Wächter der Macht 07 - Zorn
für einen Toten halten können.
Jaina, die auf einem Stuhl am Fußende des Bettes saß, hatte einen guten Eindruck davon, wie nahe Jag dem Tod gewesen war. Er hatte Wunden am Hals davongetragen, einen gebrochenen linken Ellbogen, mehrere Brüche im rechten Oberschenkel, innere Verletzungen ... Da er den direkten Sprung aus dem Asteroidensystem nach Endor im Cockpit eines Sternenjägers niemals überstanden hätte, hatten sie einen kurzen Abstecher nach Bimmiel gemacht. Jag auf den Falken verladen und seinen X-Flügler mit Tarnnetzen und Sand bedeckt in einem frostigen Tundratal zurückgelassen.
Aber jetzt, nach einer erholsamen Zeit in einem Bacta-Tank, nach Medikamenten und Ruhe, sagten die Ärzte, dass sich sein Zustand sehr verbessert habe; bald würde er vollends genesen sein.
Jaina hingegen war sich da nicht so sicher. In der Macht fühlte sich Jag nicht wie ein Mann an, der zusehends an Gesundheit und Lebenskraft gewann.
Jag öffnete die Augen. Er bewegte sich nicht, nicht einmal, um seinen Kopf zu drehen, bis er alles gesehen hatte, das er von seinem Blickwinkel aus sehen konnte - ein Überlebenstick, den er sich auf Tenupe angeeignet hatte.
Schließlich wandte er den Kopf und sah sie. Er schenkte ihr kein Lächeln, aber dafür sagte er: »Hallo.«
»Selber hallo. Erinnerst du dich daran, was passiert ist?«
»Ja.« Er wollte nicken, überlegte es sich jedoch anders, als sich seine halb verheilten Verletzungen meldeten. »Ich erinnere mich an alles. Außer daran, wo wir hier sind.«
»Auf Endor. Du warst bewusstlos, als wir hier ankamen.«
»Aha. Und Zekk?«
»Ihm geht's besser. Als war den Asteroiden verließen, war er ziemlich hinüber. Er hat genauso viel abbekommen wie du ... allerdings emotional, nicht körperlich.«
»Was für ein Jammer. Sichtbare Narben sind einfach besser dazu geeignet, auf Partys ins Gespräch zu kommen.« Er wandte seine Aufmerksamkeit der Decke zu und studierte sie lange Sekunden. »Tja. Mission erfolgreich abgeschlossen.«
»Das stimmt, Mission erfolgreich abgeschlossen. Und du hast getan, was du tun musstest. Um deine Familienehre wiederherzustellen.«
»Ja.« In dem Wort lag keine Zufriedenheit, bloß Bestätigung.
Jaina wünschte, sie hätte das Thema - seine Familie - nicht zur Sprache gebracht. Obwohl die Fels eine Familie corellianischer Abstammung waren - Jags Mutter war Wedges ältere Schwester, die erste Syal Antilles -, lebte sie jetzt im Reich der Chiss, nach den Gesetzen dieses blauhäutigen Volks.
Und diese Gesetze verlangten, dass Jag aufgrund der Fehlet und Entscheidungen, die andere Leute getroffen hatten - da runter auch Jaina -. nie wieder nach Hause zurückkehren konnte. Alema zur Strecke zu bringen, war die letzte der Aufgaben gewesen, die sein Clan ihm aufgetragen hatte. Indem er sie erfüllt hatte, hatte er gleichzeitig die letzten Bande zu seiner Familie gekappt.
Tatsächlich - diese Erkenntnis traf Jaina wie ein Hieb beim Kampftraining - bedeutete der Umstand, dass sie der Bedrohung, die Alema dargestellt hatte, ein Ende bereitet hatten, womöglich sogar, dass auch seine Verbindungen zu allen anderen jetzt der Vergangenheit angehörten.
Sie ließ ihre Stimme sanft klingen - eine ungewohnte Herausforderung für sie. »Was hast du als Nächstes vor?«
Er zuckte die Schultern und zuckte zusammen, als die Bewegung einige seiner Verletzungen schmerzen ließ. »Da ist ein Krieg im Gange. Ich bin sicher, irgendwer braucht einen Piloten.«
»Bleib bei den Jedi.«
»Klar.«
Mit einem Mal war sie ungeduldig mit ihm. »Ich meine nicht als Zivilangestellter. Ich meine als Freund.«
Endlich sah er sie wieder an. »Ich war nicht sonderlich gut darin, mir Freunde zu machen. Ich würde meine Erfolgsquote mit annähernd null angeben.«
»Zekk betrachtet dich als Freund.«
»Ja. Nun, ohne ihn wäre meine Erfolgsquote gleich null. Und um ehrlich zu sein, aus Gründen, die du sicherlich verstehst, würde er es vermutlich vorziehen, dass ich nicht so viel Zeit hier verbringe.«
»Ich bin deine Freundin.«
»Bist du das?«
Sie stieß ein verzweifeltes Seufzen aus. »Oh, bitte, dieses Gespräch hatten wir doch schon.«
»Ja, hatten wir. Hierbei geht es allerdings um etwas anderes. Ich bitte dich nicht darum, deine Aufmerksamkeit anderen Dingen zuzuwenden oder davon abzusehen, für deine nächste Mission zu trainieren. Ich bitte dich nicht darum, dein Chrono fünfzehn Jahre zurückzudrehen, auf damals, als wir noch Teenager waren.« Trotz der
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