Wächter der Macht 07 - Zorn
nächsten Nische dahinter ausging. Sie riss den Vorhang beiseite. Zwar bot sich ihren Blicken keine weitere Gräueltat, doch dafür entdeckte sie ein in etwa kreisrundes Loch im Boden, ein Meter im Durchmesser, mit rauchenden Rändern.
Eine Sicherheitsbeamtin, die ihr auf dem Fuße folgte, keuchte: »Königinmutter, lasst uns vorausgehen!« Ohne auf sie zu achten, ließ sich Tenel Ka durch das Loch fallen.
Sie sauste zehn Meter in die Tiefe und konzentrierte sich auf die Macht, um den Aufprall abzuschwächen. Schließlich landete sie auf dem harten, teppichlosen Bodenbelag eines Dienstbotenkorridors. ein trister Gang mit grauen Wänden, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Neben ihr lag das Trümmerstück, das aus der Decke über ihr geschnitten worden war.
Auf beiden Seiten des Korridors standen Küchenangestellte und Kellner, deren farblich dezente Kleidung ihren niederen Rang preisgab, wie von Entsetzen gelähmt da. Es gab keine Anzeichen dafür, dass der Attentäter hier entlanggekommen war. Allerdings stieß ein Servierjunge von vielleicht sechzehn Jahren, dessen Augen wachsamer wirkten als die der meisten um ihn herum, seinen Daumen über die Schulter ... um dann demütig den Blick zu senken, als die Königinmutter an ihm vorbeischoss.
Weiter vorne, hinter einer Biegung des Korridors, waren weitere Arbeitskräfte, die im Kreis dastanden und auf die Leiche eines Kochs in ihrer Mitte starrten.
Eine Minute später ließ sich Tenel Ka nochmals zehn Meter nach unten fallen, diesmal aufs Dach eines angehaltenen Turbolifts. Sie kletterte durch die Wartungsluke und landete zwei Meter tiefer auf dem Boden des Aufzugs.
Die Lifttüren waren offen. Dahinter befand sich der Besucherhangar, in dem nichts so Zurückhaltendes wie ein melodisches Warnsignal auf den Sicherheitsverstoß hinwies; stattdessen heulten schrille Alarmsirenen. Sicherheitsbeamte und Wartungspersonal liefen auf sie zu, von ihr weg; einige eilten zu den Posten, die sie in Alarmsituationen zu besetzen hatten, andere waren einfach bloß in Panik.
Mindestens zwei Schiffe waren startklar. Nicht weit entfernt hatte eine weiß lackierte Raumfähre mit dem Wappen der Galaktischen Allianz auf den Seiten ihre Repulsorlifts aktiviert. Das Shuttle setzte sich in Bewegung, aber bloß, um noch dichter an die Steinmauer der Landebucht heranzugleiten. in der es parkte. Ein Sicherheitsteam war hinter Stein- und Permabetonpfeilern rings um die Fähre in Position gegangen; einige zielten mit Blastergewehren auf das Schiff, während der Anführer der Gruppe in ein an seinem Handgelenk befestigtes Feldkomlink sprach, zweifellos, um dem Piloten Anweisungen zukommen zu lassen.
Allerdings konnte Tenel Ka durch die vorderen Sichtfenster des Shuttles keinen Piloten ausmachen. Sie streckte ihre Machtfühler nach dem Schiff aus und registrierte etwas an Bord; aber diese Präsenz fühlte sich träge an. beinahe leblos.
Ein Ablenkungsmanöver. Wieder dehnte sie ihren Wahrnehmungsbereich aus und suchte mit zunehmender Verzweiflung nach Allana.
Da. Vierzig Meter hinter der Landebucht des Shuttles liefen auch noch die Triebwerke eines anderen Schiffs, das ebenfalls von einem hinter Säulen in Stellung gegangenen Sicherheitsteam umzingelt war.
Tenel Ka lief an dem Shuttle vorbei, ignorierte den Salut einer verwirrt dreinblickenden Gardistin und erhaschte einen guten Blick auf das andere aktive Schiff.
Tahiris StealthX-Jäger. Die Kälte in ihren Eingeweiden nahm zu. Sie musste nicht eigens auf das Visier des Pilotenhelms spähen, um zu wissen, wer ihre Tochter in seiner Gewalt hatte. Das konnte bloß Jacen sein.
Sie war auf halbem Wege zu dem StealthX, als ihr bewusst wurde, dass sich der Sternenjäger nicht rührte, obwohl die Repulsorlifts des Schiffs mit voller Kraft liefen und die Luft mit schier animalischem Geschrei erfüllten. Auch die Schutzschilde waren oben, obwohl kein Mitglied des Sicherheitstrupps feuerte. Tenel Ka hörte, wie eine der Gardeoffizierinnen über das Heulen der Repulsorlifts hinweg kaum vernehmlich rief; »Nicht schießen! Er hat das Mädchen bei sich!«
Noch zwei Schritte, und dann konnte Tenel Ka Allanas Haarschopf sehen. Ihre Tochter saß auf Jacens Schoß; das Gurtgeschirr heftete sie an ihren Vater. Ihr Kopf war nach vorn geneigt, als würde sie schlafen oder sich auf eine Bruchlandung vorbereiten.
Tenel Ka gewahrte ein flüchtiges Flackern in der Macht - hinter ihr, nicht aus Jacens Richtung. Sie blieb stehen und wirbelte herum, während
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