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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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einander los und traten zurück - eine Weile lang zu verlegen, um einander anzusehen, teils weil es keiner von uns gewohnt war, schwach zu sein, aber hauptsächlich wegen der unerwarteten Tiefe unserer Gefühle.
    »Also schön«, sagte Molly irgendwann mit fast normaler Stimme. »Ich geb's zu: Das waren wirklich große Spinnen.«
    »Beharrliche kleine Drecksbiester, was?«, entgegnete ich und versuchte, das Ganze zu verharmlosen, scheiterte jedoch knapp.
    »Du bist verletzt«, stellte Molly fest.
    »Du auch.«
    Irgendwie brachte sie die Kraft für einen schnellen Heilzauber auf, gerade so viel, um unsere Bisse zu heilen und die Kratzer zu schließen. Ich kann nicht sagen, dass ich mich danach besser fühlte, aber ich benahm mich so. Sie brauchte nichts von den sich ausbreitenden Schmerzen in meiner linken Seite zu wissen. Drei Tage, vielleicht vier? Ich glaubte nicht mehr daran.
    »Ich weiß, wo wir sind«, sagte ich. »Die Bibliothek ist nur ein paar Minuten von hier weg.«
    »Dann lass uns gehen!«, sagte Molly. »Aber diese deine Bibliothek sollte den Ausflug besser wert sein, Drood!«
    Ich musste lächeln.

*

    Wir zogen los, den Korridor entlang, froh, wieder in unserer eigenen, behaglichen Welt zu sein. Das Licht war hell und warm und das Herrenhaus voll menschlicher Anblicke und Gerüche. Zum ersten Mal seit langer Zeit war ich froh, zu Hause zu sein. Ich hatte das Gefühl, Jahre im Zwischenraumdunkel verbracht zu haben. Wie hatte ich das als Kind bloß ertragen können? Vielleicht konnte ich damals schneller rennen.
    Molly und ich bogen um eine Ecke, und ein halbes Dutzend Mitglieder meiner Familie kamen durch den Gang auf uns zugeschlendert und schwatzten währenddessen angeregt über den Angriff des falschen Drachen. Alle möglichen Namen wurden als infrage kommende Verdächtige gehandelt, aber ich wurde dabei nicht mal erwähnt. Ich wusste nicht, ob ich mich erleichtert oder beleidigt fühlen sollte. Sie blickten kurz in unsere Richtung, und dann, genau wie der Waffenschmied gesagt hatte, sahen sie wieder weg, als sie unserer Laborkittel ansichtig wurden. Nur um auf der sicheren Seite zu sein, hatte ich das Gesicht bereits in den Händen verborgen, als ob ich verletzt sei. Molly kapierte sofort und stützte mich ab, als wir an den Droods vorbeikamen.
    »Bist selber Schuld!«, tadelte sie mich laut. »Ich habe kein Mitleid mit dir! Wie kann denn einer Schwarzpulver mit Schnupftabak verwechseln?«
    »Meine Nase!«, stöhnte ich. »Hat jemand meine Nase gefunden?«
    Die anderen Droods lachten kurz und gingen weiter. Nur ein weiteres Labormissgeschick, hier gibt es nichts zu sehen, bitte weitergehen. Molly und ich zogen unsere Schau weiter ab, bis wir sicher um die nächste Ecke waren, und da war die Bibliothek, direkt vor uns. Niemand sonst war in der Nähe. Ich probierte die Türen, aber wie erwartet waren sie abgesperrt. Wache stand allerdings immer noch keiner; anscheinend waren alle nach draußen gerannt, um einen Blick auf den Drachen zu erhaschen. Ausgesprochen schlampige Sicherheitsmaßnahmen, ganz und gar schlechte und unprofessionelle Disziplin. Wo sollte das nur hinführen? Ohne Zweifel würde der Seneschall ein oder zwei Sachen dazu zu sagen haben, wenn er irgendwann wieder aufwachte. Ich benutzte den Schlüssel, den der Waffenschmied mir gegeben hatte, und bei der ersten Berührung schwangen die Türen auf. Ich führte Molly hinein, schloss die Türen hinter uns schnell wieder und sperrte ab. Ich wollte nicht gestört werden. Ich wusste nicht, wie lange das hier dauern würde.
    Die Bibliothek schien völlig ausgestorben zu sein. Ich rief ein paarmal, aber niemand kam hinter den hoch aufragenden Regalen hervor, um mich zur Ruhe zu ermahnen. Molly gaffte mit aufgerissenem Mund um sich. Ich nickte verständnisvoll: Die schiere Größe der Bibliothek trifft neue Besucher immer hart.
    »Willkommen in der droodschen Familienbibliothek!«, sagte ich ein klein wenig großspurig. »Kein Schreien, kein Rennen zwischen den Regalen, kein Pinkeln ins flache Ende! Und nein, sie ist nicht so groß, wie sie aussieht; sie ist größer. Nimmt das gesamte untere Stockwerk dieses Flügels ein. Die ganze Welt ist hier drin, irgendwo - wenn man sie finden kann.«
    »Sie ist ... gewaltig!«, sagte Molly endlich. »Wie findet man hier drin überhaupt irgendwas?«
    »Meistens tun wir das nicht«, gab ich zu. »William war der letzte Bibliothekar, der den Versuch unternommen hat, ein offizielles Verzeichnis

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