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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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genommen arbeiteten unsere Forschungslabore pausenlos und unermüdlich, damit wir todsicher immer die Nase vorn haben. Wir haben Waffen hervorgebracht und Antworten auf Waffen, von deren Existenz große Teile der Welt nicht einmal träumen. Wir benutzen, was immer wir müssen, damit die Welt ein sicherer Ort bleibt.
    Ich war überrascht und ein klein wenig beunruhigt darüber, wie viele Katastrophenalarme zu sehen waren; Warnungen vor schwerwiegenden Bedrohungen, die bisher noch nicht auf ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Person oder Gruppe eingegrenzt waren. Und wenn ich schwerwiegende Bedrohung sage, dann meine ich damit eine offensichtliche und gegenwärtige Gefahr für die Welt. Ich hatte den Lageraum noch nie so geschäftig erlebt, mit Leuten, die sich um jede Anzeige, jeden Computer, jeden aktenübersäten Tisch scharten. Da war ein allgemeines Säuseln gemeinschaftlich murmelnder Stimmen, fast als ob man sich in einer Kirche befände. (Gehobene Stimmen werden missbilligt; sie erzeugen Unruhe.) Fortwährend eilten Boten ein und aus und überbrachten Aufzeichnungen und Berichte und hochwichtige Aktualisierungen. Und Kannen frischen Tees. Die Familie läuft mit Tee. Und mit Jaffa Cakes.
    Keiner warf auch nur einen Blick in meine Richtung.
    Die Matriarchin saß, mit steifem Rücken und gelassen aufmerksam wie immer, am größten Tisch und studierte eine endlose Reihe dringender Berichte, so wie sie ihr gerade gereicht wurden. Manche zeichnete sie ab und stimmte damit Maßnahmen zu; andere ließ sie zurückgehen für mehr Einzelheiten. Boten standen Schlange und warteten auf eine Gelegenheit, eine Akte vor sie zu schieben oder ihr vertraulich ins Ohr zu flüstern, ehe sie mit neuen Instruktionen davoneilten. Die Matriarchin gestattete es sich nie, gehetzt oder besorgt zu wirken, und nie wurde sie laut. Falls einmal ein besonders penetranter Bote den Bogen überspannte, indem er eine Einzelheit infrage stellte oder die Wichtigkeit seiner Botschaft nachdrücklich betonte, so genügte ein Blick aus den kalten grauen Augen der Matriarchin, und der Bote brach sich förmlich das Kreuz, während er katzbuckelnd von ihr wegeilte.
    Der Seneschall setzte die Matriarchin von meiner Ankunft in Kenntnis, und sofort drehte sie sich um und sah mich an. Ich erwiderte ihren Blick gelassen und machte mir nicht einmal die Mühe, die gekreuzten Arme vor der Brust wegzunehmen. Sie winkte mich gebieterisch zu sich her, und ich durchquerte gemächlich den Lageraum, um mich zu ihr zu gesellen, und ließ mir dabei bewusst Zeit. Die Matriarchin bedeutete den Umstehenden mit einer knappen Geste, sich zurückzuziehen, und alle nahmen einen gebührenden Abstand ein, damit sie und ich unter vier Augen miteinander reden konnten. Der Seneschall schien tatsächlich empört, mit allen anderen in einen Topf geworfen zu werden, aber er ging. Man diskutierte nicht mit der Matriarchin. Sie stand auf, um mich zu begrüßen, wobei sie ihre übliche kalte und missbilligende Miene zur Schau trug.
    Die Familienmatriarchin, Martha Drood. Groß, elegant und königlicher als jede Königin. Sie war inzwischen in den Mitsechzigern und kleidete sich wie eine Landadelige, lauter aufeinander abgestimmte Tweedsachen, Perlen und unauffälliges Make-up. Ihr langes graues Haar thronte zu einer Skulptur aufgeschichtet auf ihrem Kopf. Zu ihrer Zeit war sie schön gewesen, und ihr kräftiger Knochenbau sorgte dafür, dass sie auch jetzt noch bemerkenswert war. Wie bei der Eiskönigin aus dem Märchen, die einem einen Splitter ihres Eises ins Herz treibt, wenn man noch jung und hilflos ist, so hat man keine andere Wahl, als sie für immer zu lieben. Sie bot mir keine Hand zum Schütteln an, und ich bot nicht an, sie auf die Wange zu küssen. Ausgleich in puncto Ehrerbietungen. Ich nickte ihr zu.
    »Hallo, Großmutter.«
    Die Familie wird von jeher von einer Matriarchin geführt; es ist ein Überbleibsel unseres druidischen Erbes. Martha stammt von einer langen Reihe von Kriegerköniginnen ab, und das sieht man. Ihr Wort ist Gesetz. Als ich ein Kind war, legte ich im Unterrichtsfach Familiengeschichte dem Lehrer dar, dass, wenn sie unsere Königin war, wir Übrigen nur ihre Drohnen waren. Dafür wurde ich viel angeschrien. Rein formal hat die Matriarchin uneingeschränkte Macht über die Familie; in der Praxis steht ihr ein Rat, der sich aus zwölf der herausragendsten Familienmitglieder zusammensetzt, sehr eng zur Seite. Man muss schon etwas wirklich ganz

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