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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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erinnern. Ich habe mich selbst dazu gebracht, zu vergessen, verstehst du? Es war die einzige Möglichkeit, nicht wahnsinnig zu werden ... Ich habe etwas herausgefunden; so viel weiß ich. Ich habe ein Buch gelesen, das ich nicht hätte lesen sollen, ein sehr altes Buch, und es hat mir etwas Entsetzliches über die Familie verraten. Über das, was wir wirklich sind.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Es war auch für mich ein Schock, zu erfahren, dass wir die geheimen Herrscher der Welt sind.«
    »Nicht das!«, erwiderte der Seltsame John verächtlich. »Wer schert sich darum? Damit könnte ich leben ... Nein, das hier war viel schlimmer ... Manchmal träume ich, ich bin wieder im Herrenhaus. Ich gehe ins Sanktum und stehe vorm Herzen ... und dann wache ich schreiend auf. Da ist etwas, woran ich mich nicht erinnere, etwas, woran ich mich nicht erinnern darf, weil es zu schrecklich ist, zu entsetzlich, um es zu ertragen. Das Geheimnis im Herzen der Droods ... Ich verließ das Herrenhaus. Ich rannte und rannte und rannte, und schließlich kam ich hierher. Hier bin ich sicher. Sicher vor allem und jedem; sogar vor mir selbst. Ich weiß nicht mehr, was draußen in der Welt passiert, und es ist mir auch egal. Dinge zu wissen macht einen nicht glücklich.«
    »Niemand ist uns gefolgt!«, beruhigte ich ihn schnell. »Niemand weiß, dass wir hier sind. Du bist immer noch sicher.«
    »Gott segne dich, Eddie!«, sagte er. »Ich wünschte, es gäbe etwas, was ich für dich tun könnte! Aber ich kann dir nicht helfen. Ich kann keinem von uns helfen. Wir sind nämlich alle verdammt. Alle verdammt wegen dem, was wir getan haben und was wir sind ...«
    Und einfach so ging er wieder in sich selbst zurück. William Dominic Drood verschwand, und nur der Seltsame John war noch da. Die Persönlichkeit floss aus seinem Gesicht ab und ließ nur die leere Hülle des Patienten der Anstalt zurück, der ruhig in einem Sessel saß und durch die Gitterstäbe seines Fensters auf die Dinge blickte, die nur er sehen konnte. William Dominic Drood hingegen versteckte sich wieder vor meiner Familie und vor dem, woran er sich so verzweifelt nicht erinnern wollte. Was konnte er entdeckt haben, über welche Wahrheit konnte er gestolpert sein, die so viel schlimmer war als das, was ich bereits wusste? Es war sinnlos, den Seltsamen John oder William Drood danach zu fragen.
    Wenn er nicht schon verrückt gewesen war, als er hier ankam, so war er es jetzt todsicher.

Kapitel Fünfzehn

Eddie wird gejagt

    Wieder zurück auf der Kuppe des grasbewachsenen Hügels drehte ich mich langsam um und ließ meine Blicke über das kleine Städtchen schweifen. Malerische Häuser, enge Straßen, weiter weg in der Ferne Bauernhöfe und Ackerland. Alles war so ganz normal, so alltäglich, die Menschen so nichts ahnend von all den schrecklichen Dingen, die sie mit der Welt gemein hatten. Einst war es meine Aufgabe gewesen, Menschen wie sie vor all dem Bösen zu beschützen, das im Schatten verborgen auf der Lauer lag; doch je mehr Nachforschungen ich anstellte, je tiefer ich bohrte, umso mehr fand ich heraus, wie tief und dunkel dieser Schatten wirklich war. Und jetzt sah es so aus, als ob meine Familie aus dem Schatten heraus auf mich zurückblickte. Was konnte William Drood herausgefunden haben? Was konnte so entsetzlich sein, dass er es aus seinem Verstand auslöschen musste? Wenn ich es herausfand, würde ich dann am Ende dasselbe tun müssen?
    Wie ich so auf der Kuppe eines Hügels in der Mitte von Nirgendwo stand und auf eine Welt hinausblickte, die ich nicht mehr wiedererkannte, fröstelte mich.
    Mein Arm tat weh. Auch wenn ich darauf achtete, ihn nicht zu bewegen, schmerzte das verdammte Ding wie ein eiternder Zahn. Irgendetwas steckte in mir und fraß mich bei lebendigem Leib auf. Drei Tage, höchstens vier. Und ständig dieses drängende Bedürfnis, etwas zu unternehmen, irgendetwas, um auch nicht einen Moment der kostbaren Zeit zu vergeuden, die mir noch blieb. Doch ungeachtet all meines Bohrens, all meiner Fragen, hatte ich immer noch nichts Bestimmtes, worauf ich meinen Tatendrang hätte richten können. Ich kannte die Namen meiner Feinde, aber nicht die Gründe ihrer Feindschaft. Ich musste nachdenken, einen Plan fassen; und immer noch tickte die Uhr, tickte ... Ich sah Molly an, die schweigend neben mir stand.
    »Tja«, sagte ich. »Danke, dass du mich hierhergebracht hast, Molly. Das war ... schwer deprimierend. Gibt es noch mehr muntere und hilfreiche

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