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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Eingangshalle so zu sehen, wie sie wirklich war, verborgen vor den Augen bloßer Sterblicher. Überall waren Dämonen; sie huschten über die Decke, hingen an den Wänden und ritten auf den Rücken der Patienten. Dämonen lösen keinen Wahnsinn aus, aber sie ergötzen sich an dem Leiden, das er verursacht. Einige Dämonen waren fett und aufgebläht geworden, wie Parasiten, die sich mit zu viel Blut vollgestopft hatten. Ein untersetztes, schwarzes Insektenwesen hockte zu Füßen des anwesenden Pflegers, wie ein treues Haustier, das auf einen Leckerbissen wartete. Manche Dämonen merkten, dass ich sie sehen konnte. Sie bewegten sich unbehaglich, versenkten ihre Stachelklauen und Greifhaken in Rücken und Schultern der Patienten, um klarzumachen, dass sie ihre Opfer nicht kampflos aufgeben würden. Ich hätte gern jeden einzelnen Dämon im Raum getötet, sie von ihren Opfern heruntergerissen, ihre Schädel und Rückenpanzer unter meinen goldenen Fäusten brechen und zersplittern gefühlt, aber ich durfte es nicht riskieren, eine Szene zu machen. Ich musste den Seltsamen John sehen. Ich musste erfahren, was er wusste.
    Ich wandte dem Aufenthaltsraum den Rücken zu und stellte den Blick ab. Es hat schon seinen Grund, weshalb ich ihn nicht sehr oft einsetze. Wenn wir alle die ganze Zeit über die Welt sehen könnten, wie sie wirklich ist, könnten wir es nicht ertragen, darin zu leben. Nicht einmal wir Droods. Unwissenheit kann ein Segen sein.
    Ich gesellte mich wieder zu Molly, die sofort meine Ungeduld spürte. Sie hörte auf, den Wärter auszuquetschen, und sagte ihm, sie möchte jetzt ihren Onkel sehen. Tommy zuckte die Schulter und führte uns zu den Aufzügen. Und die ganze Zeit dachte ich: Drei Tage, höchstens vier. Ein Teil von mir wollte schmollen und mit den Füßen aufstampfen und schreien: Unfair! Aber wann war mein Leben jemals fair gewesen? Ich konnte es mir nicht leisten, der Hysterie nachzugeben; ich musste ruhig und konzentriert bleiben. Vielleicht würde mir, am Ende, nur übrigbleiben, kämpfend unterzugehen und so viele meiner Feinde mit mir zu nehmen, wie ich konnte.
    Wenn es so war, dann konnte ich es nicht erwarten loszulegen.

*

    Tommy brachte uns hoch ins oberste Stockwerk. Der Aufzug hatte sein eigenes Sicherheitsschloss. Ich guckte Tommy unauffällig über die Schulter, als er die Kombination einhämmerte: Und siehe da, es war 4321! Hier hätte eine Gruppe entschlossener Pfadfinder einbrechen können! Und würde heutzutage wahrscheinlich eine Auszeichnung dafür erhalten.
    »Wieso Seltsamer John?«, fragte ich unvermittelt. »Was ist eigentlich so ... seltsam an ihm?«
    Tommy kicherte. Dieses Geräusch hatte ich langsam wirklich satt. »Weil er mit Leuten redet, die nicht da sind, und oft nicht mit Leuten reden will, die da sind. Er sieht Dinge, die sonst niemand sehen kann, und erzählt allen möglichen Mist darüber, wenn man ihn lässt. Der Kerl lebt in seiner ganz eigenen Welt. Früher hatte er echt schlimme Albträume, bis wir seine Medikation erhöht haben. Um fair zu sein muss man allerdings sagen, dass er nie gewalttätig ist; isst immer brav sein Essen auf und macht nie Theater, wenn er seine Pillen nehmen soll. Das sind an einem Ort wie diesem die besten Patienten.«
    Er führte uns bis ganz ans Ende des Korridors. Die Wände waren in blassen Pastellfarben gestrichen, als ob man vermeiden wollte, dass die Patienten überreizt wurden. Bewegungsempfindliche Kameras folgten uns den ganzen Weg. Die Tür zum Zimmer des Seltsamen John stand halb offen; Tommy trat zurück und bedeutete Molly und mir einzutreten.
    »Falls es irgendwelche Probleme gibt: Direkt neben der Tür ist ein großer roter Alarmknopf. Wenn Sie den drücken, komm ich angerannt. Scheuen Sie sich nicht, ihn zu benutzen! Vor nicht allzu langer Zeit hatten wir eine Schwester hier, die einen Kerl zu nah an sich herangelassen hat, und er hat ihr das halbe Gesicht abgebissen, bevor wir ihn wegziehen konnten. Wir haben ihn anschließend halb totgetreten, aber das hat ihr wenig geholfen. Sie kam nie wieder. Kann es ihr nicht verübeln! Hab allerdings gehört, sie soll 'ne echt anständige Entschädigung gekriegt haben. Das sind alles kranke, bösartige Dreckskerle, sonst wären sie nicht hier. Is' nicht bös gemeint, Molly! Besuchen Sie mal schön Ihren Onkel John!«
    Er schlenderte fort, und Molly und ich blickten einander an. »Fröhliches Kerlchen«, sagte sie.
    »Den Eindruck hatte ich auch.«
    »Ich muss wirklich daran

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