefgeht, kann er euch immer noch einreden, dass ihr seine Absichten missdeutet habt, und euch dann umbringen.«
Jaina sah wieder zum Sichtfenster hinüber, erinnerte sich an Serpas zeitraubende Vorbereitungen und seine provozierenden Beleidigungen, und nickte.
»In Ordnung, dann ist er also womöglich genauso clever wie verrückt.« Sie schlüpfte an Jag vorbei und trat durch die Tür. »Das Erste, was wir tun müssen, ist, diese Scharfschützen aus dem Verkehr zu ziehen – lautlos .«
»Und schnell «, sagte Jag. »Serpa macht auf mich nicht den Eindruck, als wäre er einer von der geduldigen Sorte.«
Als sie vom Aufenthaltsraum zur Hintertür des Wohnheims eilten, streckte Jaina ihre Machtfühler nach Kam und den anderen erwachsenen Jedi aus, um ihnen ihre Bedenken in Bezug auf Serpas Taktik mitzuteilen. Vermutlich war das gar nicht notwendig. Selbst ohne von den Scharfschützen auf den Dächern zu wissen, war ziemlich offensichtlich, dass Serpa versuchte, sie hinaus ins Freie zu locken. Doch womöglich brachte die zusätzliche Warnung jemanden davon ab, vorschnell auf die nächste Provokation des Majors zu reagieren.
An der Hintertür des Wohnheims blieb Jaina stehen, um einen Moment lang in die Nacht hinauszuspähen. Es war zu dunkel, um irgendjemanden ausmachen zu können, der in den Hecken gegenüber lauerte, doch sie konnte zwei Präsenzen wahrnehmen, die sich in den Sträuchern weiter zur Rechten verbargen, hinter dem angrenzenden Gebäude.
»In Momenten wie diesen vermisse ich wirklich mein Lichtschwert«, flüsterte sie. »Sind dir die beiden drüben bei den Wodobobüschen aufgefallen?«
»Die beiden was?«, fragte Jag.
»Das hatte ich befürchtet.« Jaina reichte Jag den Blaster, den sie sich »ausgeborgt« hatte. »Gib mir Deckung – aber schieß nicht, es sei denn, die tun es.«
Jag runzelte die Stirn. »Jaina, wenn das Scharfschützen sind, dann haben die Blastergewehre. Eine Blasterpistole wird da keine große Hilfe sein …«
»Mach einfach ordentlich Lärm«, sagte Jaina. »Und vertrau mir.«
Sie nutzte die Macht, um hinter den beiden im Hinterhalt liegenden Männern einen Ast knacken zu lassen, dann glitt sie durch die Tür und sprintete über den kleinen Hof zur Hecke. Als die Scharfschützen nicht das Feuer eröffneten, gelangte sie zu dem Schluss, dass ihr Ablenkungsmanöver funktioniert hatte, und ging in einem weiten Bogen um sie herum, damit sie sich ihnen von hinten nähern konnte. Sie bewegte sich vollkommen lautlos durch das Unterholz. Sie entdeckte die beiden unter den überhängenden Wedeln eines Wodobobusches, flach auf dem Boden liegend; der Späher beobachtete immer noch den Bereich, wo der Zweig geknackt hatte, während der Schütze seine Waffe weiterhin auf Jainas Wohnheim gerichtet hielt. Beide Männer trugen Körperpanzer und Helme mit Nachtsichtvisieren, die das gesamte Gesicht bedeckten.
Wäre Jaina so erfahren gewesen wie ihr Onkel, hätte es vielleicht eine Möglichkeit gegeben, die beiden unschädlich zu machen, ohne sie zu töten. Doch so, wie die Dinge lagen, blieb ihr
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