Wächter der Macht 06 - Inferno
sie stumm anzuflehen, ihn zu retten.
»Tut mir leid.« Sie setzte die Spritze an seinem Arm an und injizierte ihm das Schmerzmittel. »Ich muss mich um die Kinder kümmern.«
Jaina nahm sich die Zeit, ihre Stiefel anzuziehen und das Komlink des Sterbenden unter dem Absatz zu zermahlen, dann schob sie seinen Blaster und seine Ersatzenergiezellen in ihren Gürtel und ging zum Sichtfenster. Draußen wurden Kinder, die von Jainas fünf Jahre alten Woodoos zu Jags fünfzehnjährigen Wampas reichten, zum zentralen Trainingspavillon getrieben, wo Major Serpa mit einer Gruppe von Leibwächtern im hellen Lampenschein stand.
Sie entdeckte keine Spur von den Solusars, die – genau wie Jaina – als Herbergseltern fungierten. Sie streckte ihre Machtfühler nach ihnen aus und spürte, dass sie sich in ihren eigenen Wohnheimen aufhielten; sie waren wütend und besorgt und knieten vermutlich genauso an einem Sichtfenster wie sie selbst. Sie fühlte, dass Zekk durch den Wald hinter dem Komplex schlich. Jag schien sich auf Jaina zuzubewegen.
Während die einzelnen Trupps nacheinander mit den Kindern eintrafen, die unter ihrer Bewachung standen, wies Serpa ihnen minutiös ihren Platz zu. Rasch wurde offensichtlich, dass er sie in einem Kreis um den Pavillon herum arrangierte, wobei sich Gruppen größerer Kinder mit Gruppen kleinerer abwechselten, sorgsam darauf bedacht, sie durch eine Reihe von Wachen voneinander getrennt zu halten.
Nachdem alle da waren und ihre Position eingenommen hatten, kehrte der Major zum Pavillon zurück und musterte nachdenklich sein Werk. Geschlagene zwei Minuten später ging er wieder los und wies drei Gruppen einen neuen Platz zu, sodass die Wampas auf einer Seite von einer Gruppe zehn- bis zwölfjähriger Banthas und auf der anderen von dreizehn bis fünfzehn Jahre alten Veermoks flankiert wurden.
Jaina verfolgte das alles voller Ungeduld und versuchte, dem Vorgehen des Majors keine Bedeutung zuzumessen. Der Mann war eindeutig nicht recht bei Trost – ein Eindruck, der sich seit ihrem ersten Zusammentreffen im Befehlsstand der Flugkontrolle zusehends mehr bestätigt hatte. Sie hatte mit den Solusars darüber debattiert, ob Jacen Serpa das Kommando übertragen hatte, um die Jedi aus dem Konzept zu bringen, oder damit er einen Sündenbock parat hatte, wenn er Vergeltungsmaßnahmen gegen die Schüler der Akademie befahl. Jaina kannte ihren Bruder gut genug, um zu wissen, dass vermutlich beides zutraf.
Serpa kehrte zum Pavillon zurück und studierte die Anordnung noch eine knappe Minute lang, ehe er zufrieden nickte.
»Viel besser.« Er sprach laut, zweifellos in der Absicht, dass ihn auch jene hörten, die von den Wohnheimen aus lauschten. »In Ordnung, jetzt sind wir so weit, dass wir anfangen können.«
Zorn und Sorge wogten durch die Macht, doch Jaina und die anderen Jedi waren zu diszipliniert, um sich zu zeigen, bevor sie wussten, was Jacen im Schilde führte. Serpa deutete auf ein schlankes Codru-Ji-Mädchen, das in der ersten Reihe der Wampas stand, und dann auf einen verängstigt wirkenden Jungen in der zweiten Reihe der Woodoos.
»Sie und er.«
Zwei Soldaten verließen den Pavillon und blieben bei den Kindern stehen, um sie am Arm zu packen. Als Nächstes wandte Serpa seine Aufmerksamkeit den Banthas und Veermoks zu, um aus der ersten Gruppe einen Menschenjungen und aus der zweiten einen Rodianer auszuwählen. So machte er weiter, bis er schließlich aus jeder Altersgruppe ein Kind ausgesucht hatte.
Sobald Serpa seine Wahl getroffen hatte, ließ er die Kinder eins nach dem anderen zum Pavillon eskortieren, um sie sorgfältig in einem Kreis um sich herum anzuordnen, wobei er zwischen Junge und Mädchen, Mensch und Nichtmensch sowie Groß und Klein unterschied.
Als er mit seinem sonderbaren Ritual fertig war, marschierte Tionne Solusar mit ausladenden Schritten über den Hof; ihr silbriges Haar wehte hinter ihr her, und Zornesfalten furchten ihre Stirn.
»Sie sollten besser einen guten Grund hierfür haben, Major«, sagte Tionne und stieg die Stufen des Pavillons hinauf. Jaina wusste, dass sie das in erster Linie sagte, um den Kindern zu versichern, dass sie die Situation unter Kontrolle hatte, als dass sie tatsächlich eine vernünftige Erklärung erwartete. »Und für den Soldaten, der bei dem Versuch starb, mich im Schlaf mit Gas unschädlich zu machen.«
Serpa sah sie über die Kinder hinweg an, die sie voneinander trennten. »Sie haben ihn umgebracht ?« Er schüttelte
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