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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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hochzurufen, aber meine Gedanken waren schon zu schwerfällig, um sich auf die aktivierenden Worte zu konzentrieren. Ich sackte zusammen, schlug in einem hilflosen Haufen auf dem Boden auf und spürte den Aufprall nicht einmal.
    Das alles spielte sich in wenigen Sekunden ab. Molly warf sich neben mich, unter das zersplitterte Fenster, außer Schusslinie eventueller weiterer Pfeile. Sie legte mir die Hände links und rechts auf die Wangen und murmelte eindringlich etwas. Ich konnte ihre Berührung spüren, obwohl ich sonst nichts spüren konnte, und dann fühlte ich feine Zauberkräfte in mich fließen und gegen die Wirkung des Beruhigungsmittels ankämpfen. Mein Körper war immer noch taub, immer noch hilflos, aber ich bekam allmählich wieder einen klaren Kopf. Molly starrte wütend zu Sebastian hoch.
    »Du Scheißkerl! Du hast uns verkauft!«
    »Selbstverständlich«, sagte er mit sanfter Stimme, während er seine ganze Aufmerksamkeit dem Zurechtrücken eines Ärmelaufschlags widmete. »Das ist mein Metier. Aber sei versichert, dass ich einen sehr guten Preis bekommen habe. Für euch beide. Ein gewisser Mr. Truman vom Manifesten Schicksal war hocherfreut zu erfahren, wo und wann genau er euch mit Sicherheit finden kann. Ich rief ihn noch in dem Moment an, als ich mit dir zu reden aufhörte. Und dann brauchte ich euch nur noch zu unterhalten, bis seine Leute in Stellung waren.«
    Die Tür sprang auf und ein Dutzend bewaffneter Männer flutete in die Wohnung, alle in der vertrauten schwarzen Uniform. Sie schauten sich rasch um, um Gewissheit zu haben, dass der Ort sicher war, wobei ihre Gewehre unentwegt auf Molly und mich gerichtet waren. Molly verhielt sich sehr still. Ich zuckte unmerklich mit den Fingern. Mollys Zauberkräfte bekämpften das Medikament, aber nur sehr langsam. Ich sah auf die Gewehre und fragte mich, warum die Soldaten nicht bereits am Schießen waren - ich an ihrer Stelle wäre es gewesen. Einer der Männer kniete neben mir nieder, fühlte den trägen Puls in meinem Hals und stand zufrieden wieder auf. Er brüllte durch die offene Tür, und seine Einheitsführerin kam hereingeschlendert. Und wäre ich nicht ruhiggestellt gewesen, ich hätte vor Schreck und Wut aufgeschrien.
    Ich kannte die Einheitsführerin. Sie trug alte, abgenutzte Militärklamotten, die steif von getrocknetem, schwarzem Blut waren, das von Kämpfen in einer Höllendimension stammte. Sie trug ihr schwarzes Haar kurz geschnitten, damit Feinde es in einem Nahkampf nicht greifen konnten. Ihr narbiges Gesicht war nicht mehr hübsch und auch ihre nackten, muskulösen Arme waren von Narben überzogen. Ich wusste all diese Dinge über sie, weil ich sie kannte: Es war Janitscharen-Jane, eine alte Freundin und Kollegin von Molly und mir. Nur dass es nicht sie war. Nicht wirklich. Um den Hals trug sie an einer Kette ein kandarianisches Amulett, und das bedeutete, dass dies in Wahrheit mein alter Widersacher Archie Leech war.
    Archie Leech, Körperusurpator und Serienseelenschänder, der einen weiteren gestohlenen Körper in Besitz genommen hatte. Nur hatte er diesmal jemanden genommen, der mir etwas bedeutete, zweifellos als Rache dafür, was ich ihm in jener Eingangshalle in der Harley Street angetan hatte. Archie/Jane stolzierte in Sebastians Wohnung hinein und grinste auf mich herab, wobei sie stolz das Gewehr schwenkte, mit dem sie auf mich geschossen hatte. Und dann schoss sie Sebastian auch einen Beruhigungspfeil in den Hals. Sebastian stürzte zu Boden, zappelte einen Moment lang unbeholfen rum und war dann still, auf seinem Gesicht ein fast komischer Ausdruck des Schreckens. Ich hätte gelacht, wenn ich gekonnt hätte: Der Verräter verraten! Archie spazierte mit übertrieben maskulinen Bewegungen zu ihm hin, die in Janes Körper völlig fehl am Platz wirkten.
    »Das hättest du aber wirklich kommen sehen müssen, Sebastian! Allein zu leben hat dich verweichlicht. Immer den Gentleman-Dieb zu spielen. Bist großspurig geworden, hast geglaubt, keiner könnte dir etwas anhaben. Dir hätte doch klar sein müssen, dass zwei Droods immer mehr wert sein würden als einer.« Sie drehte sich abrupt wieder um, sah auf mich herab und lächelte zufrieden. »Wie findest du meinen neuen Körper, Eddie? Ich dachte, ich schlüpfe mal in was Bequemeres. Weißt du ... ich hasse es, wenn du meine Körper zerstörst, bevor ich mit ihnen fertig bin. Bevor ich das letzte bisschen Spaß aus ihnen herausgequetscht habe. Also nahm ich diesmal große

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